Eine Tabakdose von Scharnhorst, Lady Soul im Park und Hilfe für „Da muss ich durch“-Situationen: Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

Dieser zweite Mai-Newsletter beginnt ausdrücklich sehr politisch und kämpferisch. In seinen Erscheinungszeitraums fällt ein wichtiges Datum – der 10. Mai, der „Tag des freien Buches“. Dieser 1983 unter anderem durch den Börsenverein des Deutschen Buchhandels eingeführte Gedenktag, der logischerweise auch im Leseland DDR stattfand, erinnert an die Bücherverbrennungen durch die Nationalsozialisten, die am 10. Mai 1933 im Rahmen ihrer zynischen „Aktion wider den undeutschen Geist“ stattfanden: In 22 Städten, darunter in Berlin, aber auch hier im Norden, wurden Zehntausende Bücher von jüdischen, marxistischen und pazifistischen Schriftstellern konfisziert und verbrannt. Auf dem heutigen Berliner Bebelplatz erinnert eine ins Pflaster eingelassene Glasplatte an diese Bücherverbrennung. Durch sie ist das Mahnmal „Bibliothek“ des israelischen Künstlers Micha Ullman zu sehen, bei dem es sich um einen unterirdischen Raum handelt, in dem leere Bücherregale stehen. Dieses Mahnmal soll an den Anblick der Alten Bibliothek in Berlin nach der Bücherverbrennung erinnern.

Und bei diesem traurigen Thema kommt man natürlich nicht umhin, an die berühmten Worte von zwei Schriftstellern zu erinnern, die sich zur Freiheit des Geistes und zum Kampf um die Menschlichkeit nicht zuletzt mit kulturellen und literarischen Mitteln geäußert haben. Der eine ist niemand anderer als Heinrich Heine, der Anfang des 19. Jahrhunderts gewarnt hatte: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“ – ein Wort, das vor allem in Deutschland, aber auch anderswo schreckliche Realität geworden war. Die genaue Quelle dieser Warnung ist übrigens Heines 1821 veröffentlichtes Stück „Almansor“. Darin lässt er einen Moslem zu einem Bericht, dass man ein Exemplar des Koran auf einen Scheiterhaufen warf, antworten: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Der  Hintergrund  dieser historisch verbürgten Geschichte war die im mittelalterlichen Spanien mit Feuer und Schwert durchgesetzte Christianisierung. Heine bezog sich dabei aber auch auf die historischen Erinnerung an die Zeit der  Ketzer- und Hexenverfolgung in Deutschland, während der im Gefolge der damaligen Glaubensstreitigkeiten die „Ungläubigen“ und „Häretiker“ mit der „heilenden Kraft des Feuers“ vernichtet wurden, wie man es theologisch begründend formulierte.

Der andere Schriftsteller, von dem im Zusammenhang mit dem 10. Mai 1933 die Rede sein soll, ist der Bayer Oskar Maria Graf (1894 bis 1967) – und sein berührender Text „Verbrennt mich!“: Als in Deutschland 1933 die Bücher verbrannt werden, befindet sich Oskar Maria Graf mit seiner Lebensgefährtin Mirjam Sachs bereits in Wien; wie viele andere haben sie beide nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten Deutschland verlassen. Graf kehrt von einer Vortragsreise in Österreich vom 25. Februar bis 9. März 1933 nicht mehr nach München zurück. Als er erfährt, dass seine Bücher auf der „weißen Liste“ stehen, verfasst er einen offenen Brief, worin er sich gegen die nationalsozialistische Vereinnahmung wehrt. Der Brief wird am 12. Mai 1933 unter dem Titel „Verbrennt mich! – Ein Protest“ in der Wiener Arbeiterzeitung abgedruckt und in verschiedenen ausländischen Zeitungen nachgedruckt oder gemeldet:

Verbrennt mich!

Ein Protest von Oskar Maria Graf

Wie fast alle links gerichteten, entschieden sozialistischen Geistigen in Deutschland, habe auch ich etliche Segnungen des neuen Regimes zu spüren bekommen: Während meiner zufälligen Abwesenheit aus München erschien die Polizei in meiner dortigen Wohnung, um mich zu verhaften. Sie beschlagnahmte einen großen Teil unwiederbringlicher Manuskripte, mühsam zusammengetragenes Quellenstudienmaterial, meine sämtlichen Geschäftspapiere und einen großen Teil meiner Bücher. Das alles harrt nun der wahrscheinlichen Verbrennung. Ich habe also mein Heim, meine Arbeit und – was vielleicht am schlimmsten ist – die heimatliche Erde verlassen müssen, um dem Konzentrationslager zu entgehen.

Die schönste Überraschung aber ist mir erst jetzt zuteil geworden: Laut „Berliner Börsenkurier“ stehe ich auf der weißen Autorenliste des neuen Deutschland und alle meine Bücher, mit Ausnahme meines Hauptwerkes „Wir sind Gefangene“, werden empfohlen! Ich bin also dazu berufen, einer der Exponenten des „neuen“ deutschen Geistes zu sein!

Vergebens frage ich mich, womit ich diese Schmach verdient habe.

Das dritte Reich hat fast das ganze deutsche Schrifttum von Bedeutung ausgestoßen, hat sich losgesagt von der wirklichen deutschen Dichtung, hat die größte Zahl ihrer wesentlichsten Schriftsteller ins Exil gejagt und das Erscheinen ihrer Werke in Deutschland unmöglich gemacht. Die Ahnungslosigkeit einiger wichtigtuerischer Konjunkturschreiber und der hemmungslose Vandalismus der augenblicklich herrschenden Gewalthaber versuchen all das, was von unserer Dichtung und Kunst Weltgeltung hat, auszurotten, und den Begriff „deutsch“ durch engstirnigsten Nationalismus zu ersetzen. Ein Nationalismus, auf dessen Eingebung selbst die geringste freiheitliche Regung unterdrückt wird, ein Nationalismus, auf dessen Befehl alle meine aufrechten sozialistischen Genossen verfolgt, eingekerkert, gefoltert, ermordet oder aus Verzweiflung in den Freitod getrieben werden!

Und die Vertreter dieses barbarischen Nationalismus, der mit Deutschsein nichts, aber auch schon gar nichts zu tun hat, unterstehen sich, mich als einen ihrer „Geistigen“ zu beanspruchen, mich auf ihre sogenannte weiße Liste zu setzen, die vor dem Weltgewissen nur eine schwarze Liste sein kann!

Diese Unehre habe ich nicht verdient!

Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!

Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein, wie eure Schmach!

