Ergotherapeutisches Assessment: Wohl des Patienten, Ökonomie und Transparenz unter einen Hut gebracht

Das Ziel einer jeden gesundheitlichen Intervention ist, erkrankten Menschen so schnell und effektiv als möglich zu einer Verbesserung ihrer seelischen und körperlichen Situation zu verhelfen. Welchen Anteil Ergotherapeuten daran haben, erklärt Ralf Lehnguth, Referent der Akademie des DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.). Er sagt: „Viele Faktoren beeinflussen den Heilungsverlauf. Daher ist es wichtig, sowohl einen 360°-Blick auf das jeweilige Individuum als auch auf den gesamten Behandlungsprozess zu bekommen.“

Gesundheit ist ein persönliches, aber ebenso ein gesellschaftliches und wirtschaftliches Anliegen. Je mehr Menschen einen Beitrag zum Allgemeinwohl leisten, etwa indem sie ihren Alltag selbstständig bewerkstelligen, desto erfolgreicher ist die Gesellschaft in Summe. Wer wegen einer Erkrankung, nach einem Unfall oder in einer Krise körperlich, geistig oder seelisch beeinträchtigt ist, kann jedoch unter anderem seinen produktiven Aufgaben wie Beruf, der Selbstversorgung oder der Versorgung der Familie nicht mehr nachkommen. Es ist die Berufsgruppe der Ergotherapeuten, die sich mit dem Alltag von Menschen, die gesundheitlich beeinträchtigt sind, befasst. Sie verfolgt das Ziel, ihre Klienten und Patienten so zu befähigen, dass sie ihren Alltag wieder selbstständig oder selbstbestimmt bewältigen können.

Wohl des Patienten

Neben der fachlichen Kompetenz sind Empathie, Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen maßgebliche Attribute, die für das Wohl und die Vertrauensbildung bei Patienten nötig sind. Denn nur wenn sich Patienten verstanden und ‚in guten Händen‘ fühlen, sind sie bereit für ein kooperatives Miteinander – maßgebliche Faktoren für eine effektive, für den jeweiligen Menschen passende Therapie und Heilerfolge. Auf dieser Basis arbeiten Ergotherapeuten. Wie dieses für sie typische Vorgehen analytisch untermauert und wissenschaftlich überprüfbar gemacht wird, erläutert Ralf Lehnguth. Der Ergotherapeut veranschaulicht, wie und warum er das Ergotherapeutische Assessment, ein nach wissenschaftlichen Kriterien entwickeltes Erfassungs- und Beurteilungsinstrument, verwendet.

Assessment: Mit Blick auf jedes Detail

Zusätzlich zu Patientendaten und der Krankengeschichte mit vorangegangenen Therapien ist aus ergotherapeutischer Sicht die Kenntnis möglichst vieler Details wichtig. Daher wollen Ergotherapeuten wissen: Wie schwer sind die Auswirkungen eines Unfalls, einer Erkrankung auf den Alltag? Was kann derjenige noch oder wieder? Wie sehen seine privaten Umstände, Wohnsituation und Umfeld aus? Und vor allem: Was prägt das Leben des Patienten, was macht sein Leben aus, was ist ihm wichtig. „Wir berücksichtigen alles, was das Realisieren der Zielsetzungen der Patienten, die Therapie und das spätere autonome Bewältigen des Alltags beeinflussen kann“, fasst Ralf Lehnguth zusammen, wie sich der Aspekt des klientenzentrierten, also auf den Patienten fokussierten Arbeitens im Ergotherapeutischen Assessment wiederspiegelt. Um den Alltag mit einer Erkrankung oder Beeinträchtigungen zu bewältigen, sind oftmals Hilfsmittel oder kompensatorische Handlungen erforderlich, um Defizite auszugleichen. Im Ergotherapeutischen Assessment geht es unter anderem darum, ob und wie sinnvoll Betroffene diese in ihrem Alltag einsetzen können und wollen und auch darum, wie sich der Alltag dadurch verbessert.

