Arztpraxen droht der Fachkräftemangel

„Wir steuern schnurstracks auf einen Fachkräftemangel in unseren Praxen zu.“ Diesen Befund erhebt der Virchowbund, der Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, im Vorfeld der morgen und übermorgen stattfindenden Bundeshauptversammlung des Verbandes in Berlin.

Rund 430.000 Medizinische Fachangestellte (MFA) sind derzeit in den rund 100.000 Arztpraxen angestellt, knapp die Hälfte davon in Teilzeit. Die Zahl stagniert, während die Anforderungen an die Praxen und damit der Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal zunehmen. In der Pandemie wurde deren Systemrelevanz deutlich sichtbar. Der „ambulante Schutzwall“ hat 19 von 20 COVID-Patienten behandelt. Mehr als 40 Prozent aller Impfungen fand in den Praxen der niedergelassenen Haus- und Fachärzte statt.

„Von offizieller Seite wird ein Fachkräftemangel zwar noch bestritten. Zur Feststellung eines Fachkräftemangels wird nämlich neben der Arbeitslosenquote die Wiederbesetzungsdauer von Stellen als Indikator herangezogen. Weil aber die Funktionsfähigkeit der gesamten Praxis auf dem Spiel steht, können wie uns lange Vakanzen gar nicht erlauben. Wir sind gezwungen, freiwerdende Stellen schnell neu zu besetzen. Schließlich ist ein Arzt allein noch keine Praxis“, stellt Dr. Heinrich fest.

Inzwischen würden die gut ausgebildeten und hoch engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer öfter von Kliniken, Pflegeeinrichtungen oder Krankenkassenverwaltungen mit besseren Verdienstmöglichleiten gelockt und abgeworben. „Der Pflegemindestlohn hat diese Entwicklung noch beschleunigt“, berichtet der Bundesvorsitzende des Virchowbundes.

Auf der anderen Seite können, wie gerade bei den Honorarverhandlungen zu beobachten war, selbst erhebliche Tarifsteigerungen bei den Medizinischen Fachangestellten erst mit großer zeitlicher Verzögerung mit den Krankenkassen verhandelt werden. „Die unterschiedliche Refinanzierungssystematik in Klinik und Praxis führt zu einer Wettbewerbsverzerrung zulasten der Praxisärzte und wird diese personell auf lange Sicht ausbluten“, befürchtet Dr. Heinrich.

„Wir brauchen die wirtschaftlichen Möglichkeiten, unser hoch qualifiziertes und motiviertes Personal angemessen zu bezahlen, weiter zu qualifizieren und entsprechend den heutigen und zukünftigen Verantwortlichkeiten zu entwickeln. Die Vorgaben für die Honorarverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und dem Spitzenverband Bund der Gesetzlichen Krankenkassen müssen so angepasst werden, dass Tarif- und Kostensteigerungen unmittelbar einfließen“, erläutert Dr. Heinrich.

Doch das allein wird nicht reichen. Daher schlägt der Bundesvorsitzende des Virchowbundes eine konzertierte Aktion der Landesärztekammern, Kassenärztlichen Vereinigungen und ärztlichen Berufsverbände vor, die neben einer attraktiven Bezahlung auch die Wertschätzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine Aus- und Weiterbildungsoffensive zum Inhalt hat.

„Schon heute übernehmen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer mehr, immer komplexer werdende Versorgungsaufgaben. Sie entlasten die Ärztinnen und Ärzte durch delegierte Leistungen und sind unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Arztpraxis“, bemerkt Dr. Heinrich. Nicht umsonst gehöre die MFA-Ausbildung immer noch zu den Top-10 der beliebtesten Ausbildungsberufe – unter Frauen belegt sie sogar Platz 2.

„Wir brauchen dringend engagierten und motivierten Nachwuchs, nicht zuletzt auch deshalb, um die fortschreitende Verlagerung des Behandlungsgeschehens von stationär nach ambulant zu bewältigen. Deshalb müssen wir jetzt Ansehen, Wertschätzung, Qualifizierung und Bezahlung bei Medizinischen Fachangestellten stützen. Sonst gehen in den Praxen irgendwann die Lichter aus und die unmittelbare, wohnortnahe Versorgung ist am Ende“, so der Bundesvorsitzende des Virchowbundes.

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