(Alle anständigen Zeitungen werden um Abdruck dieses Briefes ersucht. Oskar Maria Graf.)

Mehrfach hat Oskar Maria Graf erzählt und geschrieben, dass seine Bücher nachträglich in der Aula der Universität München verbrannt worden seien. Eine solche Verbrennung ist zwar faktisch nicht belegt, doch sprechen Reaktionen auf seinen offenen Brief, beispielweise in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ vom 2. Juni 1933, für die Androhung einer solchen Maßnahme: „Aber wenn es der Herr Dichter durchaus will, nun wir sind garnicht so und pflegen Privatwünsche in diesem Falle sehr wohl zu berücksichtigen. Also, hinein mit ihm ins Feuer.“ Eine Folge seines Aufrufs „Verbrennt mich!“ ist die Ausbürgerung Grafs im März 1934, der von da an bis 1958 staatenlos ist.

Auch und gerade heute ist es wichtig darauf zu achten, wenn jemand vorschlägt, Bücher zu verbrennen … egal, ob es die Bibel, der Talmud oder der Koran oder welches Druckwerk es sonst sein sollte.

Nach dieser an dieser Stelle einmal mehr als angebrachten Erinnerung nach vorn wollen wir uns jetzt den insgesamt fünf Angeboten widmen, die wie immer eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 08.05.20 – Freitag, 15.05.20) zu haben sind. Gleich zwei davon hat Bert Teklenborg beigesteuert. Da geht es zum einen unter dem Titel „Frau Seele schüttet ihr Herz aus“ um eine ungewöhnliche Bestandsaufnahme des Zustands unserer heutigen Gesellschaft und zum anderen unter dem Titel „Das erste Spielzeug“ um die Frage, wie die Menschen eigentlich zu ihrer Sprache kamen.

Ein besonderes Mut-mach-Buch ist „SOS – Hilfe für mich. Gedanken, Gespräche, Meditation“ von Erich Legler.

Zu einem ebenso informativen wie vergnüglichen Spaziergang über den Alten Schweriner Friedhof lädt „Orte der Erinnerung. Heft 2“ der SCHRIFTENREIHE VOM FÖRDERVEREIN ALTER FRIEDHOF e. V. (Redaktion: Lutz Dettmann) ein.

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Und da hat die Literatur schon immer ein gewichtiges Wort mitzureden und heute erst recht. Auch wenn zu Zeiten der Corona-Krise vielleicht niemand mehr so intensiv an die nach wie vor auf der Welt tobenden kleinen und größeren Kriege denkt, sie finden trotzdem statt. Aber wie kommt es dazu? Welche Ursachen haben Kriege? Und ist eine krieglose, friedliche Welt tatsächlich möglich? Historische Antworten auf diese Frage gibt ein historischer Roman aus der Zeit der Befreiungskriege, die gerade in Mecklenburg eng mit den Lützower Jägern und mit dem Namen von Theodor Körner verbunden sind. Und bei dieser Gelegenheit kommt man natürlich auch wieder nicht umhin, an den faschistischen Missbrauch der Gedanken und Gedichte von Theodor Körner zu erinnern. Konkret geht es um die berüchtigte Rede von Joseph Goebbels „Wollt Ihr den totalen Krieg“ am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast, in der er Körner zitierte …

Erstmals 1975 veröffentlichte Heinz-Jürgen Zierke im Kinderbuchverlag Berlin seinen historischen Roman „Von einem, der auszog, Napoleon zu schlagen“: 1813. Der Befreiungskrieg gegen Napoleon bricht aus. Noch stehen die französischen Truppen in Deutschland. Willem Beggerow, ein pommerscher Bauernjunge, will seinen Vater rächen, der von streifenden „Musjes“ erschossen wurde. Wenige Augenblicke vor seinem Tode gibt ihm der Vater eine Tabakdose, die er von Scharnhorst erhalten hatte. Der General würde Willem eine Uniform und ein Gewehr geben. Doch der Gutsherr, Herr von Kerckow, will ihn nicht ziehen lassen. Willem flieht, schlägt einen Franzosen nieder, wird gefangen und soll erschossen werden. Das Mädchen Tine, dem Willem immer wieder begegnen wird, hilft ihm weiter. Mit einem Kosakentrupp erreicht er die preußischen Truppen, als eben eine schwere Schlacht tobt, in der Scharnhorst verwundet wird. Er kann Willem nicht helfen, übergibt ihn aber dem Generalmajor Gneisenau. Dem gefällt der kesse Junge, aber er gibt ihm keine Uniform und kein Gewehr; erst soll Willem lernen. Aber da kommt der Herr von Kerckow, der nun wieder seine alte Offiziersuniform trägt, ins Hauptquartier und will Willem, den Sohn seines Leibeigenen, als sein Eigentum zurückhaben. Doch der will seinen Vater mit der Waffe in der Hand rächen. Schauen wir uns gleich den Beginn des 1. Kapitels dieses spannenden Buches an, in dem sich der Held in einer schwierigen Situation befindet:

„Willem Beggerow kletterte hoch in das Fach der Scheune, wühlte sich eine Mulde und zog zwei, drei Garben über sich. Das ausgekühlte Stroh wärmte nicht. Durch die breiten Ritzen der Bretterwand blinzelten ferne Lichtpünktchen. Eine sternklare, kalte Frühlingsnacht.

Willem schloss die Augen und legte die Arme über das Gesicht, aber er fand keinen Schlaf. Der Wallach schnaubte leise, seine breiten Zähne mahlten die trockenen Halme.

Hunger. Der steinharte Kanten Graubrot, den Willem im Küchenschapp gefunden hatte, war längst bis auf den letzten Krümel verzehrt.

Und dann die Schmerzen! Die Oberschenkel brannten, als läge er in einem Ameisenhaufen. Seit dem frühen Vormittag ununterbrochen im Sattel! Wann hatte er schon mal reiten dürfen? Die lahme Stute, die zu Hause im Stall stand, hatte Mühe, den schartigen Pflug durch den Sandboden zu zerren. Der Vater hätte ihn mit der Lederpeitsche… Ach, der Vater! Er biss sich in den Arm, um nicht zu heulen.

Die Tabakdose, dachte er, ich darf sie nicht verlieren. Er knüpfte das metallene Schächtelchen in sein graues Tuch und stopfte es tief unten in die Tasche.

Er sah den Vater liegen, Stirn auf dem Unterarm, Oberkörper gekrümmt, Beine angezogen, die freie Hand hielt die Brust, wo die Kugel saß, ein stumpfes Stück Eisen aus einer französischen Muskete. Beim Sprechen lief ein dünner Blutfaden aus dem Mundwinkel.

