Neue Studie „Wirtschaft ist Heimat“: Wie Strukturwandel die Lebenswirklichkeit der betroffenen Menschen verändert

Bis 2038 soll der Kohleausstieg endgültig durchgeführt sein. Was bedeutet das für die Menschen in den Kohleregionen? Die Konrad-Adenauer-Stiftung untersuchte für die Studie „Wirtschaft ist Heimat – Regionaler Strukturwandel in Biografien und Erwartungen der Bevölkerung“, wie in den aktuellen und ehemaligen Kohleregionen an Saar und Ruhr, in der Lausitz und bei Chemnitz der Strukturwandel in Folge des Kohleausstiegs erlebt wird. Welche Erwartungen werden an die Politik gestellt? Welchen Parteien wird am ehesten ein gelingender Umgang mit dem Strukturwandel zugetraut? Gibt es Unterschiede zwischen Ost und West? All diese Fragen greift die Publikation anhand umfangreicher und repräsentativer Interviews auf. Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Dr. Norbert Lammert, erklärte anlässlich der Veröffentlichung der Studie: „Die Heimatverbundenheit der Menschen findet ihren Niederschlag in einer besonderen Wertschätzung zahlreicher Aspekte der jeweiligen Region – darunter auch in der Wertschätzung der regionalen Wirtschaft. Anders formuliert: Wirtschaft ist Heimat. Folglich können regionale Strukturwandel die Heimat oder das Gefühl für die Heimat verändern, was von den Menschen oftmals als schmerzlich empfunden wird – bis hin zum Gefühl eines stückweiten Heimatverlustes.“

Und weiter führte der ehemalige Bundestagspräsident aus: „Anlass für die Studie waren Deutschlands Ausstieg aus der Kohleförderung und die Diskussion um Strukturwandel in diesem Zusammenhang. Nicht absehbar war, dass sie in einer Zeit veröffentlicht wird, in der die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen eine globale Herausforderung darstellt, die jeder und jede von uns über einen langen Zeitraum spüren wird – nicht zuletzt in wirtschaftlicher Hinsicht: Arbeitslosigkeit, Arbeitsplatzwechsel, betriebliche Umstrukturierungen, Verlust der Selbständigkeit, private und betriebliche Insolvenzen. Dabei sind langfristigen Auswirkungen auf die Wirtschaft – global, national, regional – zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt noch nicht in Gänze absehbar. Bereits jetzt sind aber die Erwartungen an die Politik im Umgang mit der Pandemie und ihren Folgewirkungen insgesamt immens. Die erfolgreiche Bewältigung etwaiger regionalwirtschaftlicher Veränderungen wird eine von vielen Zukunftsaufgaben sein – wenn es gelingen soll, den Wirtschaftsstandort Deutschland zukunftsfähig zu gestalten.“

Die Studie zeige, so Lammert, „dass wirtschaftlicher Strukturwandel intensiv die Lebenswirklichkeit der betroffenen Menschen verändert – und zwar nicht allein hinsichtlich ihrer Berufsbiografien, sondern bis hin zu ihrer Wahrnehmung des Heimatortes und der Heimatregion. Infolgedessen wird Strukturwandel auch von jenen mitunter schmerzlich empfunden, die wirtschaftlich wenig bis gar nicht betroffen sind. Maßnahmen gegen Strukturveränderungen dürfen folglich nicht allein auf deren wirtschaftliche Abfederung zielen. Ein Abfedern der erlebten Verluste beim wirtschaftlichen Teil der Heimatverbundenheit ist nicht minder wichtig für das Leben vieler Menschen.“

Sie finden die Publikation „Wirtschaft ist Heimat – Regionaler Strukturwandel in Biografien und Erwartungen der Bevölkerung“ hier.

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