Das beste Konzertprogramm der Welt

Berliner Philharmoniker, Concertgebouworkest Amsterdam, MusicAeterna mit Teodor Currentzis und weitere Top-Orchester aus Stockholm, London, Moskau, Paris und Budapest; Abende mit Anne-Sophie Mutter, Martha Argerich, Lang Lang, Rudolf Buchbinder, Ian Bostridge, Matthias Goerne oder Christian Gerhaher, ein Mozart-Schwerpunkt mit Leif Ove Andsnes und dem Mahler Chamber Orchestra, ein Wochenende mit Musik von Hanns Eisler, ein »Schlaues Füchslein« mit Mirga Gražinytė-Tyla, ein Reflektor-Festival von und mit Anoushka Shankar, dazu jede Menge weiterer exquisiter Konzerte: Im November kann das qualitätsverwöhnte Publikum der Elbphilharmonie die pandemischen Entbehrungen in Sachen Konzerterlebnis der vergangenen anderthalb Jahre hinter sich lassen und den inneren Tank wieder randvoll mit bester Musik aus allen Genres füllen. Wo nicht anders aufgeführt, finden die Konzerte in der Elbphilharmonie statt. Bei nahezu allen genannten Veranstaltungen gilt die 3G-Option.

Tickets sind ab sofort im Verkauf.

Orchestrale Hochkaräter im guten Dutzend

Corona hat auch die Planungsvorläufe der weltweit gefragtesten Solisten und Ensembles durcheinandergebracht. Deshalb lassen sich derzeit immer mal wieder spontan Gastspiele verabreden, für die man sonst zwei, drei Jahre im Voraus die Kalender konsultieren muss. So kommt es, dass die Berliner Philharmoniker auf dem Rückweg von einer kleinen Skandinavien-Tournee unter ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko am 20.11. zu einem Matineekonzert in der Elbphilharmonie Station machen – mit der »Schottischen« Sinfonie von Mendelssohn und Schostakowitschs Zehnter (11 Uhr). Auch das Concertgebouworkest aus Amsterdam macht drei Tage nach seinem allerersten Besuch in Island einen recht spontanen Abstecher nach Hamburg. Am Pult: Klaus Mäkelä, rasant aufsteigender junger Dirigent aus Finnland. Auf dem Programm: ebenfalls Schostakowitsch, seine sechste Sinfonie, und die »Pathétique« von Tschaikowsky (13.11.).

Statt nach der Matinee der Berliner Philharmoniker wieder nachhause zu fahren, könnten sich Hardcore-Fans erstklassiger Orchester am 20. November einen schönen Tag in der HafenCity machen, denn am Abend kommt gleich noch das London Philharmonic Orchestra unter seinem neuen Chefdirigenten Edward Gardner mit einem romantisch-spätromantischen Programm mit Werken von Grieg, Schumann und Sibelius in den Großen Saal. Solist in Schumanns Klavierkonzert ist Jan Lisiecki.

Der norwegische Meisterpianist Leif Ove Andsnes und das Mahler Chamber Orchestra widmen sich bei ihrem mehrtägigen Gastspiel unter dem Titel »Mozart Momentum 1785/86« dem ungemein produktiven Schaffen, das Mozart in den Jahren 1785 und 1786 in Wien kompositorisch zu gänzlich neuen Ufern führte. Vier Klavierkonzerte, eine Sinfonie, Vokalmusik (Sopran: Christiane Karg) mit Orchester sowie Kammermusik prägen das Programm, das nach zwei Abenden im Großen Saal seinen Abschluss im Kleinen Saal findet (8.-10.11.).

Mehrtägig ist auch das Gastspiel des Swedish Radio Symphony Orchestra, das unter seinem Chefdirigenten Daniel Harding dabei zudem ¬– ein Novum bei Gastorchestern – nacheinander beide Häuser bespielt: Am ersten Abend gibt es in der Laeiszhalle Musik von Antonín Dvořák, darunter die selten aufgeführten »Biblischen Lieder« mit Christian Gerhaher (Bariton), sowie die Vierte Sinfonie von Brahms (29.11.). Tags darauf ziehen die Schweden in die Elbphilharmonie um, wo sie mit der wunderbaren Geigerin Isabelle Faust das Violinkonzert von Arnold Schönberg aufführen und anschließend Mahlers 4. Sinfonie, wobei den Sologesang im Finalsatz die schwedische Sopranistin Johanna Wallroth übernimmt (30.11.).

