Bevor Sie sich mit einzelnen Policen im Detail beschäftigen, verschaffen Sie sich am besten einen Überblick, ob Sie überhaupt über alle essenziellen Versicherungen verfügen.
Versicherungsschutz ist immer individuell. Jeder hat andere Risiken abzusichern. Doch eine Faustregel gilt immer: Unkalkulierbare Risiken, die die finanzielle Existenz im Schadensfall bedrohen, sollten unbedingt versichert sein. Fragen Sie sich vor Abschluss einer Police, ob Sie einen Schaden, den die Versicherung abdeckt, aus eigener Tasche bezahlen könnten, ohne dabei bankrott zu gehen. Gehen Sie dabei vom schlimmsten anzunehmenden Szenario aus. Wenn Sie die Frage mit „Ja“ beantworten, können Sie vermutlich auf diese Police verzichten. Wenn Sie mit „Nein“ antworten, schließen Sie besser eine Police ab.
Diese zwei Policen stehen auf der Prioritätenlisten ganz oben und sind für die meisten Menschen ratsam:
- Private Haftpflichtversicherung: Unverzichtbar für jeden – ohne Ausnahme. Fügen Sie anderen versehentlich einen Schaden zu, haften Sie mit Ihrem gesamten Vermögen. Das ist besonders dann existenzbedrohend, wenn Sie zu hohen Schadensersatzsummen verpflichtet werden oder einer anderen Person lebenslange Rentenzahlungen gewähren müssen.
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Unverzichtbar für alle, die auf ihr Einkommen angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Diese Policen können im Einzelfall wichtig sein
- Risikolebensversicherung: Unverzichtbar für alle, die im Todesfall Hinterbliebene zu versorgen haben. Dabei geht es nicht nur darum, das tägliche Leben zu bestreiten, sondern vielleicht auch eine Immobilie abzusichern, die noch abbezahlt wird.
- Hausratversicherung: Diese Police ist der in der Regel sinnvoll und ratsam. Der schlimmste anzunehmende Fall wäre, dass der gesamte Hausrat bei einem Feuer zerstört wird. Würde die Wiederbeschaffung Sie finanziell überfordern – dann schließen Sie eine Police ab! Sind Sie dagegen Student, leben in einem WG-Zimmer und haben sich preiswert vom Flohmarkt eingerichtet, ist die Police möglicherweise verzichtbar.
- Auslandsreisekrankenversicherung: Sie ist für alle zu empfehlen, die Urlaub im Ausland verbringen. Gerade wer außerhalb Europas reist und krank wird, kann im Krankheitsfall finanziell extrem belastet werden, weil hier der Schutz der gesetzlichen Krankenversicherung gar nicht greift. Krankenhausaufenthalte in den USA sind horrend teuer. Im europäischen Ausland greift zwar der Kassenschutz, aber auch hier gibt es Lücken. Der medizinisch sinnvolle Rücktransport in die Heimat ist zum Beispiel nicht gedeckt. Die Police ist sehr günstig – für etwa 20 Euro im Jahr lässt sich die ganze Familie versichern.
- Private Krankentagegeldversicherung: Sie ist für alle wichtig, die selbstständig sind und keine finanzielle Absicherung haben, wenn sie wegen längerer Krankheit nicht arbeiten können. Sie ist aber auch für alle Arbeitnehmer wichtig, die ein hohes Einkommen haben und mit dem Krankengeld der gesetzlichen Krankenversicherung ihren Lebensstandard nicht aufrechterhalten können. Das macht diese Police existenzsichernd.
- Wohngebäudeversicherung: Wenn Sie eine eigene Immobilie haben, sollten Sie auch über eine Wohngebäudeversicherung mit optimalen Bedingungen verfügen. Schließlich ist Ihr Haus oder Ihre Wohnung in den meisten Fällen die größte Investition Ihres Lebens gewesen. Möglicherweise haben Sie diese Police schon vor Jahrzehnten abgeschlossen, als Sie Ihr Eigenheim gekauft haben. Dann enthält diese Police aller Wahrscheinlichkeit nach viele Lücken. Diese Police sollten Sie sich ganz genau anschauen.
- Kfz-Versicherung: Alle, die Auto fahren, benötigen obligatorisch eine Kfz-Haftpflichtversicherung. Allerdings ist in der Sparte sehr viel Bewegung auf dem Markt, jedes Jahr gibt es neue, preisgünstige Tarife. Deshalb lohnt es sich, diese Police jedes Jahr genau unter die Lupe zu nehmen und einen Wechsel in Erwägung zu ziehen.
