Saarwirtschaft verringert Wachstumslücke gegenüber dem Bund

„Nach einem schwachen Jahr 2016 konnte die Saarwirtschaft in diesem Jahr einen Gang zulegen. Wesentlich dazu beigetragen hat die kraftvolle Industriekonjunktur, die insbesondere von der Nachfrage im wiedererstarkten Euroraum profitierte. Gestützt wurde die Konjunktur auch von der Binnennachfrage. Allerdings fielen die vom privaten Konsum und den Investitionen ausgehenden Wachstumsbeiträge hierzulande geringer aus als im Bund. Für das jetzt zu Ende gehende Jahr rechnen wir mit einem Wachstum von gut einem Prozent. Die Saarwirtschaft dürfte damit nur etwa halb so kräftig wachsen wie die deutsche Wirtschaft im Ganzen.

Für 2018 zeichnet sich ab, dass sich der Aufschwung an der Saar beschleunigt. Die Saarwirtschaft profitiert dabei vor allem von ihrem hohen Industrieanteil, der immer dann von Vorteil ist, wenn die Weltwirtschaft floriert und die unternehmerische Investitionstätigkeit in Deutschland anzieht. Der private Konsum wird die Saarkonjunktur zwar weiterhin stützen, aber erneut keinen signifikanten Wachstumsbeitrag leisten. Insgesamt rechnen wir für das kommende Jahr damit, dass die Saarwirtschaft die Wachstumslücke zum Bund ein Stück weit schließen kann. Aus unserer Sicht sollte ein Saarwachstum von rund 1,5 Prozent möglich sein, gegenüber 2,2 Prozent im Bund.“ So fasste IHK-Hauptgeschäftsführer Heino Klingen die Lage und die Perspektiven der Saarwirtschaft zum Jahreswechsel zusammen.

Die IHK begründet ihre Prognose vor allem mit der guten Verfassung der Saarindustrie. Anders als in 2016 konnte sie bei Umsätzen und Auftragseingängen stärker zulegen als die Industrie im Bund. In den ersten zehn Monaten des Jahres erzielte sie ein Umsatzwachstum von 6,7 Prozent (Bund 5,5 Prozent). Der wichtigste Wachstumstreiber war der Export. Er legte in den ersten drei Quartalen um 5,4 Prozent zu. Vor allem stiegen die Ausfuhren in die Eurozone (plus 9,3 Prozent). Dadurch konnten die leicht rückläufigen Exporte in die USA mehr als ausgeglichen werden. Damit zeichnet sich ab, dass der Exportrekord des Vorjahres in Höhe von 15,5 Milliarden Euro in diesem Jahr übertroffen werden kann.

Zu verdanken ist die positive Entwicklung der Saarindustrie vor allem dem Maschinenbau und der Stahlindustrie, die ihren Umsatz in den ersten zehn Monaten um 21,3 beziehungsweise 20,7 Prozent steigern konnten. „In der Stahlindustrie zahlt sich inzwischen aus, dass die EU mit Antidumpingzöllen gegen chinesische Stahlexporte vorgeht“, so Klingen. Zuwächse verzeichneten zudem die Hersteller elektronischer Ausrüstungen (9,6 Prozent) sowie die Gummi- und Kunststoffindustrie (7,5 Prozent). Ein moderates Plus erzielten auch die Hersteller von Metallerzeugnissen und das Ernährungsgewerbe, während die Gießereien und der Fahrzeugbau ins Minus rutschten.

Im Fahrzeugbau spielten Sondereffekte eine Rolle, die während der Sommermonate zu Produktionseinbußen führten. Dadurch ist der Umsatz im Fahrzeugbau in den ersten zehn Monaten um 2,6 Prozent zurückgegangen. Inzwischen hat sich die Lage aber wieder normalisiert, sodass im kommenden Jahr wieder stärkere Impulse aus dieser Branche zu erwarten sind. Dafür spricht auch die gute Auftragslage. Aktuell übertreffen die Bestellungen das Vorjahresniveau um 9,5 Prozent. Insgesamt konnte das Verarbeitende Gewerbe im Saarland ein kräftiges Auftragsplus von 10,8 Prozent in den ersten zehn Monaten verbuchen, während bundesweit nur ein Zuwachs von 6,3 Prozent in den Büchern steht.