„Zu Herrn von Kerckow – General Scharnhorst – die Tabakdose – Mutter – rächen!“ Dann war der Kopf zur Seite gesunken, .die verkrampfte Faust löste sich, der Blutfaden trocknete.

Willem presste den Jackenärmel auf die Augen und erstickte die Tränen. „Rächen“, hatte Vater gesagt, „zu Herrn von Kerckow!“

Am nächsten Morgen schon trugen sechs stämmige Burschen den Sarg aus ungehobeltem, ungebeiztem Kiefernholz zum Kirchhof. Der Pfarrer beschwor den Zorn Gottes auf den Landesfeind, die Männer senkten die Köpfe, und die Sargträger beschlossen, zur Armee zu gehen, ohne die Erlaubnis des Gutsherrn einzuholen. Willem entwand sich den jammernden Frauen, die den Elternlosen trösten wollten. Er holte den alten Wallach aus dem Verschlag hinter dem Schafstall und ritt davon, um dem Herrn von Kerckow zu melden, was geschehen war, und mit ihm gemeinsam Rache zu üben, Rache an den Franzosen. Willem für Vater und Mutter, der Herr für seine Pferde.

Krieg überzog Städte und Dörfer, wieder Krieg gegen die Franzosen, die seit sieben Jahren das Land besetzt hielten. Im letzten Winter, so hatte der Herr von Kerckow gesagt, hätten die Russen dem Franzosenkaiser heimgeleuchtet und ständen nun schon auf preußischem Boden. Da hätte der König den Zaren brüderlich umarmt und im Süden des Landes, unweit der böhmischen Grenze, seine Armee gesammelt. Aus allen Provinzen zogen junge Männer aus, um sie zu stärken.

Ob die Regimenter auch Kinder nahmen? Ach was, er war vierzehn und lang aufgeschossen, wenn er sich reckte und geradehielt, konnte man ihn fast für siebzehn halten.

Die Franzosen saßen in den Festungen, und ihre Streiftrupps nahmen den Bauern Korn und Vieh. Herr von Kerckow hatte, bevor er nach Hohenflieth davonfuhr, auf dem Familiengut eine flammende Rede gehalten, von der Not des Vaterlandes gesprochen, von dem glühenden Willen des Königs, das welsche Joch abzuschütteln, und er hatte den Bauern befohlen, das Gut zu hüten, als wäre es ihr eigenes. Sie hatten hurra geschrien und geschworen, mit ihrem Leben für Herrn von Kerckow und den König einzustehen. Mit ihrem Leben! Vater hatte den Schwur gehalten.

Die scharfen Halme kratzten und stachen. Willem warf sich herum, wühlte sich tiefer ein. Da spürte er Körner zwischen den Fingern, volle Ähren. Hatte der Besitzer der Scheune unter dem tauben Stroh gutes Korn versteckt? Wo gab es im Frühjahr ungedroschenes Getreide in den Dörfern? Er rieb die Ähren zwischen den Händen, blies Spreu und AcheIn fort und warf sich die Körner in den Mund. Sie sättigten nicht, aber er schlief darüber ein.“ Und damit zu den ausführlicheren Vorstellungen der anderen Angebote dieses Newsletters.

Erstmals 2017 veröffentlichte Bert Teklenborg bei der Salem Edition sein Buch „Frau Seele schüttet ihr Herz aus“ mit kongenialen Illustrationen von Jörg Warten: Ein kleines Bühnenstück, ein modernes Märchen: „Es war einmal ein Haus …“ – vor der Kulisse der von Jörg Warten gemalten Bilder inszeniert Bert Teklenborg „Seele für Kinder“, gewürzt mit kritischem Blick auf die Vorlieben unserer Gesellschaft. Es beginnt mit der Feststellung, wohin unsere Seele gehört: Sie ist „Untermieterin“ im herrschaftlichen Haus von Herrn Herz. Doch schon bald beginnt der Leidensweg von „Lady Soul“ – inzwischen verneudeutscht – der darin gipfelt, dass „Mister Heard“ sie rausschmeißt. Sie irrt durch die Stadt, landet im Park und dort trifft sie Menschen, die ihr erzählen, was eine Seele wirklich ausmacht. Sie fühlt sich verstanden, packt ihre sieben Sachen und als sie das Haus verlässt, schiebt sich eine dunkle Wolke über den Giebel. Und alle Leute sehen: „… dies ist ein Haus ohne Seele.“ Aber bitte lesen Sie selbst:

„… sich etwas von der Seele reden – sagt der Volksmund

Frau Seele schüttet ihr Herz aus

Es war einmal ein Haus, in dem wohnten Herr Herz und Frau Seele. Früher gab es auch eine Frau Herz, aber nun waren sie geschieden, weil Frau Herz meinte, sie brauche genau denselben Platz wie Herr Herz. Frau Seele wohnte schon immer als Untermieterin in dieser WG. Herr Herz lebte von Blut und Frau Seele von Liebe, was viel schwerer war, als Blut zu saugen. Denn Liebe, die gab es nicht zu kaufen.

Blut konnte man nachfüllen oder reinigen und manche Sachen, die Herr Herz kaufen und essen konnte, machten neues Blut (behaupteten die Hersteller).

Liebe dagegen fand man – oder auch nicht. Sie wohnte im Lachen, in der Natur und manchmal gab es sie auch zwischen zwei Menschen.

Damit ist nicht das Lachen gemeint, das überall konsumiert wird – eingewickelt in buntes Papier mit so komischen Zeichen drauf wie EYPΩ), oder wie Öhro ausgesprochen.

Nein, es war das freundliche Lächeln einer Verkäuferin, einer Oma mit ihrem Enkelkind oder das herzerfrischende Lachen bei einer schönen Überraschung.

Eines Tages – Frau Seele war gerade in der Küche und machte Abendbrot – kam Herr Herz und verkündete, er werde sich ab sofort Mister Heart nennen, das klinge modern weil englisch; französisch wäre auch nicht übel, aber „Monsieur Coeur“ sei wegen des oe so schwierig zu schreiben. Und für sie hatte er auch gleich einen Vorschlag: Wie es denn mit Lady Soul wäre? Denn wenn sie französisch wähle, hieße sie ja Demoiselle Âme – hihi – klingt wie Amen – haha. „Heart“ passt überhaupt nicht zu „Herz“, dachte sie bei sich – „es klingt wie „Hart“ und hart sollte ein Herz doch niemals sein.“

Mister Heart machte sich breit in der Wohnung, brauchte Platz für seine Muskeltrainingsmaschinen und noch mehr Platz für alle möglichen Apparate, mit denen man um die ganze Welt reisen konnte; na, nicht wirklich, mehr mit Wörtern und Fotos und Filmchen. Mister Heart kaufte immer die neuesten Modelle, und vor der Tür stand auch noch Blech, schnittig schwarz mit Sternen oder Ringen vorne; darauf war er besonders stolz.

