Millionen Kinder werden arbeiten müssen

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Kinderarbeit warnt das Kinderhilfswerk terre des hommes vor einem massiven Anstieg von Kinderarbeit. »Für Millionen Kinder in armen Ländern hat die Corona-Pandemie das Gesicht von Hunger und Ausbeutung«, sagte Birte Kötter, Vorstandssprecherin von terre des hommes. »Sie sind gezwungen, Geld zu verdienen, damit Familien nicht hungern.« Bereits vor der Pandemie mussten 152 Millionen Mädchen und Jungen arbeiten, weltweit leiden 386 Millionen Kinder unter extremer Armut. Die Vereinten Nationen schätzen, dass als Folge der Corona-Pandemie zusätzlich 66 Millionen Kinder in extreme Armut abrutschen.

Millionen Familien in Schwellen- und Entwicklungsländern arbeiten als Tagelöhner und haben mit den weltweiten Lockdowns von einem Tag auf den anderen ihr Einkommen verloren. Sie können nicht auf soziale Sicherung wie Arbeitslosengeld oder auf Nahrungsmittelhilfe zählen. terre des hommes-Partnerorganisationen beobachten in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas eine deutlich sichtbare Zunahme von Kinderarbeit. In vielen großen Städten betteln mehr Kinder, auf Plantagen und Farmen arbeiten Schulkinder mit ihren Eltern, auf den Straßen verkaufen Kinder Gemüse oder Obst. Aus den Philippinen berichten Partner, dass die Zahl der Kinder steigt, die sich vor der Webcam für ausländische User prostituieren, um etwas Geld für ihre Familie zu erwirtschaften. Europol berichtet, dass die Nachfrage nach Kinderpornographie im Netz mit dem Beginn der Lockdowns angestiegen ist. Während Schulen und Kinderschutzprogramme wegen Ausgangssperren geschlossen sind, nutzen in Indien Geldverleiher die Situation aus, indem sie Kredite an Familien in Not vergeben, die diese mit ihren Kindern in Form von Schuldknechtschaft abarbeiten müssen.

Während der Hochzeit des weltweiten Lockdowns im Mai konnten nach Angaben der UNESCO 1,5 Milliarden Schülerinnen und Schüler keine Schule besuchen. Es steht zu befürchten, dass in ärmeren Ländern viele Mädchen und Jungen den Anschluss an Bildung komplett verlieren und nicht mehr in die Schulen zurückkehren werden, da sie zum Familieneinkommen beitragen müssen oder die Familien den Schulbesuch nicht mehr leisten können.

terre des hommes fordert, dass nationale Regierungen und internationale Akteure die Belange armer und benachteiligter Kindern in ihren Corona-Hilfsprogrammen mit Priorität berücksichtigen. »Wegen des akuten Bedarfs und um negative mittel- und langfristige Folgen wie Kinderarbeit zu verhindern, sind Nahrungsmittelhilfe oder Direkthilfen für bedürftige Familien jetzt unverzichtbar«, so Birte Kötter. »Die Schulöffnungen nach den Lockdowns sollten von flächendeckenden Wiedereinschulungskampagnen begleitet werden, um den Schulabbruch von Kindern zu verhindern. International agierende Unternehmen müssen ihre Lieferketten kontrollieren, um die Ausbeutung von Kindern zu verhindern«.

Zum Dossiers:
»terre des hommes warnt vor einem dramatischen Anstieg von Kinderarbeit als Folge der Corona-Krise«

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