Großes Olympia-Revival vor Kiel

Die zwölf deutschen Nachwuchsklassen und die sechs olympischen Bootsklassen von 1972 stehen im August im Mittelpunkt eines ganz besonderen Segelhighlights vor Kiel, das an das 50. Jubiläum der olympischen Segelregatten von 1972 vor Schilksee erinnern soll. „Unser Ziel ist es, die Zukunft mit der Vergangenheit zu verbinden“, so Organisationsleiter Dirk Ramhorst. Der Nachwuchs bildet mit der Gemeinsamen Internationen Deutschen Jugendmeisterschaft (GIDJM) vom 10. bis 16. August den Auftakt der Veranstaltungsreihe, bevor ab dem 17. August die sechs olympischen Klassen von 1972 zeitlich gestaffelt zum Revival an den Start gehen.

Und diese Klassen haben die Kieler Jubiläumsveranstaltung mit weiteren Prädikaten aufgewertet. So hat die Tempest-Klasse die Weltmeisterschaft nach Kiel vergeben, die Finns ihre EM und Junioren-EM (U-23), die Stare ihre North European Championship, die Flying Dutchman Klasse ihre Internationale Deutsche Meisterschaft und die Drachen eine außerordentliche Ranglistenregatta, bei 35 oder mehr Meldungen sogar einen Dragon Grand Prix innerhalber der Revival-Regatten. „Dies unterstreicht, dass die Klassenvereinigungen die Jubiläumsregatta ihrerseits aufwerten möchten und sich auf Kiel freuen“, so Ramhorst.

Die Ausschreibungen für die 6. GIDJM, die vom Kieler Yacht-Club, dem Norddeutschen Regatta Verein und dem Verein Seglerhaus am Wannsee ausgerichtet werden, sind auf der Veranstaltungswebseite unter www.50jahreolympiakiel.de veröffentlicht, und das Meldeportal unter www.manage2sail.de für die Meldungen geöffnet. Die Ausschreibungen für die sechs 1972 olympischen Klassen werden wegen der unterschiedlichen Zusatzprädikate (WM, EM, IDM…) ab Ende März nacheinander veröffentlicht, das Meldeportal dann jeweils zeitgleich unter www.manage2sail.de geöffnet.

Den Auftakt zur 1972-Revival-Regatta macht die Tempest-Klasse mit der Vermessung am Montag, 15. August, und dem Pratice-Race am Dienstag, 16. August, beides parallel zur GIDJM, und fünf Regatta-Tagen ab Mittwoch, 17.August.

Das sportliche Zwei-Personen-Boot mit Kiel, Trapez und Spinnaker verhält sich trotz des Kiels sehr jollenähnlich und kommt schnell ins Gleiten. Durch seine Konstruktion richtet es sich nach einer Kenterung gleich wieder auf und bietet daher ein hohes Sicherheitspotenzial. Es ist die einzige der sechs olympischen Bootsklassen (1968 bis 1986) von 1972 in Kiel, in der kein deutscher Aktiver je eine olympische Medaille gewinnen konnte. 1972 belegte Heinz Laprell mit Wolf Stadler Rang elf.

Heute beherrscht der gebürtige Bayer Markus Wieser die Zweihand-Klasse. Zusammen mit Thomas Auracher, mit dem er seit zwei Jahrzehnten zusammensegelt, ist der fünffache Kieler Woche-Sieger (dreimal im Drachen, zweimal im FD) amtierender Tempest-Weltmeister. In zehn Klassen feierte Wieser große Erfolge, darunter WM-Titel im Drachen, 5.5er sowie EM-Titel im Soling und der Asso 99.

Auch die Finn Dinghies beginnen mit ihrer Vermessung am Montag, 15. August. Nach zwei Vermessungstagen geht es am Mittwoch, 17. August, ohne Aufwärm-Wettfahrt gleich um die EM-Titel bei den Senioren und Junioren (U-23). Der Finn gilt als die Einhandklasse für „schwere Jungs“, denn neben Bootsgefühl und taktischem Geschick sind auch Gewicht (80 bis 115 Kilogramm) und Kraft gefragt. Von 1952 bis 2021 war die 4,50 Meter lange Einhandjolle olympisch, zweimal gewannen deutsche Segler eine Goldmedaille: 1964 Willi Kuhweide und 1976 Jochen Schümann.

Auch viele America’s-Cup-Segler wie Ben Ainslie (olympisches Gold 2012) kommen aus dem Finn. Und Dänemarks Segellegende Paul Elvström gewann gleich drei Goldmedaillen in der Einhandjolle. Bei der Kieler Woche wird das Finn Dinghy nach dem aktuellen Verlust des olympischen Status‘ erstmals im internationalen Teil starten. In den vergangenen 20 Jahren Kieler Woche trugen sich gleich zehn Nationen in die Kieler-Woche-Siegerlisten ein, darunter Sebastian Godefroid (BEL), Mateusz Kusznierewicz (POL), Rafael Trujillo (ESP), Dan Slater (NZL), Edward Wright (GBR), Deniss Karpak (EST) sowie die Deutschen Michael Fellmann und Phillip Kasüske.