Warum sie keine Kinder habe, meinte Mister Heart.

„Ich habe schon jetzt viele Kinder in Kindergärten und Schulen, um die ich mich kümmere“, antwortete Lady Soul (sie nannte sich inzwischen selbst so) „und einige Tausend sind noch auf der Flucht.“ Mister Heart schüttelte mit dem Kopf und brummte etwas, das wie „… hat wohl nichts Besseres zu tun“ klang.

Langsam wurde der Platz in der Wohnung für Lady Soul immer enger, sodass sie gezwungen war, öfter nach draußen zu gehen. Dann setzte sie sich auf eine Wiese ins Gras, nahm ein Blatt Papier und Stifte und malte Blumen und Bäume, oder auch ein Eichhörnchen, das an ihr vorbei flitzte – und ihre fröhlichen Kinder, die sie mitnahm in den Park.

Als Mister Heart ankündigte, dass er bald alle Zimmer ganz für sich alleine brauche, war Lady Soul sehr traurig und lief stundenlang durch die Gegend.

Sie wurde müde und setzte sich auf eine Parkbank, wo schon andere saßen; die fragten, warum sie so belämmert dreinschaue. Sie schniefte und putzte sich die Nase, dann murmelte sie ein paar unverständliche Worte, die sich wie „… bin Lady Soul, aber eigentlich heiße ich Frau Seele“ anhörten.

Und dann schüttete sie ihr Herz aus und berichtete, dass sie bald kein Zuhause mehr hätte. „Ja ja“, sagte ein älterer Mann, „die Zeiten für Seelen sind hart, aber eigentlich hatten es die Seelen noch nie leicht.“

Und dann erzählte er von Seelen, die eine böse Krankheit überwinden mussten, und von Menschen, die Hunger und Leid auf der Flucht vor Krieg erfahren haben und sich doch nicht unterkriegen ließen.

Eine meinte, das Leben bestehe nicht darin, vor den Problemen wegzulaufen, sondern sie mutig anzugehen und daran zu wachsen. Sie zeigte ihre Narben, jede erzähle von einer Geschichte, die sie gemeistert habe.

Die Oma daneben sprach von der Schönheit einer Seele, wenn diese bereit sei, in der Not zu helfen. „Auch der hat eine starke Seele, der mitfühlen könne – und das mache Frau Seele doch jeden Tag“, meinte sie.

Aber leider gäbe es auch schwache Seelen, manche gingen sogar auf Krücken.

Einer hatte schon mal was von Seelenwanderung gehört, das wollte sich Lady Soul für die Ferien merken, mit Rucksack und Stock in die Berge oder ans Meer.

Mit frischem Mut ging sie zurück in ihre Wohnung, packte ihre Siebensachen und als sie das Namensschildchen an der Türklingel entfernte, schob sich eine dicke Wolke vor die Sonne und warf einen düsteren grauen Schatten.

Und alle Nachbarn sahen: Dies war ein Haus ohne Seele …

Grußadresse

Die Glückwünsche aus Politik- und Literaturkreisen, die uns zu diesem Buch erreichten, sind so zahlreich, dass wir nicht alle abdrucken können. Hier auszugsweise einige Stimmen, zuerst aus Deutschland. Herr Minister A.D. schreibt: „… wünsche dem Buch Erfolg und den Kindern, Eltern, Oma und Opa eine frohe Zeit beim Vorlesen.“ Und aus France schreibt Monsieur S-E.: „On ne voit bien qu‘avec le coeur. L’essentiel est invisible pour les yeux“ – certainement un poète – bien sûr, il signifie 1‘âme. Sogar der König vom Märchenland hat uns gratuliert.

Ihnen allen ein herzliches Dankeschön!

„Papa – was ist ein Domino-Effekt?“ „Wenn du deinen Freunden von der Seele erzählst – und die erzählen es ihren Eltern und der Oma –- und die erzählt es usw. usw. …“

Autoren

Das ist Bert – er hat euch diese Geschichte erzählt. Nach der Schule lernte er zuerst, wie man ein Schiff baut und Limonade macht, danach wie Landkarten gezeichnet und Bücher gedruckt werden – zum Verreisen überall in Europa, auch nach Griechenland. Dort hat er eine Weile gewohnt, bis er auf die Idee kam, Wanderbücher zu schreiben. Bei seinen vielen Aufenthalten im Abend- und Morgenland konnte er selbst erfahren, wie wertvoll jede liebevolle Geste, jedes Lächeln sein kann, um die eigene Seele zu finden.

Das ist Jörg – der für euch die Bilder malt; nach der Schule lernte er Grafik-Design – sprich Zeichnen. Später entdeckte er seine Freude am Spielzeug, hat aber dann doch auf seine Seele gehört, die ihm sagte, er solle das machen, was er seit Kindestagen am liebsten tut: malen.

Ich bin Jac – und Jörg hat mich in die Bilder hineingeschummelt, damit ich ihm erzähle, was im Haus so alles passiert. Da habe ich auch gehört, mit anderen teilen sei nur der Menschen Seele eigen. Dem muss ich energisch widersprechen; ich würde euch bestimmt etwas von meinem Fressen abgeben …“

2019 veröffentlichte Bert Teklenborg in der Salem Edition „Das erste Spielzeug. Und wie haben Menschen sprechen gelernt“: Glaubt ihr, dass die Menschen schon immer sprechen konnten? Nächste Frage: Spielzeug – hat‘s das schon immer gegeben? Aber was hat das erste Spielzeug mit Sprache zu tun? Das wollen wir herausfinden – und feststellen, welche Rolle das viele Tausend Jahre alte „Lonetal-Pferdchen“ dabei spielte. Und hier ein paar Sätze aus diesen Nachforschungen:

„Uns interessieren erst mal die Sandkörner der „Einzeller“ vor angenommenen 3,8 Mrd. Jahren; die sind dafür verantwortlich, dass sich Sauerstoff gebildet hat. Danach lassen wir es tüchtig rieseln bis zu den Dinosauriern in Trias und Jura (dem „Mesozoikum“ vor etwa 250 Mio. Jahren) und der „Geburt“ der ersten Primaten im Tertiär (65 Mio. vor unserer Zeit).

