Engagiertes Plädoyer für noch mehr Recycling

 Es passiert nicht häufig, dass sich ein Ministerpräsident Zeit nimmt für den Besuch eines mittelständischen Unternehmens. Walter Feeß, geschäftsführender Gesellschafter der Heinrich Feeß GmbH und Co. KG in Kirchheim unter Teck, konnte sich jetzt über die Visite des baden-württembergischen Landesvaters freuen. Winfried Kretschmann besuchte ihn und sein Team in dessen Kompetenzzentrum „K3“ und ließ sich von dem vielfach ausgezeichneten Firmenchef über die Praxis seines Rohstoffrecyclings führen. Feeß nutzte die Gelegenheit zu einem engagierten Plädoyer für noch mehr Baustoff-Recycling.

„Die Abbruchgebäude sind wichtige Rohstoffquellen!“ – so lautete eine der zahlreichen Botschaften des ISTE- und QRB-Mitgliedsunternehmers. Feeß beklagte, dass noch immer große Vorbehalte herrschten gegenüber Baustoffen aus Recyclingmaterial. Die recyclingfreundlichen Beschlüsse der Landesregierung seien auf Verwaltungsebene noch längst nicht angekommen. Er vermisse nach wie vor produktneutrale Ausschreibungen. „Wir dürfen Klimaschutz nicht nur fordern, sondern müssen ihn auch umsetzen“, formulierte Feeß klar an die Adresse des Ministerpräsidenten.

Insbesondere plädierte er für mehr ressourcenschonenden Beton, bei dem Zuschlagsstoffe zum Teil durch rezyklierte Gesteinskörnungen ersetzt werden können. „Viele Architekten und Bauingenieure haben in ihrer Ausbildung noch nie etwas von R-Beton gehört. Wir müssen also für mehr Aufklärung sorgen“, sagte Feeß, nicht zuletzt mit Blick auf sein eigenes Kompetenzzentrum, welches er unter anderem mit dem Preisgeld des Deutschen Umweltpreises errichtet hat. Das Gebäude sei komplett aus R-Beton gebaut, sagte er. Dieser Baustoff entlaste durch die Wiederverwertung von Abbruchmaterial nicht nur Deponien und schone  Primärrohstoffquellen, sondern könne auch vor Ort aufbereitet und wieder eingebaut werden und so Transporte und damit CO2-Ausstoß vermeiden helfen. „Aufbereiteter Bauschutt ist ein Wertstoff“, sagte Feeß, der sich gleichzeitig der Landesregierung als Berater mit praktischem Recyclingwissen anbot.

Der Ministerpräsident zeigte sich erfreut über diesen Vorschlag und lud Feeß ein, beim nächsten Strategiedialog zum Thema Bauwirtschaft und Wohnungsbau seine Erfahrungen einzubringen. Kretschmann stimmte ihm zu und bezeichnete Recycling nicht als Last, sondern als Vorteil beim Bauen. Klimaneutralität sei ein zentrales Ziel seiner Politik und spiele insbesondere bei Unternehmensansiedlungen eine immer größere Rolle.

Sein Informationsbesuch, zu dem er auch den Grünen-Fraktionschef im Baden-Württembergischen Landtag, Andreas Schwarz MdL, mitgebracht hatte, endete mit einer eingehenden Führung durch die Recyclinganlagen des Unternehmens. Zusammen mit ISTE-Präsident Peter Röhm und Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger ließ sich der Landesvater von Walter Feeß die Sand- und Gesteinsaufbereitung zeigen und erklären.

Über den Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V.

Die Steine- und Erden-Industrie in Baden-Württemberg
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In Baden-Württemberg gibt es rund 500 Unternehmen, die mineralische Rohstoffe gewinnen, weiterverarbeiten oder gebrauchte mineralische Rohstoffe recyceln. Insgesamt geschieht dies in rund 800 Werken mit 15.000 Beschäftigten. Diese Branche erwirtschaftet einen Gesamtumsatz von rund 5 Milliarden Euro pro Jahr im Land.

Pro Einwohner und Jahr müssen rund 10 Tonnen Material der Erde entnommen werden, damit Häuser, Bürogebäude, Straßen, Bahnlinien und Radwege gebaut werden können. Insgesamt werden so jährlich 100 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe gewonnen und benötigt. Ziemlich genau entspricht das einem Kilogramm mineralische Rohstoffe pro Einwohner und Stunde. Gebrauchte Baustoffe werden durch Baustoffrecycling im Kreislauf gehalten. So wird bereits heute ca. 90 Prozent des Bauschuttes und Straßenaufbruchs recycelt.

Der ISTE wurde bereits sechs Jahre vor dem Land Baden-Württemberg im März 1946 als „Fachverband Steine und Erden Württemberg und Baden e.V.“ gegründet. Seitdem hat er sich zu einem modernen, dienstleistungsorientierten Wirtschafts- und Arbeitgeberverband entwickelt.

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