VdK zu Gewalt gegen Kinder: „Der Staat hat beim Schutz der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft versagt“

  • Statistisches Bundesamt meldet Höchststand an Kindeswohlgefährdungen im Corona-Jahr 2020
  • Bentele: „Es darf keine erneuten Kita- und Schulschließungen geben“

Die Zahl der Fälle von Kindeswohlgefährdung ist im Corona-Jahr 2020 stark angestiegen. Das zeigen heute veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach registrierten die Jugendämter in 2020 rund 5000 Fälle mehr als im Vorjahr – ein Anstieg um fast zehn Prozent.

VdK-Präsidentin Verena Bentele mahnte dazu in Berlin: „Die Zahlen sind erschreckend: Gewalt gegen Kinder ist bei weitem kein trauriger Einzelfall, sondern weit verbreitet. Hier hat der Staat auf ganzer Linie dabei versagt, die Schwächsten unserer Gesellschaft zu schützen. Die Politik muss umgehend ein Gesamtkonzept vorlegen, um Kinder und Jugendliche zukünftig vor Gewalt und Vernachlässigung zu bewahren.“

Fast 60.600 Kinder und Jugendliche waren laut Statistik betroffen, davon war jedes dritte Kind jünger als fünf Jahre. Aus Sicht des VdK haben sich die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und die Kita- und Schulschließungen infolge der Pandemie besonders negativ ausgewirkt. Dadurch hatten Kinder und Jugendliche weniger Kontakte zu Außenstehenden, etwa Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern oder Personal von Freizeitreinrichtungen. Diese sind aber besonders wichtig dabei, Gewalt zu erkennen und zu melden. VdK-Präsidentin Bentele: „Kinder haben keine Lobby, können sich nicht wehren. Leider ist nicht für jedes Kind das Zuhause ein geschützter Ort, wo es mit Liebe, guter Bildung, in Gesundheit und Sicherheit aufwachsen kann. Und wir müssen ja von einer großen Dunkelziffer ausgehen und dass Gewalt und Vernachlässigung noch weitaus häufiger vorkommen.“

Während des Lockdowns hatte der VdK mehrfach die besonders angespannte Lage von Familien in den Fokus gerückt und die Entwicklung von Schutzkonzepten und kreativen Lösungen, etwa durch Betreuung im Schichtbetrieb, in Kleingruppen oder durch Betreuungsgemeinschaften unter Nachbarn vorgeschlagen. Verena Bentele: „Nun kündigt sich eine vierte Corona-Welle an. Es darf keine erneuten Kita- und Schulschließungen geben, sonst wiederholt sich die Situation und die Leidtragenden sind erneut Kinder und Jugendliche. Das dürfen wir nicht zulassen.“

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