In unserer Sanduhr fallen schon die letzten Sandkörnchen – wir sind in der Steinzeit ankommen, beim „aufrecht gehenden Menschen“ (Homo erectus) vor etwa dreihundertfünfzigtausend Jahren.

Ich lese nach bei einem, der es genau wissen sollte – bei Prof. Hansjürgen Müller-Beck: „Steinzeitjäger beobachten Wildpferde, bevor sie einen Platz suchen, von wo aus sie die Tiere angreifen; dann fliegen handgeschnitzte Speere und die treffen.“ Für die Verständigung untereinander gab’s  Winke und Gesten – Zeichensprache nennen wir das heute.

Der Wissenschaftler bestätigt: „Die frühen Menschen sind Jäger und Sammler, denen auch schon eine gewisse Fähigkeit für Zeichen und Sprache zugetraut wird.“

Teilhard de Chardin meint, „.. daß der Mensch geräuschlos auf der Bühne der Welt angetreten sei.“ Also erst mal kein gesprochenes Wort?

Andere Frühgeschichtler sagen, dass die verbale Verständigung der Menschen untereinander mit den von ihnen entwickelten „Techniken“ gewachsen sei; das war vor etwa einer halben Million Jahren.

Steinzeitmenschen haben runde Steine ausgesucht, einer wurde zum Werkzeug, ein Schlagstein. Von einem anderen Stein wurden Splitter abgeschlagen, mit scharfen Kanten … daraus wurden scharfe Schneidekanten, zum Schaben, Kratzen, um ein Stück Fleisch vom Knochen zu lösen.

Das Wissen hierüber wird weitergereicht – das erfolgte „bewusst“, und aus dem Bewusstsein entwickelte es sich weiter.

Wir könnten mit Louis-René Nougier fragen: „Ist die Weitergabe der Werkzeuge, des technischen Wissens schon eine erste Sprache?“  Dazu meint der mexikanische Wissenschaftler Genovès: „Ein Blick, eine Bewegung mit dem Kopf etc. sagen oft mehr als Worte … können zustimmen oder widersprec“hen; auf der Stufe der Vor-Sprache können Gesten und Bewegung alles sagen.

Ihr müsst wissen, dass die Menschen damals noch nicht alles gemacht haben, so wie wir heute. Die Geschichte des Menschen und seines Begreifens ist ähnlich eurem Lernen: erst Buchstabe für Buchstabe schafft Verständnis für das Wort. Und 1 x 1 führt – wenn du rechnen gelernt hast – zur Mathematik. Aber bei unseren Urahnen hat das hunderttausend Jahre gedauert!“

Erstmals 1999 veröffentlichte die Salem Edition „SOS – Hilfe für mich. Gedanken, Gespräche, Meditation“ von Erich Legler: Ein Begleitbuch mit meditativen Übungen für „Da muss ich durch“-Situationen: Entleeren, Entspannen, Hängenlassen, Aufrichten, Neu beginnen. Erkennen der eigenen Probleme: Liebe, Krankheit, Schuld, Angst, Selbstwertgefühl stehen für die 5 wichtigsten Felder im ersten Teil. Es folgt der „Schwamm“, eine Übung, die dem Yoga entlehnt ist. Nun beginnt die Arbeit und immer wieder Hilfe und Mutmachen – und abschnittsweise passende Übungen.

Hinten eingelegt in das Buch eine Card für die Brieftasche, mit einem Text auf der Rückseite, der es in sich hat: Wer sich in Gottes Hand begibt, kann und darf bitten! Immer vor Augen, wenn ich Kreditkarten benutze. Hier einige Auszüge aus dem Buch, das für den einen oder anderen ganz sicher überraschende Anregungen bereithält – einschließlich einer sehr beeindruckenden (Selbst)Prüfungsfrage:

Wir sind herausgefordert zum Trotzdem-Glauben

Es ist schwer zu glauben, wenn ich mich in Unglück, Leid, Not und Tod verliere. Es ist schwer zu glauben, dass Gott die, die ihn lieben, kreuzigt – und die, die ihn kreuzigen, liebt. Es ist schwer zu glauben, dass ich nie tiefer fallen kann als in Gott hinein.

Das Dunkle, das Leid und das Böse in der Welt sind die stärksten Argumente gegen Gott. Wie kannst du das zulassen? Warum wendest du die todbringende Krankheit nicht ab? Wieso triffst du mich so, jetzt, damit? Das sind doch deine und meine Klagen und Anklagen.

Unsere Reaktionen sind dementsprechend: dieser Gott soll gut sein? Die Frage nach dem zulassenden, zumutenden, belastenden Gott lässt dich und mich nicht los. Ist alles, was uns geschieht, nur reiner Zufall, blindes Schicksal, eine einzige Tragik und Tragödie, eine anonyme Übermächtigkeit?

Sind wir einer Verlorenheit ausgesetzt, die erbarmungslos ins Nichts führt? Wer vermag zu antworten? Fromme im Alten Bund entlasten Gott nicht. Sie hadern und rechten mit ihm an ihrer „Klagemauer“. Sie versuchen, ihn zu ergründen.

Das Kreuz Jesu ist für uns zur letztgültigen Antwort geworden: „Warum hast du mich verlassen“, schreit der Gekreuzigte. Gott bewahrt uns nicht vor Leid, aber im Leid lässt er uns beten: In deine Hände, Herr, gebe ich mein Leben.

Die Not ist nicht Strafe und nicht Züchtigung, sie ist zum Zeichen der abgrundtiefen Liebe geworden: so liebt uns Gott, dass er um unseretwillen den furchtbaren Tod seines Sohnes erträgt, damit wir in unserem Schmerz nicht mehr alleine sind, sondern erlöst und frei werden.

Glauben heißt, sich in Gottes Hand geben

Ich bete „führe mich“ und gehe doch einen eigenen Weg. Ich verspreche, seinen Willen zu tun, und setze doch meinen durch. Was fehlt, ist der Glaube an die unbedingte Verlässlichkeit Gottes, auf dass ich meinen Weg mit ihm wage.

Ein Artist auf dem Hochseil – in schwindelnder Höhe führt er dem faszinierten Publikum seine akrobatischen Kunststücke vor. Er balanciert von einem Ende zum andern, macht Überschläge, fährt mit dem Rad. Dann folgt die Glanznummer: Er schiebt einen Schubkarren übers Seil.

