Die Europäische Kommission hatte diesen delegierten Rechtsakt zusammen mit den Mitgliedstaaten auf der Grundlage der wissenschaftlichen Beratung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) erarbeitet, die drei Kriterien festlegte, nämlich
- unverzichtbare antimikrobielle Mittel, die für schwere, lebensbedrohliche Infektionen beim Menschen zur Verfügung stehen,
- Resistenzübertragung von der Verwendung bei Tieren auf den Menschen und
- nicht unverzichtbar für die Tiergesundheit.
Mit Befürchtungen, die auf veralteten Annahmen über den Missbrauch von Antibiotika im Tierbereich und einer völligen Fehlinterpretation der WHO-Empfehlungen beruhen, lehnt dieser Schritt die wissenschaftlichen Empfehlungen der EMA in Abstimmung mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und dem Europäischen Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) ab. Das gefährdet neben der öffentlichen Gesundheit und der Lebensmittelsicherheit auch ernsthaft die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere. Zugleich stellt der Beschluss eine klare Missachtung des in der EU etablierten wissenschaftsbasierten Entscheidungsfindungsprozesses dar und ignoriert die wiederholten Aufrufe der eigenen Behörde, antimikrobielle Resistenzen mit dem One- Health-Ansatz zu bekämpfen.
Das willkürliche Verbot der einzigen therapeutischen Möglichkeit gegen bakterielle Infektionen bedeutet, dass alle Tiere, auch Haustiere, unbehandelt bleiben, was zu unnötigem Leiden und sogar zu ihrem Tod führen kann. Dies steht in eklatantem Widerspruch zum Vertrag von Lissabon, der Tiere als fühlende Wesen anerkennt, sowie zu der Bedeutung, die die Bürger dem Tierschutz beimessen, wie kürzlich die erfolgreiche europäische Bürgerinitiative „End the Cage Age“ gezeigt hat.
Der Antrag, über den gestern abgestimmt wurde, wird sich lediglich negativ auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere auswirken und keinen positiven Einfluss auf die öffentliche Gesundheit oder die Antibiotikaresistenz haben. Der bpt wird gemeinsam mit seinen europäischen Partnerverbänden den Kampf für einen wissenschaftsbasierten One-Health-Ansatz in den nächsten Monaten fortsetzen und sich dabei auf die Plenarabstimmung im September konzentrieren.
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