Stachelige Neuzugänge

June reagierte eher skeptisch, als sie ihren Artgenossen Anfang Mai zum ersten Mal sah. Das Baumstachlermännchen, das im Zoologischen Garten Olomouc in Tschechien geboren wurde, zeigte sich seiner Zukünftigen aber selbstbewusst und erkundete unbeeindruckt sein neues Zuhause in Hamburg. Die Nordamerikanischen Baumstachler (Erethizon dorsatum) leben gemeinsam in einer Anlage bei den Präriehunden und Bisons.

Baumstachler oder Ursons sind hervorragende Kletterer und nachtaktiv. Im Tierpark Hagenbeck verbringen die Tiere die meiste Zeit auf den Bäumen ihrer Anlage. Die Säugetiere sind in den Wäldern Nordamerikas zu Hause und können ein Gewicht von rund 15 Kilogramm erreichen, bei einer Kopf-Schwanz-Länge von etwa 60 bis 70 Zentimetern. Damit sind Baumstachler, nach dem Biber, die zweitgrößten Nagetiere Nordamerikas. Die Tiere werden auch Neuwelt-Stachelschweine genannt, da ihr Körperbau dem von Stachelschweinen ähnelt und weil sie auf ihrem Rücken circa 30.000 Stacheln tragen. Die Stacheln sind mit kleinen Widerhaken versehen und etwa 2 Millimeter dick und 7,5 Zentimeter lang. Bei Gefahr sträuben sich die Tiere und schlagen mit ihren Schwanzkeulen um sich. Die lose in der Haut verankerten Stacheln können dann leicht im Körper des Gegners hängen bleiben.

Auch bei den Weißschwanz-Stachelschweinen (Hystrix indica) gab es einen männlichen Neuzugang, um frisches Blut in die Gruppe zu bringen. Doch noch ist das Männchen, das im Juli 2020 in Polen geboren wurde, zu jung, um selbst Nachwuchs zu zeugen.

Weißschwanz-Stachelschweine gehören zu den Nagetieren. In ihrem Lebensraum Indien und dem asiatischen Teil der Türkei bewohnen sie gemäßigte Wälder, Tropenwälder und Savannen. Ihre scharfen Nagezähne beißen am liebsten in Pflanzenknollen, Wurzeln, Baumrinde, Früchte und mitunter Aas. Ihre Stacheln gehören mit einer Länge von bis zu 40 Zentimetern und einem Durchmesser von sieben Millimetern zu den längsten Stacheln aller Säugetiere.

Fälschlicherweise wird angenommen, dass Stachelschweine ihre Stacheln bei Gefahr schießen können. Wenn sich Feinde wie Großkatzen oder Greifvögel nähern, rasseln die Tiere mit ihrem Schwanz und stellen ihre Stacheln als Abwehrstrategie auf. Zeigt sich der Feind unbeeindruckt, bewegen sich die Stachelschweine rückwärts auf ihn zu und rammen ihrem Gegner die Stacheln in den Körper. Die Stacheln sind mit mikroskopisch feinen Haken entgegen ihrer Eindringrichtung versehen, so können sie leichter in die Haut eines Angreifers eindringen, aber nur sehr schwer entfernt werden.

Dr. Flügger, Tierarzt bei Hagenbeck kennt die Tiere genau: „Auch wenn unsere Neuzugänge verwandte Tiere sind, so ist ihre Lebensweise dennoch unterschiedlich. Baumstachler leben vorzugsweise auf Bäumen, wobei Stachelschweine reine Bodenbewohner sind. Mit den Neuzugängen hoffen wir auf weiteren Nachwuchs bei beiden Tierarten“.

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