Félix Édouard Vallotton (1865 Lausanne – 1925 Neuilly) war ein äusserst produktiver Maler, Grafiker, Illustrator, Zeichner, Kunstkritiker und Schriftsteller, der in den Jahren 1890–1900 seine vielseitigste Schaffensperiode erlebte. Dank der stilistischen Erneuerung, die er dem Holzschnitt angedeihen liess, war Vallotton im Paris der Jahrhundertwende ein wichtiger Akteur des künstlerischen und literarischen Lebens. Die Illustrationen, die er damals hauptsächlich für die Presse, aber auch für literarische Werke schuf, trugen massgeblich zu seiner Bekanntheit in Frankreich, Deutschland, Grossbritannien und den USA bei. Zu seinen Lebzeiten waren sie der öffentlichste und am weitesten verbreitete Teil seines Œuvres. Im Catalogue raisonné Félix Vallotton illustrateur werden die rund 1200 Illustrationen ausführlich vorgestellt und kommentiert, wodurch eine Lücke in der Vallotton-Forschung geschlossen wird.
In den Grafiken, die er für mehr als vierzig Bücher, fast ebenso viele Zeitschriften sowie für Ephemera entwarf, erweist sich Vallotton als engagierter Beobachter der soziopolitischen und kulturellen Dynamik seiner Zeit. Mit bissigem Strich zeigt und entlarvt er die Krassheit der Autoritäten, die Komik des Alltags und den Kampf der Klassen. Dabei geht die grafische Schärfe mit einem Sinn für das Erzählerische einher: Das Bild verleiht dem Text weitere Bedeutungsebenen, Poesie oder eine parodistische Zuspitzung. Vallottons virtuoser Umgang mit den Bezügen zwischen dem Gesagten und dem Gezeichneten umfasst auch Aspekte des Layouts und der Beschriftung. Mal wird ein Feuilleton durch eine Vignette ornamental akzentuiert, mal zeigt sich sein typografisches Geschick in einem freihändig gestalteten Titel.
Das Forschungsteam, bestehend aus Katia Poletti (FFV, wissenschaftliche Leitung), Sarah Burkhalter (SIK-ISEA, Projektleitung) und Nadine Franci (SIK-ISEA / FFV, wissenschaftliche Mitarbeit), wurde im Rahmen einer wissenschaftlichen und verlegerischen Partnerschaft zwischen der Fondation Félix Vallotton und dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA) vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützt. Zahlreiche weitere öffentliche und private Förderer haben zur Erstellung des Catalogue raisonné beigetragen. Das frei zugängliche Webportal wurde durch Odoma (Lausanne) realisiert.
Bei einem Thema wie der Illustrationsgrafik drängt sich ein Buch auf: Die von der Fondation Félix Vallotton herausgegebene Begleitpublikation zum Catalogue raisonné versteht sich als Einführung und kritische Ergänzung. Unter dem Titel L’Âge du papier. Félix Vallotton illustrateur – eine Anspielung auf Vallottons emblematische Zeichnung, die 1898 in Le Cri de Paris erschien – enthält der Band eine erweiterte Fassung der Einleitung, einen Beitrag zur bislang kaum erforschten Typografie bei Vallotton und einen Essay über das nicht nachlassende Engagement des Künstlers, der sowohl an seinen Positionen als auch an den grafischen Entscheidungen unnachgiebig festhielt.
Die beiden Veröffentlichtungen sind Teil von 2025 | Année Vallotton. Schweizer Kulturinstitutionen feiern die Aktualität von Félix Vallotton (1865–1925) anlässlich des hundertsten Todesjahres des Künstlers.
Angaben zu den Publikationen
Katia Poletti in Zusammenarbeit mit Sarah Burkhalter und Nadine Franci, Félix Vallotton illustrateur. Catalogue raisonné, Lausanne / Zürich : Fondation Félix Vallotton / Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), Reihe «Œuvrekataloge Schweizer Künstler und Künstlerinnen», Band 32, 2025
vallotton-illustrateur.ch
frei zugängliches Webportal, durch Odoma (Lausanne) realisiert
Geleitwort von Roger Fayet und Yves Noël. Vorwort «S’illustrer par l’imprimé» von Sarah Burkhalter und Katia Poletti. Einleitung «L’illustration, pièce manquante du puzzle vallottonnien» von Katia Poletti. Werktexte von Katia Poletti, Sarah Burkhalter und Nadine Franci. Methode / Handbuch, Dank, Bibliografie, Impressum
Katia Poletti (Hrsg.), L’Âge du papier. Félix Vallotton illustrateur, mit Beiträgen von Sarah Burkhalter und Julien Schuh, Vorwort von Marina Ducrey, Lausanne / Mailand: Fondation Félix Vallotton / 5 Continents Editions, 2025, ISBN 979-12-5460-098-6, 20 × 26 cm, 248 Seiten, 200 Farbabbildungen, broschiert, CHF 74.– / € 49.–
Geleitwort von Yves Noël. Vorwort von Marina Ducrey. Essay «L’Âge du papier. Félix Vallotton illustrateur» von Katia Poletti. Portfolio «Félix Vallotton illustrateur». Essay «La typographie d’art de Félix Vallotton» von Sarah Burkhalter. Essay «Une ‹haine native des chiens et des sergents de ville›» von Julien Schuh. Biografische Angaben, Verzeichnis der Zeitschriften, Bücher, Ephemera und anderen Medien mit Illustrationen von Félix Vallotton, Auswahlbibliografie, Personenregister
Die Fondation Félix Vallotton ist das Zentrum für Dokumentation, Forschung und Vermittlung zu Leben und Werk des Malers, Grafikers, Illustrators und Schriftstellers Félix Vallotton. 1998 gegründet, ist sie seit 2019 im Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne (MCBA), in der Geburtsstadt des Künstlers, untergebracht. Dank öffentlicher, institutioneller und privater Unterstützung hat sie mehrere Referenzwerke veröffentlicht: den Catalogue raisonné Félix Vallotton (1865–1925). L’œuvre peint (2005) sowie Félix Vallotton. Critique d’art (2012), beide in Zusammenarbeit mit SIK-ISEA. Neben ihren Forschungsaktivitäten fungiert die Stiftung als Co-Kuratorin von internationalen Ausstellungen, darunter Félix Vallotton. Le feu sous la glace (Paris, Amsterdam, Tokio, 2013–2014), Félix Vallotton. Painter of Disquiet (London, New York, 2019–2020) und Vallotton Forever (Lausanne, 2025).
Das Schweizerische Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA) ist seit über sieben Jahrzehnten das führende kunsthistorische und kunsttechnologische Kompetenzzentrum in der Schweiz. Schwerpunkte seiner Aktivitäten sind Forschung, Dokumentation, Wissensvermittlung und Dienstleistungen im Bereich der bildenden Kunst. Im Zentrum steht dabei das Kunstschaffen in der Schweiz vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Das landesweit tätige Institut mit Hauptsitz in Zürich, einer Antenne romande an der Universität Lausanne (UNIL) und einem Ufficio di contatto am Museo d’arte della Svizzera italiana (MASI) in Lugano hat den Status eines autonomen und nicht-profitorientierten Forschungsinstituts.
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