Die Zuschauer klatschen Beifall. Am Ziel angekommen, kehrt er um mit seinem Gefährt. Dann hält er an. Er ruft zu den Zuschauern hinunter: „Was meint ihr, kann ich die Schubkarre noch einmal auf die andere Seite bringen?“ Alle halten die Frage für einen Scherz. Sie rufen laut: „Natürlich schaffst du das“.

Der Artist blickt einen Einzelnen an und deutet auf ihn: „Glaubst du das auch?“ Seine Antwort: „Na, klar! Das schaffst du.“ Darauf der Artist: „Komm und setz dich in meine Schubkarre.“ Schweigen, verlegenes Schweigen. Der Angesprochene winkt ab, er geht das Wagnis nicht ein.

In meiner Beziehung zu Gott geht es ähnlich; wenn überhaupt, versuche ich es nur zögerlich mit ihm. Ich möchte mein Leben in seine Hand geben und lasse es doch nicht los.

Hängenlassen und aufrichten

Diese Rumpfbeugung ist bestens geeignet, Verspannungen des Körpers im Rückenbereich, in den Beinen und Knien abzubauen, die Wirbelsäule biegsamer zu machen und Verdauungsprobleme positiv zu beeinflussen. Je öfter du trainierst, desto „länger“ werden deine Arme, desto näher kommen die Hände dem Boden.

– Decke auf den Boden

– Aufrecht stehen, Füße leicht gespreizt, Arme hängend, Augen schließen; den Boden unter den Füßen spüren

– Die Hände flach auf den Bauch legen, in die Handflächen hineinatmen und die Wärme spüren

– Hände lösen und den Oberkörper ganz langsam nach vorne beugen, und weiter beugen, die Knie gestreckt, bis der Kopf zwischen den Armen schlaff nach unten hängt

– So lange in dieser Stellung verharren, bis die Arme schwer werden

– Ganz langsam – Wirbel für Wirbel – den Oberkörper wieder aufrichten; Arme hängen lassen

– Wieder stehend sich vorstellen, ein unsichtbarer Faden führe vom Kopf direkt in den Himmel über uns

– Zuerst mit langsamen Schritten im Raum bewegen, bis du Lust verspürst, richtig zu schreiten

– Im Anschluss an diese Übung empfiehlt sich ein mehr oder weniger langer Spaziergang, am besten in der freien Natur.

Auf was muss ich mich einlassen? Darauf, dass ich die Gebote des Lebens, des Zusammenlebens ernst nehme – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Damit mache ich Gott zu meinem Partner – und Christus zu meinem Ratgeber. Kann mir etwas Besseres passieren?

Bei Gott ist alles anders

Christus hat die Abkehr vom gängigen und gewohnten Trott vorgelebt und das neue Grundgesetz des Reiches Gottes verkündet. Er fordert mich heraus zum alternativen Lebensstil, zu anderen, neuen Werten, die gottgemäß sind.

Wenn eine Jesus-Botschaft provozierend ist, uns herausruft, dann die Bergpredigt. Sie beginnt mit den Seligpreisungen, der Einleitung für das neue Grundgesetz des Reiches Gottes, leicht anzuhören, aber schwer umzusetzen und zu leben.

In der Welt gelten die Reichen, die alles haben und sich alles leisten können, die alles selbst verbrauchen und nicht mit anderen teilen. Jesus dagegen begegnet dir bei den Armen; ihnen verkündet er die Gute Nachricht, dass Gott auf ihrer Seite steht. Nicht diskriminiert sind sie, sondern selig gepriesen. Weil sie wissen, wie arm sie vor Gott sind, kann und will er sie reich machen.

In der Welt gelten die Ausgelassenen und Oberflächlichen, die immer auf der Fettsuppe des Lebens daherschwimmen. Jesus dagegen begegnet dir bei den Trauernden, die Leid annehmen, und bei den Kranken. Er bringt ihnen das Heil, die Heilung für den Leib und die Heiligung für ihre Seele.

In der Welt gelten die Draufgänger, die Senkrechtstarter, denen kein Mittel zu schlecht ist, das sie nach oben bringt. In der Welt gelten die Alleshaber, denen im Wohlstand nichts fehlt, und auch die geistig Anspruchslosen, die andere denken lassen. Gott aber liebt die, welche sich nach mehr sehnen, die sich nach dem Alles ausstrecken – nach Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit, Leben.

In der Welt gelten die Rechthaber und Gerechtigkeitsfanatiker, denen es nur um Paragrafen und Gesetzlichkeiten geht und die oft gnadenlos mit Schuldiggewordenen und Gescheiterten umgehen. Jesus dagegen begegnet dir bei den Sündern. Er weiß sich ihnen als Versöhner – keinen verurteilt er, jeden, der umkehren und sein Leben ändern will, nimmt er an, lässt ihn an sich ran.

In der Welt gelten die Raffinierten, die mit allen Wassern gewaschen sind, die sich um innere Sauberkeit nicht scheren. In der Welt gelten die, welche anderen nachstellen und ihnen böse zusetzen, nur weil sie anders sind als sie selbst. Gott aber liebt die Verfolgten, Gefolterten, Gefangenen und besonders die, die um des Namens Jesu willen vieles erdulden müssen.

Für dich geht Gott jedes Risiko ein

Jesus Christus ist das sichtbare, heilende, rettende Zeichen des entgegenkommenden, heruntergekommenen, nahekommenden Gottes. Er nimmt meine Hand in die seine, in Bereitschaft für eine bleibende Freundschaft.

„Für wen hältst du mich: für einen Religionsstifter, einen Sozialrevoluzzer, einen Friedensapostel, einen Außenseiter, einen Propheten? Ich bin mehr für dich!“, sagt Jesus.

„In mir kommt dir Gott entgegen, um dir zu sagen: Ich weiß um dich und kümmere mich um dich, ich frage nach dir und suche dich.

So viel bist du mir wert. Niemals kann ich dich vergessen, weil du in meiner Liebe bist. Dafür nehme ich den weiten Weg auf mich. Ich gehe tausend Schritte und mehr auf dich zu. Nichts ist mir zu viel, bis ich dir begegne.

In mir kommt Gott zu dir herunter. Er ist sich nicht zu gut und zu groß für dich. Klein macht er sich. In deine Niederungen und Tiefen gehe ich in seinem Auftrag, in dein Elend und Alleinsein, in dein Versagen und in deine Schuld. Ein Stall war mir nicht zu gering und auch nicht Not und Tod.

Das, was du mitmachst, mache ich mit. Das, was du erträgst, trage ich mit, was du erleidest, leide ich mit. In mir kommt Gott dir nahe. Auf deiner Augenhöhe will er sein, um dich anzusehen, dass du an Ansehen gewinnst.

