Die Online-Mitgliederversammlung diskutierte die Lage des privaten Radios sowie des lokalen und regionalen TV zu Beginn des zweiten Pandemiejahres. Der lange Lock down habe die Ausgangslage für die Sender noch schwieriger gemacht, als dies vor einem Jahr beim ersten Stillstand der Wirtschaft der Fall war.
Viele Kunden zumal in der Region hätten einfach nicht mehr genügend Liquidität, um Werbung zu schalten, auch wenn das angesichts der absehbaren stufenweisen Öffnung sinnvoll wäre. „Gerade Radio ist ein optimales Restart-Medium“, betont Olaf Hopp. Anbieter von Waren und Dienstleistungen können hier reaktionsschnell und ausgerichtet auf einzelne Regionen darauf hinweisen, dass sie wieder am Markt sind.
Etwa Sonderangebote oder besondere Öffnungszeiten und Maßnahmen zum Infektionsschutz ließen sich effektiv an das breite Publikum kommunizieren.
Der Privaten tragen maßgeblich zur Vielfalt der Hörfunk- und regionalen TV-Landschaft bei und sind systemrelevant. Dies haben sie in den letzten Monaten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. „Allerdings ist in den letzten Monaten ein großes Ungleichgewicht im dualen Rundfunksystem entstanden“, so Hopp. „Während die Öffentlich-Rechtlichen durch den Rundfunkbeitrag abgesichert sind, haben die Privaten mit massiven Werbeausfällen zu kämpfen. Weitere Maßnahmen von Seiten der Politik sind dringend vonnöten, um das duale System in Deutschland zu schützen und die Medienvielfalt in ihrer jetzigen Form zu erhalten.“
Die APR begrüßt ausdrücklich, dass im vergangenen Jahr Teile der Verbreitungskosten der Radiosender für UKW und DAB+ durch ein Hilfspaket übernommen wurden. Unverständlich ist allerdings, dass der nicht ausgeschöpfte Betrag nicht in das Jahr 2021 übertragen wurde und der private Rundfunk im zweiten „Hilfspaket Kultur“ nun überhaupt nicht mehr berücksichtigt wird. Hier fordert die APR dringend Nachbesserungen.
Olaf Hopp warnt: „Die finanzielle Unsicherheit verursacht, dass bei vielen Mitgliedern wichtige Zukunftsinvestitionen unter anderem in die Digitalisierung aufgeschoben werden müssen und dies perspektivisch nachteilige Konsequenzen für die Geschäftsentwicklung birgt. Dies gilt es von der Politik zu berücksichtigen.“
Die Weiterentwicklung der klassischen elektronischen Medien im Wettbewerb mit digitalen Streaming-Angeboten war ein weiterer Schwerpunkt der Versammlung.
„Es wird die Notwendigkeit gesehen, die Wettbewerbsfähigkeit des privaten Rundfunks grundsätzlich zu sichern – alle Marktteilnehmer müssen den gleichen Bedingungen unterworfen werden und die diskriminierungsfreie Auffindbarkeit aller Angebote muss gewährleistet sein“, so der APR-Vorsitzende. „Wir brauchen eindeutig formulierte Satzungen zum Medienstaatsvertrag und kontinuierliche Kontrollen, die auch die Medienintermediäre einschließen müssen. Die sogenannten GAFAs gehen auch aus der Krise als Gewinner hervor und können so ihre Marktmacht und ihre finanziellen Möglichkeiten noch weiter ausbauen. Man muss sich das verbildlichen: Die vier großen Konzerne Google, Amazon, Facebook und Apple machen doppelt soviel Gewinn wie alle 30 deutschen DAX Unternehmen zusammen.“
Die entsprechenden Voraussetzungen im Urheberrecht durch den Gesetzgeber aber auch die Verwertungsgesellschaften und die regulatorischen Rahmenbedingungen müssten stärker auf diese Situation eingehen. Die APR-Mitgliederversammlung hat in diesem Zusammenhang die hohe Bedeutung der Diskussion um das DSA-Regelungspaket (Digital Services Act und Digital Market Act) der europäischen Union unterstrichen.
Olaf Hopp resümiert: „Ich bin trotz aller widrigen Umstände überzeugt, dass wir diese großen Herausforderungen durch einen Schulterschluss aller Marktteilnehmer meistern werden. Gerade Radio hat seine Stärke gezeigt, dass es auch in Krisenzeiten seinen Vorteil nutzen kann, ein sehr schnelles und flexibles Medium zu sein.“
Dem Vorstand der APR gehören an: Olaf Hopp (Radio ENERGY Deutschland), Carsten Dicks (BG-Verband NRW), Harald Gehrung (Radio ffn), Holger Paesler (Verband Privater Rundfunkanbieter Baden-Württemberg – VPRA), Felix Kovac (Antenne Bayern), Rainer Poelmann (Regiocast/Vereinigung Sächsischer Rundfunkanbieter – VSR), Markus Rick (Verband Bayerischer Rundfunkanbieter – VBRA) und Willi Schreiner (Verband Bayerischer Lokalrundfunk – VBL).
Als Fachgruppensprecher wurden bestätigt: Carsten Dicks (Sozialpolitik), Markus Haas (VBRA, Digitale Plattformen) und Enno Santjer (Regiocast, Technik). Neu eingerichtet wurde die Fachgruppe „Innovation Audio“, die Joe Pawlas (Antenne Deutschland) leitet.
Die APR ist föderal aufgebaut. In der Mitgliederversammlung sind stimmberechtigt sechs Landesverbände sowie die Sektion Einzelmitglieder, die nicht über einen Landesverband organisierte Mitglieder zusammenfasst. Die APR vertritt auf diese Weise mittelbar oder unmittelbar 290 Mitglieder aus dem Bereich des privaten Hörfunks und des lokalen und regionalen Fernsehens. Sie wurde 1990 gegründet.
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