Zwei rauschhafte Konzertabende verspricht unmittelbar davor auch das Gastspiel von MusicAeterna, der russischen Dream Band des griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis, der zuletzt im September mit seinem SWR Orchester die Elbphilharmonie in Ekstase versetzte. Der Orchestermagier mit dem Undercut spielt an beiden Abenden ein neues, noch namenloses Werk des serbischen Komponisten Marko Nikodijević, außerdem die Vierte Sinfonie von Schostakowitsch (28./29.11.).

Eine konzertante Aufführung der Oper »Das schlaue Füchslein« von Leoš Janáček, die vor einigen Jahren in einer bezaubernden Inszenierung in der Staatsoper Hamburg zu erleben war, hat die junge litauische Top-Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla zum neuerlichen Gastauftritt ihres City of Birmingham Symphony Orchestra in der Elbphilharmonie einstudiert. Die internationale Sängerriege wird angeführt von der russischen Sopranistin Elena Tsallagova als Füchslein Schlaukopf. Die Chorpartien steuert der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor aus Hamburg bei. Gesungen wird auf Tschechisch (23.11.).

Eine weitere russische Glanz-Sopranistin ist tags darauf ebenfalls in der Elbphilharmonie zu erleben: Julia Lezhneva, die sich bei ihrem Abend mit Barock-Arien von Concerto Köln begleiten lässt (24.11.). Barock-Arien hat sich auch der britische Tenor Ian Bostridge vorgenommen, wenn er als Gastsolist der Cappella Neapolitana Antonio Florio mit ausschließlich italienischem Repertoire die Reihe »Das Alte Werk« in der Laeiszhalle beehrt. Bostridge war hier schon mit einer Vielzahl von Programmen zu erleben, von Schuberts »Winterreise« über Benjamin Brittens »Curlew River« bis zu Liedern des amerikanischen Jazz-Komponisten Brad Mehldau (16.11.).  

Kristjan Järvi, Bruder des in Hamburg hoch geschätzten Paavo Järvi, der hier regelmäßig mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen konzertiert, kommt nach längerer Pause wieder einmal aufs Dirigentenpodium der Elbphilharmonie: Diesmal leitet er das Russische Nationalorchester durch Borodins Steppenskizze aus Mittelasien und eine eigene Bearbeitung von Tschaikowskys Ballettsuite zu »Schwanensee«. Dazwischen: das zweite Klavierkonzert des Franzosen Camille Saint-Saëns, einem breiten Publikum hierzulande hauptsächlich durch den »Karneval der Tiere« bekannt. Solist ist Mikhail Pletnev, der das Russische Nationalorchester vor 30 Jahren gegründet hat (16.11.).

Das Budapest Festival Orchestra, seit seinem grandiosen Gastspiel mit ausschließlich ungarischer Musik in der Saison 2018/19 vom Elbphilharmonie-Publikum heiß geliebt, kehrt mit einem spannenden Programm unter seinem Chefdirigenten Iván Fischer an die Elbe zurück. Einer der Höhepunkte: Movement für Viola und Orchester von György Kurtág mit Tabea Zimmermann als Solistin (17.11.).

Philippe Herreweghe geleitet die beiden von ihm gegründeten Ensembles Collegium Vocale Gent und Orchestre des Champs-Elysées sowie eine Top-Solisten-Schar, angeführt von Regula Mühlemann (Sopran), durch Mozarts Große Messe c-Moll (21.11.).

So viele Orchester aus aller Welt in der Elbphilharmonie auch schon aufgetreten sind: Es gibt immer noch welche, die ihr Haus-Debüt noch vor sich haben. Dazu zählt auch Le Concert Olympique, ein europäisches Projektorchester, das der belgische Dirigent und Beethoven-Spezialist Jan Caeyers gegründet hat. Unter seiner Leitung begleiten die Musiker bei ihrem ersten Gastspiel im Großen Saal die Klarinettistin Sabine Meyer bei Mozarts Klarinettenkonzert, außerdem spielen sie zwei Sinfonien von Schubert und Beethoven (14.11.)