Ab 1968 verlief die Erfolgsgeschichte des Zweimann-Kielbootes dann eher wellenförmig. 1968 ersetzte die Tempest den Star, der jedoch dank seiner großen Beliebtheit und anerkannten Lobby den olympischen Status nach den Olympischen Spielen 1976 zurückerrang. Ein Erfolg, der maßgeblich auch dem Einsatz des Kielers Dierk Thomsen zugeschrieben wird. Doch für 2016 folgte das zweite und endgültige olympische Aus. Kaum eine Klasse ist so mit den Namen von Topseglern verbunden wie der Star. Dennis Conner, Russell Coutts, Paul Elvstrøm, Mark Reynolds, Torben Grael und Iain Percy sind nur einige namhafte Vertreter. Insgesamt konnten deutsche Starboot-Crews ein komplettes olympisches Medaillen-Set erringen. Zuletzt holten Achim Griese/Michael Marcour 1984 Silber, 1972 sicherten sich Willi Kuhweide/Karsten Meyer Bronze, und 1936 errangen Dr. Peter Bischoff/Hans-Joachim Weise Gold.

Im Vorjahr gewann das italienisch-deutsche Duo Diego Negri/Frithjof Kleen die WM vor Kiel. Für den Berliner Vorschoter war es das zweite WM-Gold, für den Italiener das erste. Die hochkarätige WM war ein Highlight der Kieler Woche 2021.

Ohne Vermessungstage gehen die Drachen am Donnerstag, 18. August, an den Start. Die Bootsklasse ist ein guter Beweis dafür, dass es keines olympischen Status‘ bedarf, um beliebt zu sein. Noch immer tummeln sich in Deutschland große Namen in dem Dreimann-Kielboot. Der Drachen wurde 1929 von dem Norweger Johan Anker als preiswertes Einheitskielboot (Einheitsklasse) mit einer einfachen offenen Kajüte konstruiert. Schnell erkannte der Weltseglerverband (ehemals International Sailing Federation, ISAF) den Drachen als Internationale Kielbootklasse an, und in den Jahren von 1948 bis 1972 war er olympisch. Das 8,95 Meter lange und 1,90 Meter breite Drei-Mann-Boot wurde nach 1972 vom Soling als Olympia-Kielbootklasse abgelöst, was aber der Verbreitung des Drachen keinen Abbruch tat. Heute zählt die ästhetische Slup zu den preislich gehobenen Kielbooten.

Deutsche Drachen-Segler holten insgesamt vier olympische Medaillen. Bronze gab es 1952 in Helsinki (Finnland) für Theodor Thomsen/Erich Natusch/Georg Nowka und 1964 in Tokio (Japan) für Peter Ahrendt/Wilfried Lorenz/Ulrich Mense. Silber sicherten sich 1968 in Acapulco (Mexiko) und 1972 in Kiel Paul Borowski/Karl-Heinz Thun/Konrad Weichert.

Als letzte Klassen gehen Flying Dutchman und Soling ab Freitag, 19. August, ins Rennen. Das Dreimann-Kielboot Soling (Länge: 8,20 Meter, Breite 1,90 Meter, Masthöhe 9,60 m) war von 1972 bis 2000 olympisch. Der Soling mit einem bis zu 45 Quadratmeter großem Spi und einer Segelfläche am Wind von 24,3 Quadratmetern war die Bootsklasse, in der die deutschen Segler aus Ost und West am erfolgreichsten waren. Insgesamt vier olympische Medaillen gingen an deutsche Crews. Den Auftakt machten 1976 vor Montreal (Kanada) Dieter Below/Michael Zacharias/Olaf Engelhardt mit Bronze. Es folgten Jochen Schümann/Thomas Flach/Bernd Jäkel mit zweimal Gold 1988 vor Seoul (Korea) und 1996 Atlanta (USA). Und schließlich gab es 2000 vor Sydney (Australien) Silber für Jochen Schümann/Ingo Borkowski/Gunnar Bahr. 

Insgesamt viermal gewannen deutsche Crews olympische Medaillen in der Zweimann-Jolle FD – zweimal die Crew Ullrich Libor/Peter Naumann, die sich auch 1972 vor Kiel den dritten Platz auf dem Siegerpodest sicherte.

In Deutschland ist der FD eng mit dem Namen Diesch verbunden. Die Brüder Jörg und Eckart Diesch holten 1975 bis 1986 acht Medaillen bei Weltmeisterschaften und 1976 olympisches Gold. Ihr Vetter Albert „Alba“ Batzill wurde von 1978 bis 1989 viermal Weltmeister und gewann insgesamt sieben Medaillen bei Flying-Dutchman-Weltmeisterschaften.

Vor Kiel ist der Däne Bojsen-Møller der FD-Dominator. 16 Mal gewannen die Brüder Jørgen und Jacob die Kieler Woche. Dazu stehen Olympia-Gold (1988) sowie Bronze (1992) und sechs WM-Titel zu Buche. Auch deutsche FD-Segler haben sich in die olympischen Medaillenlisten eingetragen. 1960 in Rom/Neapel (Italien) holten Rolf Mulka/Ingo von Bredow Bronze, 1968 vor Acapulco (Mexiko) gab es Silber für Ullrich Libor/Peter Naumann, 1972 vor Kiel sicherten sich die Beiden Bronze, und 1976 errangen Jörg und Eckart Diesch Gold in Montreal/Kingston (Kanada).

Der Flying Dutchman (6,06 m Länge, 1,78 m Breite) gilt mit seinem 21 Quadratmeter großen Spinnaker als eine der schnellsten konventionellen Jollen, an der viele technische Errungenschaften wie Segelfenster und Spinnakertüte entwickelt wurden.

Die gemeinsame Abschlussfeier mit der Siegerehrung der sechs Klassen am Sonntag, 21. August, bildet den würdigen Abschluss des seglerischen Teils der Jubiläumsveranstaltungen anlässlich des 50. Geburtstages der olympischen Segelregatten von 1972 vor Kiel-Schilksee.

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