Deshalb bin ich Mensch geworden wie du, geboren von einer Mutter und ausgesetzt allen Höhen und Tiefen des Menschseins. Ganz einer von euch. Du darfst dich darauf verlassen: Ich bleibe dir nahe und bin immer bei dir. Ich bin dein Bruder und dein Retter. Durch mich sagt Gott zu dir sein ewiges Ja.“

Überschreite dich – und du wirst den andern finden

Jesus hat uns wie kein anderer die Liebe vorgelebt: Erst wenn das Weizenkorn stirbt, kann es zur guten Frucht werden. Er macht sich zu einem Stück Brot, das er teilt und austeilt, damit andere davon essen und leben können.

Der Ego-Trip ist „in“, die Selbstverwirklichung um jeden Preis. Was geht mich der andere an, der neben mir? Entscheidend, dass ich meinen Vorteil finde, dass ich mich nach oben boxe, dass ich meinen Lustgewinn habe. Aber du bist nicht nur für dich da, als Einzelgänger und Einheimser.

Auf das Du hin bist du geschaffen und angelegt. Denn am Du erst findest du zu dir selbst, wirst du Mensch am Mitmenschen. Deshalb nimm dich zurück mit deinen Ansprüchen und Ichbezogenheiten, dass das Du aufkommen und leben kann. Deshalb überschreite dich selbst, geh auf den andern zu, vom Ich zum Du, vom Ich zum Wir.

Das ist nicht leicht, lieben ist nie leicht. Deshalb fühle dich in das Du hinein, um zu verstehen und zu erkennen, was der andere braucht und nötig hat, damit du es ihm geben kannst in deiner Menschlichkeit. Deshalb wage es, für ihn da zu sein, dich zu verschenken, ihm zur Freude und zum Glück.“

Gerade eben, am 15. Mai 2020, veröffentlicht der Förderverein Alter Friedhof Schwerin e.V. in der Redaktion von Lutz Dettmann das zweite Heft seiner hochinteressanten Schriftenreihe „Orte der Erinnerung“: Der Alte Friedhof Schwerin zählt zu den ältesten Landschaftsfriedhöfen Deutschlands und ist das kulturelle Gedächtnis der ehemaligen Residenz- und heutigen Landeshauptstadt Schwerin. Auf einer Fläche von etwa 24 Hektar befinden sich zahlreiche Grabanlagen von Personen, die die Geschichte des Landes und der Stadt Schwerin mitgestaltet haben, aber auch Grabanlagen von architektonischer Bedeutung. Die Autoren des zweiten Bandes „Orte der Erinnerung“ präsentieren die Architektenfamilien Clewe und Hamann, den Architekten Ehmig, den Schöpfer des bekannten „Weihnachtsfensters“ im Schweriner Dom, Ernst Gillmeister. Aber auch heute vergessene Persönlichkeiten wie zum Beispiel der Soldat, Hofbeamte und Gegner des Gauleiters Hildebrandt Bernhard von Hirschfeld werden vorgestellt. Die Autoren nehmen Sie mit auf eine Entdeckungsreise in die Geschichte Schwerins und Mecklenburgs und laden zu einem Spaziergang auf dem Alten Friedhof Schwerin ein. Mit dem beigefügten Friedhofsplan können Sie die Grabmale selbst entdecken. Nehmen Sie diese Einladung an. Hier ein Beispiel für die in Heft 2 versammelten Beiträge:

Die Wehmeyers – eine Schweriner Bürgerfamilie

Grabstellen, an deren Erhaltung ein öffentliches Interesse besteht, werden unter Denkmalschutz gestellt. Über 300 solcher Objekte gibt es auf dem Alten Friedhof in Schwerin. Sie werden uns erhalten bleiben, doch viele befinden sich noch in einem beklagenswerten Zustand.

Exemplarisch dafür ist die Grabstelle der Familie Wehmeyer, nicht weit entfernt von der Trauerhalle an einem Zwischenweg gelegen. Ein zweieinhalb Meter hoher, viereckiger Sandsteinobelisk mit einem Feldstein nachempfundenen Sockel mag der Grund sein, dass die Grabanlage die Zeit überdauert hat. Familienoberhaupt der hier Beigesetzten ist Carl Wehmeyer. Er wurde in eine aufgeregte Zeit hineingeboren. Die Revolution von 1848 hat die Machthaber aufgeschreckt und zu Zugeständnissen gezwungen. Ein Jahr später hofft Carl Wehmeyer`s bürgerlich-liberal gesinnter Vater Bernhard auf deren Umsetzung. Bernhard Heinrich Wehmeyer, 1809 in Schwerin geboren, besuchte das Gymnasium Fridericianum und studierte Jura in Rostock und Jena. In Schwerin lässt er sich als Anwalt nieder. Politisch engagiert er sich im Bürgerausschuss, dem er von 1848 bis 1871 vorsteht, wird Mitglied der ersten mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung und gegen Ende seines Lebens Reichstagsabgeordneter.

Der Lebensweg seines Sohnes Carl verläuft zunächst ähnlich. Auch er besucht das Gymnasium Fridericianum, leistet seinen Grundwehrdienst im Füsilier-Regiment in Rostock ab und beginnt Jura zu studieren. Zuerst in Rostock, dann an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Kaum hat er das Sommersemester 1870 abgeschlossen, werden seine Studien jäh unterbrochen. Zwischen den deutschen Einzelstaaten und Frankreich ist Krieg ausgebrochen. Wehmeyer wird in das Mecklenburgische Grenadierregiment 89 eingezogen. Anfangs zum Küstenschutz an der Nordsee eingesetzt, wird das Regiment im August nach Frankreich in Marsch gesetzt. In der Folge hat es schwere und opferreiche Kämpfe zu bestehen. Während der Sohn in Frankreich kämpft, sammelt der Vater in der Heimat Spenden für die Krieger. Auch seine Arbeit im Bürgerausschuss nimmt ihn in Anspruch. Dieser liegt mit dem Magistrat wegen eines Wahlverfahrens im Streit. Obwohl gerade erst zum Vorsitzenden für weitere sechs Jahre gewählt, erscheint Bernhard Heinrich Wehmeyer am 12. Januar nicht zu einer Sitzung. Ahnt er schon etwas von der Verwundung seines Sohnes? Dass die mecklenburgischen Truppen in schwere Kämpfe bei Le Mans verwickelt sind, weiß er sicher. Nachrichten vom Kriegsschauplatz gibt es zeitnah. Der Großherzog selbst hat am 10. Januar nach Schwerin telegrafiert, „Es werden wohl heiße Tage kommen, aber am Erfolg zweifle ich nicht.“ Carl Wehmeyer ist tatsächlich getroffen. Ein Schuss in den linken Unterschenkel verwundet ihn am 11. Januar im Gefecht bei Conneré. Für ihn ist der Krieg vorbei. Schneller als anderen gelingt es ihm, in die Heimat zurückzukehren. Als am 2. März die Annahme der Friedensbedingungen seitens der Franzosen bekannt gegeben wird, erholt er sich schon im Elternhaus am Pfaffenteich von den Mühen und Strapazen des Feldzuges. Nach seiner Beförderung zum Reserve-Offizier beginnt er, seine Studien fortzusetzen. Nach München kehrt er nicht zurück, stattdessen besucht er die Universitäten Leipzig, Göttingen und noch einmal Rostock. Nach bestandenem Advokaten-Examen wird er am 11. April 1878 bei der Schweriner Justizkanzlei als Advokat zugelassen und zum Notar ernannt.

