Deutscher Naturstein-Preis 2020 – Die Gewinner stehen fest

Mit dem Deutschen Naturstein-Preis (DNP) 2020 werden bereits zum 19. Mal vom Deutschen Naturwerkstein-Verband e.V. (DNV) und dem Bund Deutscher Architekten (BDA) nachhaltige Projekte aus Naturstein im Innen- und Außenbereich ausgezeichnet, die beispielhaft für eine hohe architektonische Qualität und energieschonende Bauweise stehen.

Gewinner des Deutschen Naturstein-Preises 2020 & Sieger in der Kategorie „Wohnhäuser“, Schwabinger Carré II München von Meili, Peter Architekten, Foto: Florian Holzherr, Gauting

Sieger in der Kategorie „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“: Fassadenneugestaltung und Generalsanierung Kanzleigebäude Deutsche Botschaft Paris von Architekturbüro Prof. D.G. Baumewerd, Foto: Jerome Epaillard, Paris

Sieger Kategorie „Massive Steinelemente und Bauen im Bestand“: Fassadenrekonstruktion Berliner Schloss von Franco Stella mit der FS-HUF-PG (Projektgemeinschaft zwischen Franco Stella Architetto, Hilmer & Sattler und Albrecht, Baumanagement Berlin), Foto: Stephan Falk, Berlin

Sieger Kategorie „Landschaftsbau und Freiraumgestaltung“: Neugestaltung eines Anwesens auf dem Lande in Reichelsheim von Backhaus & Barnett freie Landschaftsarchitekten, Foto: Annette Barnett, Wiesbaden

Für den diesjährigen Architekturwettbewerb wurden insgesamt 66 Projekte eingereicht, von denen 17 für die Preisverleihung nominiert wurden.

Die Jury des Deutschen Naturstein-Preises würdigt nun aus den 17 nominierten Naturstein-Projekten den Preisträger „DEUTSCHER NATURSTEIN-PREIS 2020“ sowie weitere drei Kategoriesieger in den ausgeschriebenen Kategorien „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“, „Wohnhäuser“,  „Massive Steinelemente und Bauen im Bestand“ sowie „Landschaftsbau und Freiraumgestaltung“.

Preisträger DNP 2020 und Sieger in der Kategorie „Wohnhäuser“Schwabinger Carré II, München

Architekten: Meili, Peter Architekten, München
Verwendeter Naturstein: Muschelkalk Grigio Alpi

Begründung der Jury:
Prinzregentenstraße, Briennerstraße, Ludwigstraße oder Maximilianstraße: städtebauliche Prunkstücke der Großstadt München. Die Schleißheimer Straße zählt nicht dazu. Architektonisch bemerkenswerte Gebäude, die den Straßenraum säumen, findet man auf einer Länge von über acht Kilometer weniger. Vorwiegend durch Alltagsarchitektur geprägt, darunter auch manche denkmalgeschützte, liebenswerte Einzelstücke, auch manche laut-bunte. Kurzum: die Straße zählt trotz ihrer Lebendigkeit nicht zu den ersten Sehenswürdigkeiten dieser Stadt. Es ist auf der anderen Seite genau das Thema des ausgewählten Projekts: wie kann mit einem Neubau der Stadtraum nachhaltig verbessert werden? Noch in der dichten Struktur der Blockbebauung, bevor die Straße die Innenstadt verlässt, hat das Architekturbüro Meili, Peter ein bemerkenswertes Beispiel gesetzt, das die Kraft hat, zu zeigen, wie mit einer, auf den ersten Blick gar nicht so spektakulären Architektur, eine nachhaltige Aufwertung des öffentlichen Raums erfolgen könnte. Es ist ein durchweg städtisches Gebäude, das da die Ecke der Herzog- und Schleißheimer Straße steht, stabil und filigran zugleich. Klassisch der Zugang zum Einzelhandel über die Straßenecke, darüber eine Vielzahl Kleinwohnungen in hoher Qualität, die unter den Begriff „Micro-Appartements“ vermietet sind. Einhundert Wohnungen befinden sich in dem winkelförmigen Grundriss, über die Hälfte davon schaut zu den beiden Straßenseiten. Wer das Gebäude nicht kennt und nur im Grundriss die eng aufgereihten Wohneinheiten sieht, mag sich eine kleinteilige und monotone Gliederung der Außenhaut vorstellen, mit der sich das Gebäude zur Stadt präsentiert. Weit gefehlt! Das Eckhaus zeichnet sich durch eine großzügige, dreidimensional gegliederte Natursteinfassade aus. Kleine Loggien wechseln mit großen Fensterformaten, die Glasflächen mit teils kräftigen Rahmen aus Eichenholz gefasst. Der Muschelkalk, ein Grigio Alpi, erscheint einmal in Form von dünnen Lisenen oder linearen Brüstungselementen, einmal flächig, dem Bauwerk in seiner Erscheinung das notwendige Gewicht verleihend. Es ist die Materialwahl, der angenehm hell und dabei nicht kühl wirkende Naturstein, der, baukünstlerisch professionell eingesetzt, das Haus in der Stadt zu etwas Besonderem macht. Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein wenig anspruchsvoller Straßenraum eine Aufwertung erhalten kann, dauerhaft in der Materialisierung, und der Anmutung, verbunden mit einer hoher Aufenthaltsqualität.

