Alles begann in Reinickendorf. Und zwar am 19. Oktober 2002 anlässlich der 5. Berliner Hospizwoche. Da nämlich wurde ein Format geboren, aus dem dann drei Jahre später die beliebte Fachtagung Palliative Geriatrie Berlin werden sollte.
„Lebensqualität und Altersmedizin – im Leben und im Sterben“, so lautete damals der Titel einer Vortragsveranstaltung, die von der Zentralen Anlaufstelle Hospiz in Zusammenarbeit mit der Telefonseelsorge Berlin konzipiert wurde.
Ein Thema, das unter den Nägeln brannte, wie es Dirk Müller, Leiter des Bereichs Hospiz und Palliative Geriatrie im Unionhilfswerk und „Erfinder“ der Fachtagung, ausdrückt. „Wir waren überzeugt, dass es innerhalb der Berliner Hospizwoche unbedingt auch eine Veranstaltung zum Thema Alter geben muss. Im Fokus stand die Frage, wie es gelingen kann, die Lebensqualität älterer Menschen – auch im Sterben – zu sichern“, so Müller.
Vom Erfolg der Fachtagung: Tue Gutes und rede davon
Die Veranstaltung erwies sich als großer Erfolg und schnell stand fest: Es soll weitergehen. Und es ging weiter – drei Jahre später war unter dem Titel „Oma pflegen kann doch (nicht) jeder!“ die erste Fachtagung geboren. Sechs Vortragende aus der Pflege, Palliativ Care, Palliativmedizin und Ethik füllten die Tagung inhaltlich mit Leben. Veranstaltungsort war und ist bis heute die Konrad-Adenauer-Stiftung, und der Begriff „Palliative Geriatrie“ war offiziell eingeführt.
Zwanzig Jahre später nun, am 10. Oktober 2025, feierte die Fachtagung Palliative Geriatrie vor ausverkauftem Haus ihr rundes Jubiläum. Gefragt, was seit zwei Dekaden den Geist der Berliner Tagung ausmacht, muss Dirk Müller nicht lange überlegen: „Bei uns fühlen sich die Leute einfach wohl. Wir sind keine klassisch wissenschaftliche Tagung, machen aber auch kein primitives Zeug. Es ist eine besondere Community, tolle Menschen aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg, die sich in Berlin zusammenfindet.“
Seitdem – und das vielleicht auch ein Verdienst der Tagung – hat sich einiges getan, ist das Bewusstsein für ein „Lebenkönnen“ in Würde in der Altenpflege gewachsen. Die Sterbebedingungen haben sich in den Einrichtungen, in der ambulanten Pflege, aber auch in Krankenhäusern verbessert. Doch es gibt noch viel zu tun, und längst nicht überall werden Alte im Sinne Palliativer Geriatrie behandelt und versorgt. Dies zu reflektieren, zu würdigen, was in Sachen Palliativer Geriatrie in den letzten zwanzig Jahren geschehen ist, darum ging es auf der Jubiläumstagung, die unter dem Motto der Vision vom „Leben Können und Sterben Dürfen“ stand. Eine gelungene Veranstaltung mit spannenden, tiefgründigen Vorträgen, der am Vorabend der Festempfang zum zehnten Jubiläum der Fachgesellschaft Palliative Geriatrie (FGPG) vorausging.
Kinoabend und Punkkonzert
Wie vielfältig die Angebote des Bereichs Hospiz und Palliative Geriatrie insgesamt sind, zeigen auch die Veranstaltungen, die rund um die Themen Sterbewünsche alter Menschen, Vorsorge für das Lebensende oder Umgang mit Tod und Trauer für Aufmerksamkeit gesorgt haben.
So organisierte die Zentrale Anlaufstelle Hospiz (ZAH) unter dem Motto „Sterben wünschen“ im 100-jährigen Filmtheater am Friedrichshain einen Kinoabend. Gezeigt wurde François Ozons bewegender Beitrag „Alles ist gutgegangen“, der 2022 im Wettbewerb von Cannes lief und zum Publikumserfolg avancierte. Themen wie selbstgewählter Abschied, Lebens-Müdigkeit, der Wunsch nach Freitod, die Akzeptanz des freien Willens und letztlich das Loslassenkönnen eines geliebten Menschen wurden in dem französischen Streifen nüchtern und mit großer Leichtigkeit beleuchtet. Das jedenfalls empfanden die rund 90 Interessierten, die der Einladung folgten.
Im Anschluss an den Film hatte das Publikum die Möglichkeit, mit Experten zum Thema zu diskutieren. Auf dem Podium stellen sich Dr. Michael de Ridder, Palliativmediziner und Vorsitzender der Hans-Joachim-und-Käthe-Stein-Stiftung für Palliativmedizin, Prof. Dr. phil. Birgit Wagner, Spezialambulanz für Suizidprävention der MSB Medical School Berlin, sowie Dirk Müller vom Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie den Fragen.
Unter dem vielleicht etwas gewagten Motto „Lautstark Richtung Sarg“ ließen es dann, ebenfalls veranstaltet von der ZAH, am 3. Oktober vier Bands im Kreuzberger Klub „Bi Nuu“ krachen. Mit dem Konzert wollte die ZAH zum einen neue Zielgruppen für die Auseinandersetzung mit Lebensend- und Vorsorgethemen gewinnen. Zum anderen sollte ein Zeichen gesetzt werden, dass Punk und Metal sich auf lebensbejahende Weise mit der Endlichkeit des Lebens, der Radikalität des Todes und der Trauer um Verluste auseinandersetzen können.
Eine Rechnung, die aufging: Rund 300 Musikfans, viele von ihnen U 30, waren gekommen, hatten sichtlich Spaß an der Musik, lauschten aber auch den eindringlichen Worten von Thomas Palavinskas, der das Motto des Abends erklärte und inhaltlich auf die Arbeit der ZAH einging. „Unsere Musik kann durch ihre Energie und die ehrlichen Texte dazu beitragen, über den Tod und Endlichkeit nachzudenken, aber auch das Leben zu feiern“, so Palavinskas, der gemeinsam mit seinem Kollegen Lutz Martin die Idee zu diesem Konzert hatte.
Doch nicht nur als Moderator war der ZAH-Leiter an diesem Abend unterwegs. Palavinskas heizte als Sänger und Leadgitarrist mit seiner Band „Die GrossstadtPiraten“ dem Publikum ein. Und auch die zweite Band des Abends hatte quasi ein inhaltliches „Heimspiel“: Lutz Martin, Berater in der ZAH und Sänger von „Muffenklaus“, sorgte für Begeisterungsstürme bei den Fans.
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