Diese Policen sind verzichtbar
Es gibt Policen, auf die Sie verzichten können. Meist sind das Policen, die nur einen sehr begrenzten Versicherungsschutz bieten, die viele Ausschlüsse enthalten oder bei denen Beitrag und Leistung nicht in Relation stehen. Beim Versicherungsschutz gilt Qualität vor Quantität: Versichern Sie existenzielle Risiken umfangreich und sparen Sie dafür an verzichtbaren Policen, in dem Sie sie kündigen.
Beachten Sie bei der Einschätzung, welche Policen verzichtbar sind, dass in Ihrem individuellen Fall andere Prioritäten und Notwendigkeiten gelten können. Wir geben hier nur den Fall wieder, für den der Zusatz „in der Regel“ gilt.
- Unfallversicherung: Die Unfallversicherung ist beliebt, aber man kann auch ohne leben. Denn die Police versichert nur einen kleinen Ausschnitt: die Invalidität durch Unfall. Das passiert statistisch gesehen zum Glück nicht häufig. Viel öfter kommt die Invalidität durch Krankheit vor. Hier bietet die Police jedoch keinen Schutz. Die Berufsunfähigkeitsversicherung hat immer Vorrang vor dem Unfallschutz. Wer aber keine Berufsunfähigkeitsversicherung erhält, kann mit einer Unfallversicherung zumindest ein Teilrisiko absichern. Eine Ausnahme sind ältere, alleinlebende Menschen, für die unter Umständen eine Seniorenunfallversicherung mit Top-Bedingungen sinnvoll sein kann. Hier sind dann vor allem die Assistanceleistungen interessant, lesen Sie mehr dazu im Abschnitt weiter unten.
- Private Krankenzusatzversicherung: Die Police setzt sich aus einzeln abzuschließenden Bausteinen zusammen. Man kann sich mehr Leistung beim Zahnarzt sichern, den Heilpraktikerbesuch oder sich Status des Privatpatienten bei einem stationären Krankenhausaufenthalt, um nur die wichtigsten Leistungen zu nennen. Das mag wünschenswert sein, ist aber nicht essenziell. Am ehesten ist der Zusatzschutz für den stationären Aufenthalt ein vielleicht wünschenswertes Extra, weil es die freie Krankenhauswahl und die Chefarztbehandlung sichert.
- Private Pflegezusatzversicherung: Sie wird immer wieder als wichtig angepriesen, aber die Beiträge für die Police sind sehr teuer geworden. Die Police kann allenfalls ein Einkommens- oder Vermögensschutz sein, wenn man sein Erspartes nicht für einen Pflegeheimaufenthalt ausgeben möchte, sondern lieber für den Ehepartner oder die Erben aufheben möchte. Einen Pflegeheimaufenthalt von zuweilen 3.500 Euro pro Monat zu decken, ist mit der Police in der Realität kaum möglich. Hat man keine Police und kann das Geld für ein Pflegeheim nicht aufbringen, springt das Sozialamt sein. Kommt man nicht ins Heim, hat der Versicherer gewonnen – eingezahlte Beiträge erhält man nicht zurück.
- Rechtsschutzversicherung: Die Police enthält viele Ausschlüsse und deckt viele Streitfälle nicht ab, die aber häufig vorkommen – zum Beispiel Familienstreitigkeiten um Unterhalt, Sorgerecht oder Erbe. Sinnvoll kann jedoch eine Verkehrsrechtsschutzversicherung sein. Aber wer sich den Anwalt im Ernstfall leisten kann, benötigt den Schutz eher nicht.
Biallo-Tipp: Haben Sie eine separate Reisegepäck- oder Glasbruchversicherung? Die können Sie kündigen. Ihr Reisegepäck ist über die Hausratversicherung größtenteils gedeckt. Auch Glasbruch ist oft über die Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung abgedeckt. Außerdem enthält sie viele Leistungsausschlüsse und der Beitrag steht oft nicht in Relation zur Leistung.
Verwendete Quellen:
Verbraucherzentrale:
Bund der Versicherten:
https://www.bundderversicherten.de/de/gut-beraten/versicherungsrechner/bedarfscheck
Experteninterview: Philipp Opfermann, Versicherungsexperte, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
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