Im Jemen zerstört alle zehn Tage ein Luftangriff Krankenhäuser, Brunnen und Wassertanks

Seit der Konflikt im Jemen vor mehr als fünf Jahren eskalierte, wurden medizinische Einrichtungen und die Infrastruktur der Wasserversorgung fast 200 Mal durch Luftangriffe getroffen. Zuletzt gab es auch Attacken auf COVID-19-Quarantänezentren, was den Einsatz gegen die Pandemie erschwert. Das zeigt eine aktuelle Analyse von Oxfam. Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation fordert mehr Engagement der internationalen Gemeinschaft, um das Leid im Jemen zu beenden.

Oxfam hat Informationen über Luftangriffe ausgewertet, die vom Yemen Data Project gesammelt wurden. Das Ergebnis: In den vergangenen fünf Jahren gab es fast 200 Attacken auf Krankenhäuser, Krankenwagen, Wassertanks oder Wassertanklaster. Das entspricht einem Angriff alle zehn Tage. Währenddessen verkauften zahlreiche Länder an Saudi-Arabien und seine Koalitionspartner Waffen und Munition im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar – obwohl sie wussten, dass diese zum Teil unter Verletzung des humanitären Völkerrechts eingesetzt werden könnten.

Gesundheitseinrichtungen durch COVID-19 und Cholera überfordert

Unterdessen verschlimmert die COVID-19-Pandemie die humanitäre Lage im Jemen zusätzlich. Im April meldete das Land den ersten Corona-Fall. Bis zum 12. August wurden 1.845 Fälle und 529 Todesfälle durch COVID-19 bestätigt. Die tatsächliche Zahl liegt vermutlich jedoch deutlich höher. Die medizinischen Einrichtungen des Jemen sind durch den Krieg stark dezimiert, nur die Hälfte ist voll funktionsfähig. Die Vereinten Nationen schätzen, dass allein 20,5 Millionen Menschen – das sind zwei Drittel der Bevölkerung – Hilfe benötigen, um Zugang zu sauberem Wasser zu haben. Oxfam warnte im vergangenen Monat davor, dass Tausende sterben könnten, weil COVID-19 die verbleibenden Gesundheitseinrichtungen des Landes überfordert und deshalb viele Cholera-Fälle unentdeckt bleiben.

Muhsin Siddiquey, Oxfams Landesdirektor im Jemen, sagt: „Lebenswichtige Infrastruktur wie Krankenhäuser, Wassertanks und Brunnen waren während dieses Konflikts immer wieder im Fadenkreuz. Wenn sie beschädigt oder zerstört werden, wird der Jemen noch anfälliger für Krankheiten wie COVID-19 und Cholera. Es sind nicht nur die Bomben, die Menschen töten, sondern auch die Wochen, Monate und Jahre, die es dauert, bis Krankenhäuser und Brunnen wieder aufgebaut sind. Die internationale Gemeinschaft kann nicht länger die Augen vor dem Leid der Menschen im Jemen verschließen, das durch Waffenexporte verschlimmert wird.“

Auch Covid-19-Quarantänezentren angegriffen

Das Civilian Impact Monitoring Project (CIMP), das Berichte über alle Vorfälle bewaffneter Gewalt mit direkter ziviler Auswirkung sammelt, hat allein in den letzten zweieinhalb Jahren 115 Fälle registriert, in denen medizinische Einrichtungen oder Elemente der Wasserversorgung angegriffen wurden. CIMP erhielt auch Berichte über Luftangriffe auf drei Covid-19-Quarantänestationen – Ende März im Distrikt Saleef im Gouvernement Hudaydah und Anfang April auf zwei Stationen im Distrikt Al Maljim im Gouvernement Bayda.

Die zivile Infrastruktur ist so stark beschädigt, dass der Wiederaufbau viele Milliarden Dollar kosten wird.

Redaktionelle Hinweise:

  • Das Yemen Data Project hat zwischen dem 26. März 2015 und dem 30. Juni 2020 86 Luftangriffe auf medizinische Einrichtungen und 107 Angriffe auf Wassertanks, Lastwagen, Bohrer und Dämme verzeichnet. Mehr Informationen hier
  • Das Civilian Impact Monitoring Project hat zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 31. Juli 2020 115 Vorfälle registriert, die die medizinische oder Wasserinfrastruktur betrafen.
  • Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) zitiert etwa eine Schadens- und Bedarfsanalyse aus dem Jahr 2016, in der die Kosten der Schäden an der physischen Infrastruktur im Jemen auf zwischen 4 und 5 Milliarden US-Dollar geschätzt wurden, einschließlich 79 und 97 Millionen US-Dollar für Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene. Der UNDP-Bericht ist hier verfügbar.
  • Seit der Bestätigung von Corona-Fällen im Jemen im April hat Oxfam seine Arbeit neu ausgerichtet, um auf die Pandemie zu reagieren. Im Zentrum stehen Anstrengungen, die Wasserversorgung in einem der wichtigsten Krankenhäuser in Aden wieder herzustellen, Hygienesets an die bedürftigsten Haushalte zu verteilen und sauberes Wasser per Lastwagen in Camps für Geflüchtete zu bringen. Im ganzen Jemen schult Oxfam freiwillige Helfer*innen im Gesundheitswesen, um Informationen zum Corona-Virus und der Bedeutung von Hygiene und Händewaschen zu verbreiten.
Über den Oxfam Deutschland e.V.

Oxfam ist eine internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation, die weltweit Menschen mobilisiert, um Armut aus eigener Kraft zu überwinden. Dafür arbeiten im Oxfam-Verbund 20 Oxfam-Organisationen Seite an Seite mit rund 3.600 lokalen Partnern in mehr als 90 Ländern.

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