Sieger Kategorie: „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“Fassadenneugestaltung und Generalsanierung Kanzleigebäude Deutsche Botschaft, Paris

Architekten: Architekturbüro Prof. D.G. Baumewerd, Münster
Verwendeter Naturstein: Fassade St. Maximin Ferme Fine Kalkstein, Bodenbeläge Jura Kalkstein

Begründung der Jury:
Mit dem alten Gebäude der Deutschen Botschaft in Paris, Anfang der sechziger Jahre ausgeführt, präsentierte sich die Bundesrepublik mit einem nüchternen, der Nachkriegsmoderne verpflichtenden Zweckbau. Damals wäre es, nicht nur aus architekturästhetischen Gründen, undenkbar gewesen, dem Gebäude eine Fassade aus Gesimsen und Halbsäulen aus Naturstein zu verpassen. Fünfzig Jahre später haben sich nicht nur die technischen Anforderungen gewaltig verändert, auch der gestalterische Anspruch, bezogen auf den Umgang mit dem historischen Umfeld der Stadt. Diesem mit einer neuen Fassade Rechnung zu tragen, war die Herausforderung auf der einen Seite, wie auch die Frage, wie sich das Bild der Bundesrepublik in der Architektur wiederspiegeln könnte. Eine kleine, aber äußerst delikate Aufgabe und intellektuelle Herausforderung zugleich. Michel Montaigne wusste zur Lösung des Problems, auf die Sprache bezogen, den Rat: „Will man sich gern in einer gewissen Höhe des Styls halten, so findet man oft, dass die Sprache schwach wird und unter uns erliegt, und dass man ihr mit dem Latein zur Hülfe kommen muss, so wie bei anderen Sprachen mit dem Griechischen“. Er, Montaigne, wäre ebenso begeistert, wie die Jury über das Ergebnis, das weder ein einfach übernommenes Zitat des Historismus darstellt, noch eine Rekonstruktion der glatten Nachkriegsmoderne ist. Ein schönes Beispiel der Verwendung von Naturstein, weder altbacken noch bedingungslos modern aussehend, eine Architektur die auch dem zweiten Blick standhält.

Sieger Kategorie: „Massive Steinelemente u. Bauen im Bestand“Fassadenrekonstruktion Berliner Schloss, Berlin

Architekten: Franco Stella mit der FS-HUF-PG (Projektgemeinschaft zwischen Franco Stella Architetto, Hilmer & Sattler und Albrecht, Baumanagement Berlin)
Verwendeter Naturstein: Cottaer Sandstein, Postaer Sandstein, Reinhardtsdorfer Sandstein, Warthauer Sandstein, Königgrätzer Sandstein