… und auf das Ganze

Grundlegenden Anteil an einem selbstbestimmten Alltag haben die Fähigkeiten, die für die körperliche Selbstversorgung und eine eigenständige Lebensführung; also klären Ergotherapeuten wie die eigene Körperhygiene gelingt, Anziehen, alleine essen, Mahlzeiten zubereiten und so weiter. Oder wie es um die alltagsrelevanten Auswirkungen der sensomotorischen oder der kognitiven Fähigkeiten wie Laufen und Sensibilität der Extremitäten oder Gedächtnis und Handlungssteuerung bestellt ist. Zusätzlich zum Fragen verschaffen sich Ergotherapeuten ein Bild von außen, beobachten Handlungsabläufe, also wie ihre Patienten bestimmte Handlungen ausführen. So können sie beurteilen, ob tägliche Handlungen wie Einkaufen, Mahlzeiten zubereiten und mehr funktionieren, an welcher Stelle im Prozess es ‚hakt‘ und in welcher Qualität der Patient die Aktivität ausführen kann. Viele Erkrankte stehen im Berufsleben; auch dies findet Berücksichtigung im Ergotherapeutischen Assessment. Über arbeitsrelevante Aspekte wie Belastbarkeit oder das Steuern und Organisieren von Arbeitsabläufen hinaus spielen Aktivitäten, die in der Freizeit stattfinden – Familie, Soziales, Hobbies – für Ergotherapeuten im Sinne einer ausgewogenen Lebensführung und Balance ihrer Patienten eine genauso große Rolle. Wozu ist das alles gut? „Für die bestmögliche Qualität und Effektivität meiner Intervention muss ich immer alle Facetten im Einzelnen und gleichzeitig das Gesamte im Blick behalten; alles was den Alltag ausmacht, in den Alltag hineinwirkt“, sagt Lehnguth.

Plus für Kostenträger und Patient: Transparenz und Ökonomie

Diese Erkenntnisse trägt er im Ergotherapeutischen Assessment zusammen. Sie sind Grundlage für seine eigene Therapieplanung und -gestaltung und gleichzeitig Ausgangspunkt für die Beurteilung desselben Patienten zu einem späteren Zeitpunkt. „Der besondere Vorteil dieses Assessments“, so Lehnguth „ist die Evaluation, die Beurteilung und Auswertung. Wir erfassen den Zustand des Patienten zu Beginn der Erkrankung und sobald er die Einrichtung verlässt.“. Diese Gegenüberstellung zeigt auf einen Blick die Entwicklung und die Behandlungserfolge, schafft Transparenz und ermöglicht einen einrichtungsübergreifenden Informationsfluss mit denselben Parametern. Wechselt der Patient die Einrichtung, ist der am Entlasstag erfasste Zustand gleichzeitig der Ist-Zustand bei der Aufnahme in die nächste Einrichtung. Es entfällt ein neuerliches Befragen, Beobachten, Testen und Erfassen. Eine Zeit- und somit Kostenersparnis für die Einrichtung und in der Folge für die Kassen und Versicherer. Um die Verlässlichkeit und Vergleichbarkeit der gemessenen Daten unabhängig von der Einrichtung oder individuellen Betrachtungen zu ermöglichen, werden Ergotherapeuten, die das Ergotherapeutische Assessment anwenden, zuvor geschult und können im Zweifelsfall auf ein ausführliches Handbuch zurückgreifen. So kommt es immer zu aus wissenschaftlicher Sicht vergleichbaren Beurteilungen. Die Vorteile des einrichtungsübergreifenden Arbeitens gelten auch für die Patienten. Liegen keine detaillierten Informationen vor, wie etwa im Ergotherapeutischen Assessment, ist oftmals ein erneutes Befragen nötig, die Anfänge der Krankheit werden betrachtet. Das bedeutet:  Derjenige muss sich wieder mit dem schmerzhaften, schlimmen oder beängstigenden Ereignis oder dem Beginn seiner Erkrankung auseinandersetzen, wird unter Umständen wieder mit seinen Defiziten konfrontiert. Das Ergotherapeutische Assessment hingegen zeigt den aktuellen Stand der Dinge, also die Verbesserung, das was derjenige bereits erreicht hat, zu sehen. Auch das ist typisch für Ergotherapeuten: Nicht die Krankheit in den Mittelpunkt stellen, besser den Fokus auf das Positive, den Erfolg richten.

Informationsmaterial zu den vielfältigen Themen der Ergotherapie gibt es bei den Ergotherapeuten vor Ort; Ergotherapeuten in Wohnortnähe auf der Homepage des Verbandes im Navigationspunkt Service und Ergotherapeutische Praxen, Suche.

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