Polypharmazie – des Guten zu viel? Medikations-Management bei Menschen mit Demenz

Mehr als acht Millionen ältere Menschen werden in Deutschland jährlich stationär behandelt. 40 Prozent aller über 65-jährigen Patienten in Allgemeinkrankenhäusern weisen kognitive Störungen auf, fast jeder Fünfte leidet an Demenz.[1] Mit dem Programm „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“ unterstützt die Robert Bosch Stiftung bundesweit 17 Projekte, die vorbildliche Konzepte für Patienten mit der Nebendiagnose Demenz in der Praxis umsetzen. Zu diesen zählt auch das gemeinsame Projekt des KLINIKUMS CHRISTOPHSBAD und der ALB FILS KLINIKEN unter dem Thema „Interdisziplinäres und multiprofessioneller Medikations-/Polypharmazie-Management bei Menschen mit Demenz“.

Sie kommen mit Knochenbrüchen, Lungenentzündungen, Schlaganfällen oder Harnwegsinfektionen ins Krankenhaus, benötigen aber häufig viel mehr als eine Behandlung. Bei der Aufnahme ins Krankenhaus wird die Nebendiagnose Demenz oft noch gar nicht erkannt. Dabei belastet die Krankenhaussituation Betroffene zusätzlich, da sie die fremde Umgebung und die unbekannten Abläufe nicht einordnen können. Das stellt auch die Klinikbelegschaft vor Herausforderungen. Die Robert Bosch Stiftung fördert seit 2012 Vorhaben, die gezielt auf die Bedürfnisse von Patienten mit der Begleitdiagnose Demenz im Akutkrankenhaus eingehen.

Seit dem Programmstart 2012 haben sich insgesamt 500 Krankenhäuser um eine Förderung beworben. Für die dritte Programmrunde wurden fünf vielversprechende Konzepte in Arnsberg, Berlin, Bremervörde, Göppingen und Magdeburg ausgewählt. Die Projekte werden durch die Otto und Edith Mühlschlegel Stiftung in der Robert Bosch Stiftung gefördert. Dafür stellt die Stiftung insgesamt über 450.000 Euro zur Verfügung.

Göppinger Projekt: Unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen vermeiden

Die Mehrzahl der Betroffenen Patienten gehört den hohen Altersgruppen an, fast alle leiden neben ihrer Demenz auch an verschiedenen weiteren Erkrankungen, wie Herzschwäche, Einschränkungen der Nierenfunktion oder Diabetes. Hierdurch werden diese Menschen häufig mit einer beträchtlichen Anzahl an Medikamenten behandelt. „Verordnungen von zehn und mehr Präparaten sind dabei nicht ungewöhnlich. Neben den erwünschten und segensreichen Wirkungen dieser Medikamente ergibt sich daraus auch ein erhebliches Risiko für das Auftreten von Neben- und Wechselwirkungen. Doch gerade bei Menschen mit Demenz gilt es, unerwünschte Wirkungen von Medikamenten zu vermeiden“, erklärt Prof. Dr. Walter Hewer, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie des KLINIKUMS CHRISTOPHSBAD, der das Projekt gemeinsam mit Dr. med. Dionyz Bajtay, Sektionsleiter des gemeinsamen Geriatrischen Schwerpunkts an den ALB FILS KLINIKEN, leitet. „Alte Menschen und speziell Menschen mit Demenz sind in dieser Hinsicht besonders gefährdet“, so die beiden Projektleiter, die präventive Maßnahmen in Bezug auf die Anwendung von Medikamenten bei Menschen mit Demenz in der Region weiterentwickeln möchten.

In Kooperation mit dem Universitätsklinikum Heidelberg soll unter Anwendung moderner klinisch pharmakologischer Methoden untersucht werden, wie für die Zielgruppe eine möglichst wirksame und verträgliche Behandlung mit Medikamenten gewährleistet werden kann. „Bei im Krankenhaus behandelten Menschen mit Demenz sind diverse Schnittstellen zu beachten, beispielsweise zwischen Hausarzt und Klinik. Im Rahmen unseres Projekts sollen die Schwachstellen bei stationär behandelten Menschen mit Demenz überprüft, definiert und durch geeignete Maßnahmen soweit möglich behoben werden“, fasst Dr. Bajtay zusammen. Dabei ist eine enge Kooperation mit den zuständigen Hausärzten und den beteiligten Pflegekräften vorgesehen. Dabei gilt: So wenig Medikamente wie möglich, so viele wie für eine optimale Wirkung nötig.

Robert Bosch Stiftung unterstützt Demenz-sensible Konzepte

„Die Robert Bosch Stiftung setzt sich bereits seit vielen Jahren für eine bessere Versorgung von Menschen mit Demenz ein“, sagt Dr. Bernadette Klapper, Leiterin des Bereichs Gesundheit der Robert Bosch Stiftung. „Deshalb wollen wir Krankenhäuser bei der Entwicklung neuer demenzsensibler Konzepte unterstützen, die sowohl den Patienten als auch dem Klinikpersonal helfen, besser mit dieser besonderen Situation umzugehen.“

Im Rahmen von drei Ausschreibungen des Programms „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“ wurden 17 vielversprechende Projekte in die Förderung aufgenommen. Bei der dritten Ausschreibung wurden bundesweit fünf Projekte ausgewählt, deren Umsetzung im Sommer 2017 gestartet ist. Neben dem Projekt des „Geriatrischen Schwerpunkts Göppingen“ zählen dazu: „Verbesserung der Identifizierung und Betreuung von Patienten mit Demenz und Delir in der Notaufnahme“ (Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin), „Sektorenübergreifende Delirprävention im Einzugsgebiet“ (Klinikum Arnsberg), „Screening und Therapie von Malnutrition bei Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“ (Ostemed Kliniken und Pflege GmbH) sowie „Wohin? Entscheidungspfad zur Entlassungsplanung bei Patienten mit der Nebendiagnose Demenz im Akutkrankenhaus: zurück in die eigene Wohnung oder Umzug in eine Pflegeeinrichtung?“ (Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.).

[1] General Hospital Study – GHoSt 2016, gefördert durch die Robert Bosch Stiftung, http://www.bosch-stiftung.de/…

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