Begründung der Jury:
Nachbauten, in welcher Form auch immer, zählten durch alle Jahrhunderte hindurch zum Aufgabenbereich von Baumeistern und Architekten. Für die Vertreter der Moderne kamen Rekonstruktionen dagegen mehrheitlich einer Geschichtsklitterung gleich. Erst mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden erhielt die Rekonstruktion in der breiten Bevölkerung eine große Zustimmung. Unabhängig des Expertenstreits stellt jede bauliche Nachbildung eine enorme Herausforderung an Planer, ausführende Firmen und Bauherrschaften dar. Angesichts des Aufwands, der Präzision in der Ausführung, aber auch der Wirkung der raumhaltigen Fassade des Berliner Schlosses, verblasst der akademische Streit vor der handwerklichen Leistung, auch wenn zur Planung und Ausführung neben notwendigen Handarbeiten modernste Maschinen zum Einsatz gekommen sind. Unabhängig davon ist die neue, nach den historischen Dokumenten wiedererrichtete Außenwand ein grandioses Beispiel für Nachhaltigkeit. Sie ist dauerhaft, ihr Material, den Naturstein betreffend, beinhaltet wenig graue Energie, und die Lebenszykluskosten, sind trotz hoher Primäraufwendungen, günstig. Für die architektonische Bewertung steht jedoch die ästhetische Nachhaltigkeit als Ergebnis der technischen und ökonomischen Aufwendungen an vorderer Stelle. Dabei spielt es keine Rolle, wann der Entwurf entstanden ist, allein, welche materielle und gestalterische Qualität er hat. Eben diese Qualität wird es sein, an der sich die Betrachter über viele Generationen hinweg erfreut haben und in Zukunft lange Zeit erfreuen werden.

Sieger Kategorie: „Landschaftsbau und Freiraumgestaltung“Neugestaltung eines Anwesens auf dem Lande, Reichelsheim

Architekten: Backhaus & Barnett freie Landschaftsarchitekten, Wiesbaden
Verwendeter Naturstein: Kohlplatter Muschelkalk

Begründung der Jury:
Auf einem Anwesen, welches durch mehrere unterschiedlich ausgerichtete Gebäude gekennzeichnet ist, wird der Garten zu einem verbindenden Element. Er erzeugt ein räumliches Kontinuum, in welchem die Bauten einerseits in ihrer Individualität zur Geltung gebracht werden, andererseits sich aber auch zu einer Gesamtkomposition vereinen. Mit der Gestaltung des Freiraumes wird die Komplexität des Grundstückes gut bewältigt, Struktur und Erschließung folgen einem rationalen Grundgedanken. Besonders reizvoll ist der Umgang mit der Topografie des teilweise nach Süden abfallenden Geländes. Auch die Detailausbildung folgt der Idee, dem Gartenraum einen einheitlichen Charakter zu verleihen. Die einzelnen Räume sind wohltuend harmonisch gegliedert und entwickeln dennoch eigene Charaktere. Dieser Ansatz wird unterstützt, indem der Kohlplattler Muschelkalk eine durchgängige Verwendung findet. Als Pflaster und Plattenbelag am Boden wie auch für Stützmauern und Treppen wird das Material in unterschiedlichsten Situationen eingesetzt. Sogar Sitzmöbel und Wasserelemente sind daraus gearbeitet, was dem Garten eine wohltuend ruhige und zeitlose Ausstrahlung verleiht. Besonders hervorzuheben sind dabei die materialgerechte Verwendung der Formate wie auch die Qualität der Oberflächen. Sorgfältig ist auch die Gestaltung der Bepflanzung, welche in ihren unterschiedlichen Strukturen gut auf die feine Materialität des Muschelkalkes reagiert und ein anregendes Wechselspiel von Stein und Pflanze, von Licht und Schatten auslöst.

Der Deutsche Naturstein-Preis ist mit 15.000 € dotiert. Die weiteren drei Kategorie-Sieger erhalten ein Preisgeld von jeweils 5.000 €.

Die feierliche Preisvergabe findet auf der Fachmesse Stone+tec 2021 am 12.05.2021 in Nürnberg statt.

Die Jury setzte sich aus sechs namhaften Architekten sowie aus fünf Vertretern der Naturstenindustrie zusammen:

Jury Architekten BDA / bdla / bdia:
•    Susanne Wartzeck (Präsidentin Bund Deutscher Architekten (BDA))
•    Prof. Arno Lederer (Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten BDA)
•    Prof. Gesine Weinmiller (Weinmiller Großmann Architekten BDA)
•    Prof. Felix Waechter (Waechter + Waechter Architekten BDA)
•    Till Rehwaldt (Präsident Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla))
•    Pia A. Döll (Präsidentin Bund Deutscher Innenarchitekten (bdia))

Jury Mitglieder DNV:
•    Joachim Grüter (Präsident DNV, Würzburg)
•    Hermann Graser (Vizepräsident DNV)
•    Thomas Hippelein (DNV)
•    Heinrich-Georg Hofmann (DNV)
•    Ulrich Klösser (DNV)

In der demnächst erscheinenden Dokumentation werden die Siegerprojekte sowie sämtliche für den Architekturpreis nominierten Projekte anschaulich abgebildet.

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