Caritas-Schuldnerberatung: Mehr Menschen geraten in existentielle Krisen

„Wenn die Coronapandemie dazu führt, dass immer mehr Menschen in eine Schuldenkrise geraten, erleben besonders die betroffenen Kinder die Armutssituationen als bitter“, so Caritas-Präsident Peter Neher anlässlich des Starts der bundesweiten „Aktionswoche Schuldnerberatung“.

Bereits vor der Coronakrise waren 10 Prozent der Haushalte in Deutschland überschuldet. Mit der Krise ist eine deutliche Zunahme zu erwarten. Laut Bundesagentur für Arbeit haben über 750.000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet, für die Corona-Soforthilfen haben Soloselbständige und kleine Unternehmen 2 Millionen Anträge gestellt. Das Arbeitsministerium rechnet in nächster Zeit mit 1,2 Millionen zusätzlichen Haushalten, die in die Grundsicherung fallen. „Das bedeutet auch für viele Familien, dass ihnen die Krise zunehmend an die Existenz geht. Manche haben den Arbeitsplatz verloren, für viele brechen freiberufliche Aufträge weg, oder sie kommen mit dem Kurzarbeitergeld nicht über die Runden. Wenn sie bereits vor Corona verschuldet waren, wissen sie nicht mehr wie sie die laufenden Rechnungen schultern sollen“, so Neher.

Unter den akuten Einschränkungen leiden besonders die Kinder. Sie gehen seit Wochen nicht mehr in die Schule, müssen sich beim Selbstlernen Materialien zuhause ausdrucken und Inhalte selber erarbeiten, sie können weder mit Freunden oder beim Sport der Enge und den Nöten zu Hause entkommen. Und möglicherweise reißt auch die fehlende kostenlose Mittagsverpflegung der Schule eine weitere Lücke ins Haushaltsbudget. „Kinder aus verschuldeten und von Armut betroffenen Familien dürfen nicht in eine hoffnungslose Situation geraten“, unterstreicht Neher.

Rund 600 Mitarbeitende beraten in der Caritas-Schuldnerberatung bundesweit etwa 110.000 Klientinnen und Klienten im Jahr. In den vergangenen Wochen war die Schuldnerberatung, vor allem die Online-Beratung, stark angefragt worden. Neher: „Unsere Beraterinnen und Berater berichten, dass sich die Menschen mit vielfältigen Geldsorgen, wegen psychischer Belastungen und wachsender Zukunftssorgen gemeldet haben.“ Im Vergleich zum Januar haben die Online-Beratenden im April doppelt so viele Nachrichten empfangen, Tendenz steigend. Besonders in Berlin, Dresden-Meißen, Görlitz, Hildesheim und Köln sind die Kontakte zur Online-Schuldnerberatung stark gestiegen. In den 40.800 Haushalten, die von der Caritas bundesweit beraten werden, leben Kinder.

Zur Aktionswoche Schuldnerberatung vom 25. bis 29. Mai
Unter der Überschrift „Chancenlose Kinder? Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung!“ wollen Wohlfahrts-und Fachverbänden mit der Aktionswoche auf die besonders belastete Situation von Kindern hinweisen, deren Eltern überschuldet sind und finanzielle Probleme haben.
 

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