Talanx bleibt Klima-Schlusslicht unter großen deutschen Versicherern

Kurz vor der heutigen Hauptversammlung des Rückversicherers Hannover Re und der morgigen Hauptversammlung seines Mutterkonzerns Talanx weisen urgewald und ihre polnische Partnerorganisation "Development Yes – Open-Pit Mines No!" auf die Klimagefahren in der Bilanz beider Konzerne hin.

Talanx und Hannover Re, beides Schwergewichte in ihren Branchen, haben vor einem Jahr erstmals Einschränkungen ihrer Kohle-Geschäfte angekündigt. Beide Richtlinien enthalten aber bis heute wesentliche Lücken. So kündigte der Konzern Talanx an, er werde "ab sofort grundsätzlich keine Risiken bei neu geplanten Kohlekraftwerken und -minen zeichnen", ließ aber Ausnahmen zu für "Staaten, in denen der Anteil von Kohle im Energiemix besonders hoch ist und in denen kein ausreichender Zugang zu alternativen Energien besteht".[1]

Talanx stellte auf der Hauptversammlung 2019 fest, dass diese Ausnahmen auch für das EU-Land Polen gelten, wo Talanx mit seiner Tochtergesellschaft Warta Geschäfte mit der expandierenden Kohleindustrie betreibt. Zusammen mit dem polnischen Unternehmen PZU ist Warta sogar der einzige Versicherer in Polen, der neue Kohleprojekte nicht von Versicherungen ausschließt.

So ist Warta an der Versicherung der zwei neuen Kohleblöcke des Kraftwerks Opole mit einer Gesamtkapazität von 1.800 Megawatt beteiligt, die vergangenes Jahr ihren Betrieb aufnahmen. Schon vor der Erweiterung erzeugte Opole 5,8 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Auch an der Absicherung der Kohlekraftwerke des polnischen Unternehmens Tauron ist Warta beteiligt.

Die polnischen Kohletagebaue haben ebenfalls verheerende Auswirkungen. Ein Beispiel ist der Tagebau Turow im deutsch-tschechisch-polnischen Grenzgebiet, der derzeit erweitert werden soll. Lokale Gemeinden wenden sich klar gegen die Minen-Erweiterung mit all ihren Folgen wie Enteignungen, Umwelt- und Gesundheitsschäden. Die Absicherung von Warta für Turow lief Ende 2019 aus, die neue Talanx-Kohlerichtlinie schränkt solche Geschäfte in Zukunft aber nicht ein – und das, obwohl Turow neben massiven Klimaschäden auch für schwere Luftverschmutzung verantwortlich ist.[2]

Kuba Gogolewski, leitender Finanz-Campaigner bei Development Yes – Open-Pit Mines No, sagt: "Angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Depression und des Einbruchs der Stromnachfrage sind neue Kohleprojekte schlicht Geldverschwendung. Talanx könnte mit einem Ausschluss ein entscheidendes Zeichen für das Ende des Kohlezeitalters setzen."

Gogolewski ergänzt: "Jedes Jahr sterben in Polen über 40.000 Menschen vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung. Schlechte Luftqualität verschlimmert die Folgen der Gesundheitsschäden durch Corona-Viren, ebenso wie das CO2 der polnischen Bergwerke und Kraftwerke die Auswirkungen der Klimakrise weltweit verschärft."

Regine Richter, urgewald-Energie-Campaignerin ergänzt: "Talanx hat sich eine große Hintertür in seine Richtlinie eingebaut, damit seine Geschäfte in Polen weiterlaufen können. Geschäft geht vor Klima- und Gesundheitsschutz. Damit bleibt Talanx das Klima-Schlusslicht unter den großen deutschen Versicherern. Der Konzern sollte seine Richtlinie schärfen und keinerlei Ausnahmen zulassen. Das muss auch für seine Konzerntochter Hannover Re, einer der größten Rückversicherer der Welt, gelten."

Hintergrundinformationen zu den Lücken in der Kohle-Richtlinie von Talanx: https://t1p.de/b6ne

[1] Talanx gibt an, das Unternehmen werde "in Einzelfällen und nach Prüfung der technischen Standards eine limitierte Zahl von Ausnahmen beim Versicherungsschutz zulassen", vgl.: https://www.talanx.com/newsroom/unternehmensmeldungen/2019/2019-04-18.aspx?sc_lang=de-de

[2] https://rozwojtak-odkrywkinie.pl/en/component/k2/item/download/78_fdd1f807183fb98345dfb6010a2d7912

 

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