Das ist eine gute Ausgangslage für das kommende Jahr. Zumal alle für die saarländische Exportwirtschaft wichtigen Absatzmärkte im Aufschwung sind. Internationale Organisationen wie die OECD und der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostizieren für 2018 deshalb auch einen Anstieg der globalen Wirtschaftsleistung in Höhe von 3,7 Prozent. Davon wird die Saarindustrie aufgrund ihrer starken Exportindustrie profitieren. Denn rund 70 Prozent unserer Industrieproduktion gehen direkt oder indirekt ins Ausland. Klingen: „Wir erwarten deshalb ein Exportplus von rund fünf Prozent im kommenden Jahr.“

Positiv ist auch, dass wegen guter Absatzchancen und stark ausgelasteter Kapazitäten bundesweit die Investitionstätigkeit ansteigt. Hiervon profitiert die Saarindustrie ebenfalls, vor allem der Maschinen- und Anlagenbau. Dagegen ist die Investitionsnachfrage der öffentlichen Hand im Saarland weiter schwach. Allein im letzten Jahr (neuere Zahlen liegen nicht vor) investierten Land und Kommunen rund 130 Euro je Einwohner weniger als im Schnitt der Flächenländer. Insgesamt hat sich durch die unterdurchschnittliche Investitionstätigkeit insbesondere der Kommunen seit 2005 ein Investitionsrückstand in Höhe von 1,3 Milliarden Euro aufgestaut – Tendenz weiter steigend. Von den öffentlichen Investitionen sind daher auch im kommenden Jahr kaum Impulse für das Saarwachstum zu erwarten.

Die gute Arbeitsmarktentwicklung und das anhaltend niedrige Zinsumfeld treiben zwar weiterhin den privaten Konsum. Allerdings dürfte sein Wachstumsbeitrag im Saarland wegen der rückläufigen Bevölkerung anders als im Bund weiterhin gering bleiben. In den vergangenen zehn Jahren schrumpfte die saarländische Bevölkerung um 50.000 Personen.

Arbeitsmarkt tendiert weiter freundlich

Das zu Ende gehende Jahr 2017 war eines der erfolgreichsten Jahre für den saarländischen Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung ist im Trend kontinuierlich gestiegen und erreichte mit fast 390.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern im November ein zuvor nie gesehenes Hoch. Angesichts der guten konjunkturellen Rahmenbedingungen und großer Bedarfe im sozialpflegerischen Bereich wird die Beschäftigung auch in 2018 weiter steigen. „Wir erwarten 3.000 zusätzliche Arbeitsplätze. Die Arbeitslosigkeit dürfte allerdings nicht in dem Maße sinken wie die Beschäftigung steigt. Grund dafür ist, dass immer mehr Flüchtlinge nach Abschluss ihrer Integrationskurse dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Dennoch dürfte die Arbeitslosenquote in Richtung sechs Prozent tendieren. Das heißt aber auch, dass der Fachkräftemangel im nächsten Jahr immer spürbarer werden dürfte“, so Klingen.

Aus Sicht der IHK wird es im nächsten Jahr verstärkt darauf ankommen, die Erwerbspotenziale von Frauen, Älteren und Migranten noch stärker in den Blick zu nehmen und das „Zukunftsbündnis Fachkräfte Saar“ mit Leben zu füllen. Nur so kann verhindert werden, dass der Bewerber- und Fachkräftemangel zur Wachstumsbremse wird.

Standortattraktivität verbessern!

Das Jahr 2018 wird ein Jahr, in dem die Landespolitik konsequent die Weichen in Richtung Zukunft stellen muss. Ihr verbleiben noch zwei Jahre bis in 2020 die Besserstellung des Saarlandes im Bund-Länder-Finanzausgleich greift. Diese Zeit sollte sie für eine umfassende Bestandsaufnahme des Sanierungsbedarfs im Land und zur Vorbereitung standortprägender Leitinvestitionen nutzen. Wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang auch, dass sie Initiativen für eine Stärkung der Investitionskraft der Kommunen ergreift.

Nicht minder wichtig ist aus Sicht der IHK, dass die Landesregierung ihr im Koalitionsvertrag angekündigtes Standortkonzept möglichst rasch verabschiedet und darin klar zum Ausdruck bringt, was sie gegen die überdurchschnittlich hohen Standortkosten (Gewerbesteuern, Grunderwerbssteuer, Umweltgebühren, Wassercent) tun will. „Unternehmerische Investitionen müssen sich im Saarland mindestens ebenso gut rechnen wie in anderen Regionen. Jeder Verstoß gegen dieses ökonomische Gebot kostet Wirtschaftskraft und Zukunftschancen“, so Klingen.

Schließlich sollte die Landesregierung den Strukturwandel im Fahrzeugbau aktiv begleiten und unterstützen. Die in der „Zukunftsstudie Autoland Saarland“ genannten Handlungsempfehlungen bieten eine gute Grundlage dafür – insbesondere der Ausbau der Wertschöpfungsketten durch eine intensivere themen- und projektspezifische Vernetzung, die Stärkung der anwendungsorientierten Forschung sowie die Entwicklung neuer Konzepte zur Verbesserung des Wissens- und Technologietransfers. Dazu gehört aber auch, dass sich die Landesregierung noch stärker als bisher darum bemüht, auf strategische Entscheidungen in Konzernzentralen Einfluss zu nehmen.

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