Schlank, mobil, tiefgründig: Kammermusik

Auch für Liebhaber kleinerer Ensembles und der Kammermusik hat das Elbphilharmonie-Programm im November allerhand zu bieten. So spielt gleich an den ersten beiden Abenden des Monats die weltberühmte deutsche Klassikgeigerin Anne-Sophie Mutter mit ihrem Mutter‘s Virtuosi genannten Ensemble. In das Programm mit Werken von Vivaldi (u.a. »Die vier Jahreszeiten«) und Mozart mischt Mutter die von ihr bei der Komponistin in Auftrag gegebene »Gran Cadenza« der koreanisch-deutschen Gegenwartskomponistin Unsuk Chin (1./2.11.)

Die vier ausgezeichneten Musiker des französischen Streichquartetts Quatuor Ébène sind häufige Gäste in Elbphilharmonie. Diesmal kommen sie mit einem fünften Mann: Martin Fröst, sensibler Klarinettenvirtuose aus Schweden. Neben Werken von Mozart und Janáček spielen sie auch Bearbeitungen von Jazzstandards und Folksongs (3.11., Kleiner Saal).

Mit einem fein komponierten Programm kehrt das Bennewitz Quartet aus Prag, bei seinem Elbphilharmonie-Debüt vor bald vier Jahren im Festival »Czech it out!« vehement gefeiert, in den Kleinen Saal zurück: Werke von Haydn und Schumann rahmen ein Streichquartett des Tschechen Vladimír Sommer ein (29.11.).

Zwei Klavier-Großmeister sind ebenfalls angekündigt: Lang Lang holt sein im November vergangenen Jahres Corona-bedingt ausgefallenes Recital mit Schumanns Arabesken und den Goldberg-Variationen von Bach nach (12.11., Laeiszhalle, ausverkauft). Rudolf Buchbinder, zuletzt im September 2021 von Publikum und Kritik für sein Gastspiel mit der Sächsischen Staatskapelle und allen fünf Beethoven-Klavierkonzerten in der Elbphilharmonie gefeiert, bringt sein fast schon legendäres Diabelli-Projekt auf die Bühne – diesmal in der Laeiszhalle. Das berühmte Klaviersolo-Werk von Beethoven ergänzt Buchbinder nicht nur um einige Variationen von Beethovens Zeitgenossen über dasselbe Thema von Herrn Diabelli, sondern auch von heute lebenden Komponisten wie Jörg Widmann, Toshio Hosokawa oder Max Richter (17.11.).

Gestatten: Hanns Eisler

Mit dem Bariton Matthias Goerne als vertrauenswürdigem Fremdenführer geht es Ende November drei Abende lang im Großen Saal der Elbphilharmonie durch das allzu wenig bekannte Werk von Hanns Eisler (1898-1962). Im Zentrum des Komponisten-Schwerpunkts: die antifaschistisch inspirierte Deutsche Sinfonie, ein monolithisches Werk für Solostimmen, Chor und Orchester. In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts im amerikanischen Exil komponiert, wurde sie erst Jahrzehnte später uraufgeführt. Carlos Miguel Prieto, mit derlei Repertoire allerbestens vertraut, dirigiert das NDR Elbphilharmonie Orchester, es singen das NDR Vokalensemble und der MDR Rundfunkchor sowie Jacquelyn Stucker (Sopran), Okka von der Damerau (Mezzosopran), Matthias Goerne und Cody Quattlebaum (Bass) (26.11.). Ausgewählte Kammermusik und Lieder bilden das Programm des zweiten Abends mit dem Ensemble Resonanz, Matthias Goerne und Tamara Stefanovich (Klavier) (27.11.). Zum Finale am Sonntag singt Goerne aus dem Hollywooder Liederbuch von Hanns Eisler, außerdem sinnfällig ausgewählte Lieder von Schubert und Schumann. Am Klavier: Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele und mit Goerne zuletzt im Frühjahr 2018 in der Visualisierung von Schuberts Winterreise von William Kentridge im Großen Saal zu erleben (28.11.).

Illustre Heimspiele

Auch die November-Programme der drei großen Hamburger Orchester haben es in sich: Das Residenzorchester des NDR bringt zwei sehr gute Bekannte zusammen: Den Geiger Frank Peter Zimmermann und den Dirigenten Manfred Honeck. Zimmermann spielt den Solopart in zwei selten aufgeführten Werken von Bohuslav Martinů und Béla Bartók, anschließend widmen sich das NDR Elbphilharmonie Orchester und ihr Gastdirigent Mahlers Erster Sinfonie (18./21.11.)

Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg beschränkt sich bei seinem Abokonzert ausnahmsweise einmal auf die Wiener Klassik und hat ausschließlich Werke von Haydn, Mozart und Beethoven aufs Programm gesetzt, wobei die Rolle des Solisten und Orchesterleiters bei dem Oboisten François Leleux liegt (14./15.11., 2G-Konzert).

Die Symphoniker Hamburg spielen unter der Leitung ihres Chefdirigenten Sylvain Cambreling ein Konzert mit ihrem allseits verehrten sommerlichen Festival-Stargast Martha Argerich. Die Pianisten-Legende kommt mit dem Schumann-Klavierkonzert a-Moll, anschließend geht es in die spannenden Gefilde von Schuberts C-Dur-Sinfonie (21.11., Laeiszhalle).

Und das Ensemble Resonanz, Residenzensemble im Kleinen Saal der Elbphilharmonie, bietet nach dem fulminanten Start in die Geburtstagssaison Ende September beim ersten regulären Konzert »resonanzen XX« standesgemäß eine Uraufführung auf: »Memory Jolts. Flashes of Pink in the Brain« lautet der Titel des Werks von Clara Iannotta, die mehr auf das Erfahren ihrer Musik als auf das Hören derselben setzt.  Mit Volker Tessmann als Solist steht anschließend das Fagottkonzert von Mozart auf dem Programm. Karl Amadeus Hartmanns Sinfonie für Streichorchester führt das Ensemble dann auf seine ausschließlich aus Streichern bestehende Stammbesetzung zurück (2.11., Laeiszhalle).

Zwei coole Trompeter und die Zukunft des Jazzgesangs

Die beiden ersten Konzerte der in dieser Saison aufgelegten Reihe »Fokus Jazz Trumpet« bringt der November ebenfalls: Eröffnet wird sie vom Duo Enrico Rava / Fred Hersch, zwei Altmeistern an Trompete und Klavier, die sich erst kürzlich als Duopartner gefunden haben (1.11., Kleiner Saal). Zwei Wochen später setzt das Quartett des US-Amerikaners Ambrose Akinmusire, der in der Elbphilharmonie wiederholt als Gast diverse Bandkonstellationen des Gitarristen Wolfgang Muthspiel zu erleben war, stilistisch ganz andere Akzente zeitgenössischer improvisierter Musik (15.11., Kleiner Saal).

Mit Cécile McLorin Salvant kommt eine junge, überragende Sängerin des Jazz erneut in den Großen Saal der Elbphilharmonie, nachdem ihr dort vor drei Jahren ein stürmisch gefeiertes Debüt glückte (3.11.). Wolfgang Haffner bringt mit seiner Dreamband ein All-Star-Septett in die Laeiszhalle, bei dem der in aller Welt geschätzte deutsche Trommler Koryphäen vom Kaliber eines Randy Brecker (Trompete), Bill Evans (Saxofon), Nils Landgren (Posaune) und Christopher Dell (Vibrafon) um sich versammelt hat (13.11., Laeiszhalle).

Auch die Reihe »Made in Hamburg« geht wieder an den Start. Sie bereichert das November-Programm mit einem Doppelkonzert der überaus bemerkenswerten Indie-Songschreiberin und Sängerin Ilgen-Nur und ihres (ehemaligen) Bassmanns M. Byrd, der inzwischen mit eigenen Songs erfolgreich ist (3.11., Kleiner Saal). Die illustre Reihe »ePhil« wartet mit Caterina Barbieri auf, der Schöpferin recht hypnotischer elektronischer Musik (14.11., Kleiner Saal).

Zum Vormerken: Reflektor Anoushka Shankar

Und dann wäre da noch auf ein Herzstück des Konzertkalenders im November hinzuweisen, den »Reflektor Anoushka Shankar«. Die britische Sitar-Virtuosin, Songschreiberin und Komponistin Anoushka Shankar hatte ursprünglich im vergangenen November Carte blanche für das Elbphilharmonie-Programm, aber dann blieb das Haus geschlossen, und ihr Reflektor wurde um ein Jahr verschoben. Manche Programmpunkte mussten umgestellt bzw. ersetzt werden, doch die erregende Vielfalt der indischen Musikkultur zwischen Tradition und einer weitgehend auf britischem Boden fortgeführten Moderne blieb erhalten. Zum Programm des »Reflektors Anoushka Shankar« erscheint im Laufe des Monats eine gesonderte Pressemitteilung.

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