1884 heiratet Carl Wehmeyer Adine Wachenhusen, Tochter des Militärbaumeisters Ludwig Wachenhusen. Als Adine 1855 geboren wurde, ist ihr Vater gerade mit den Bauvorbereitungen für die Artilleriekaserne, dem heutigen Finanzamt, beschäftigt. Jahre später wird er auch den Bau des Militärhospitals, heute noch oberhalb des Schlosspark-Centers gelegen, vollenden. Nachdem sie drei Söhne geboren hat, stirbt sie 1895 in Schwerin. Drei Jahre später heiratet Wehmeyer ihre Cousine Anni. Sie ist die Tochter des Gutsbesitzers Wachenhusen auf Kollosomp, im heutigen Polen. Auch sie ist bereits Witwe und bringt zwei Kinder mit in die Familie. Fünf Kinder wollen nun versorgt und umsorgt sein. Zusammen mit den beiden Dienstmädchen Anna und Ida macht Anni sich an die Arbeit. Das Wohnhaus in der Alexandrinenstraße bietet Platz und Komfort. Wehmeyer hat es von seinem Vater geerbt, hier ist er aufgewachsen, hier werden auch seine Kinder aufwachsen. Seine Ernennung zum Justizrat am 9. April 1913 liegt in der Norm. Jährlich zu seinem Geburtstag verleiht der Großherzog Statuserhöhungen. Persönlichkeiten aus der Wirtschaft werden Kommerzienräte, Handwerker und Kaufleute Hoflieferanten, aus Notaren und Rechtsanwälten werden Justizräte. 1914 bricht der Erste Weltkrieg aus. Und wie schon sein Vater im Deutsch-Französischen Krieg bangt er nun um das Leben seiner Söhne. Als er am 22. Juni 1915 das Extrablatt der Mecklenburgischen Zeitung in den Händen hält, steht darauf in großen Lettern zu lesen, „Lemberg gefallen“. Dass nicht nur die Stadt Lemberg gefallen ist, sondern auch Tausende Soldaten, das weiß er. Dass er seinen jüngsten Sohn Erich nie wieder sehen wird, weiß er in diesem Moment noch nicht. Erich ist schon am 15. Juni vor Lemberg ums Leben gekommen. Die Nachricht erreicht ihn erst zwei Wochen später. Es ist die 49. Kriegswoche, die schlimmste Woche für die Wehmeyers. In dieser Woche stirbt auch Annis Schwester Mathilde in Berlin.

Politisch, wie sein Vater, engagiert sich Carl Wehmeyer nicht. Seine Mitgliedschaft im Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde ist beinahe zwangsläufig. Hier trifft sich, was Rang und Namen hat. Die Mitarbeit in wohltätigen und gemeinnützigen Anstalten versteht sich für ihn von selbst. Gemeinsam mit Oberbaurat Georg Daniel, wir verdanken ihm den Domturm und das Theater, sowie mit dem Kunstmaler Professor Ferdinand Meyer, verwaltet er die Boldtsche Stiftung zugunsten mecklenburgischer Künstler. Sie soll jungen mecklenburgischen Malern, Architekten oder Bildhauern den Besuch einer Kunstakademie oder eine längere Studienreise ermöglichen. Als Rechtsanwalt sind ihm Not und Bedürfnisse der ärmeren Bevölkerung durchaus vertraut. Durch seine Arbeit in der Kuetemeyerschen Familien- und Armenstiftung, nicht zu verwechseln mit der Kuetemeyer-Schencke-Steinicke Stiftung, in der schon sein Vater aktiv war, bemüht er sich, auch für deren Belange einzutreten. 1928 ist es ihm vergönnt, sein 50-jähriges Jubiläum im Amt eines Notars zu feiern. Ein Jahr später muss er den Tod seiner zweiten Frau verkraften. Anni Wehmeyer stirbt am 20. Januar 1929 infolge eines Gehirnschlages. Carl folgt ihr ein Jahr später. Neben den Eheleuten begraben wurden außerdem die Schwiegertöchter Lida und Ellen, Carls Söhne aus erster Ehe, Richard und Heinrich, sowie Claus Clausius, Annis Sohn aus ihrer Ehe mit dem Reichsbankvorsteher Conrad Clausius in Berlin. Er starb 1940 an den Folgen seiner in Frankreich erhaltenen Verwundungen. Die Wehmeyers sind eine Familie wie so viele andere aus dem Bildungsbürgertum, die männlichen Mitglieder akademisch gebildet, die Frauen sanft in ihre Rolle als Hausfrau und Mutter gedrängt. Leid und Not in den Kriegen der Zeit haben sie gemeinsam erduldet und durchgestanden. Aber auch glückliche Zeiten haben sie gemeinsam durchlebt, und immer waren sie bestrebt, auch anderen Gutes zu tun.“

Detlev Dietze

Detlef Dietze, den Biographen, kennen Sie übrigens vielleicht als den Verfasser der kürzlich ebenfalls bei der EDITION digital erschienenen Stadtgeschichte „Ernstes und Heiteres aus der Residenzstadt Schwerin“. Und wie wir sehen, kann man Stadtgeschichte auch auf dem Friedhof treiben. Und sich ganz nebenbei auch noch schön entspannen und relaxen.

Aber auch die anderen vier Sonderangebote dieses Newsletter haben es in sich und verdient, mindestens angeschaut zu werden.

Viel Vergnügen beim Lesen, weiter eine gute, gesunde und Corona-freie Zeit und bleiben auch Sie weiter schön gesund und neugierig und bis demnächst.

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