Auswirkung der Corona-Krise: Häusliche Gewalt nimmt zu

„Häusliche Gewalt gibt es in ganz verschiedenen Formen und in jeder Bildungsschicht“, informierte Klaudia Goerlich von der Fachstelle gegen häusliche Gewalt des Vogelsbergkreises kürzlich im Lauterbacher Lichtspielhaus. Anlässlich des internationalen Gewaltschutztages hatten die Fachstelle und der Runde Tisch Gewaltschutz des Vogelsbergkreises dort einen Kinoabend organisiert. Gezeigt wurde der Dokumentationsfilm „Hinter Türen“ des Medienprojekts Wuppertal, in dem zwei Frauen und ein Mann ihre Erfahrungen als Opfer von häuslicher Gewalt in Form von verbaler, emotionaler, psychischer, finanzieller und körperlicher Nötigung schildern. Knapp 30 Interessierte waren der Einladung ins Lichtspielhaus gefolgt und schauten sich bei freiem Eintritt sowie kostenlosem Getränk und Popcorn den Film an. Im Anschluss stellten die Fachstelle gegen häusliche Gewalt, die Schutzambulanz Fulda und die Polizei Lauterbach sich und ihre Arbeit vor.

„Die Zahl der gemeldeten Gewaltdelikte nimmt zu“, erläuterten Wolfgang Keller von der Polizei in Lauterbach und die Opferschutzbeauftragte der Polizei, Susanne Schuchardt. „So geht aus der Kriminalstatistik der Polizei hervor, dass im Jahr 2020 im Vogelsbergkreis ein Anstieg im Bereich der häuslichen Gewalt um 29,1 Prozent zu verzeichnen ist.“ Zum einen liege dies an der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Existenzängste, dem Stress und der sozialen Isolation, die viele Menschen hart getroffen haben. „Die Krise stellt Familien und Partnerschaften vor große Herausforderungen und so steigt das Risiko von häuslicher Gewalt“, klärte Klaudia Goerlich von der Fachstelle gegen häusliche Gewalt im Anschluss an den Film auf. „Zum anderen ist der Anstieg der Fallzahlen allerdings auch darauf zurückzuführen, dass es mehr und vor allem niederschwelligere Hilfsangebote gibt und diese gut genutzt werden“, so Keller.

Zu den Hilfsangeboten gehören unter anderem die Fachstelle gegen häusliche Gewalt des Vogelsbergkreises und die Schutzambulanz in Fulda. Klaudia Goerlich machte deutlich, dass Opfer von Gewalt sich jederzeit ohne Angst an die Fachstelle wenden können, um Hilfe und Schutz zu suchen oder um sich erst einmal zu orientieren und zu sehen, wie es weitergehen kann. Patricia Reinhard von der Schutzambulanz in Fulda ergänzte: „Auch die Schutzambulanz bietet kostenlose Hilfe für Menschen, die Gewalt erlebt haben – unabhängig von einer Strafanzeige. Zudem können wir gewaltbedingte Verletzungen gerichtsverwertbar dokumentieren, sodass die Angaben zum Geschehen überprüfbar sind.“

Trotz der bestehenden Hilfsangebote gebe es nach wie vor viele Opfer, die sich schämen, sich jemandem anzuvertrauen. „Die Familie, der Freundeskreis und die Nachbarschaft können da eine große Unterstützung sein, wenn sie aufmerksam hinschauen und, sobald ihnen etwas merkwürdig vorkommt, nachfragen und Hilfe holen“, so Goerlich abschließend.

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