Saxophonvirtuosität klassisch und modern

Nach zwei Jahren Pandemie-Pause wird am kommenden Wochenende die Festivalsaison in der BDB-Musikakademie eröffnet. Den Auftakt macht das Saxophon-Festival SaxoPhonia. Es bietet nicht nur Meisterkurse, Workshops und Ensemblespiel für alle Saxophonisten vom Amateur bis zum Profi, sondern am Freitag und Samstag auch zwei öffentliche Konzerte mit reizvollen Programmen, herausragenden Solisten und zwei Uraufführungen.

Zwei Jahre lang lagen die Konzertprogramme fix und fertig in der Schublade. Zwei Mal mussten die Konzerte abgesagt und die darin vorgesehenen Uraufführungen verschoben werden. Im dritten Anlauf aber ist es nun soweit. Die beiden Konzerte können stattfinden und versprechen höchste Saxophonvirtuosität, wenn auch – wie die Titel schon verraten – unter gänzlich verschiedenen Vorzeichen. Unter dem Motto „Modern Sax’n Jazz“ werden die Dozierenden des Festivals am Freitagabend im Kurhaus Bad Krozingen ein Programm präsentieren, das von einer Begegnung mit Johann Sebastian Bach im Pop-up-store bis zur Uraufführung des Werkes „Run“ des Komponisten Dieter Mack reicht. Die zweite Konzerthälfte wird das „Echt Trio“ von Hubert Winter bestreiten und bei diesem Ensemble ist der Name Programm. Denn das Markenzeichen des dreiköpfigen Ensembles aus Hubert Winter (Saxophone), Rudi Engel (Acoustic Bass) und Tobias Schirmer (Drums) sind Authentizität und Originalität. Inspiriert von der Trio-Tradition großer Saxophon-Legenden wie Sonny Rollins oder Joe Henderson entwickelt das ECHT TRIO in der transparenten Besetzung ohne Harmonie-Instrument eine direkte und unverfälschte Klangsprache, die den Freiraum für moderne Improvisationsansätze nutzt, ohne an melodisch-harmonischer Klarheit einzubüßen. Beim ECHT TRIO ist nicht nur alles echt und unverfälscht. Vielmehr spielen die drei Musiker ein Programm, das sich überwiegend aus eigenen Kompositionen zusammensetzt. So werden bei Modern Sax’n Jazz in erster Linie Werke von Hubert Winter zu hören sein, die sich auf folgende Formel bringen lassen: „naturbelassener Acoustic-Jazz aus kontrolliert triodynamischer Herstellung direkt vom Erzeuger, fair gehandelt und produziert von freilaufenden Jazzmusikern“. Aber Vorsicht: „Kann Spuren von Swing und Groove enthalten“.

Dass es für das zweite Konzert im Rahmen der Konzertreihe St. Trudpert ein besonderes Programm braucht, das war den Organisatoren von vorneherein klar. „Das Konzertprogramm durfte nicht beliebig sein, sondern muss dem sakralen Raum in der altehrwürdigen Klosterkirche genauso gerecht werden wie dem Termin in der Fastenzeit“, betonte Akademieleiter Christoph Karle. Von der Idee einer Auftragskomposition zum passenden Komponisten war es dann nicht mehr weit. Dass die Wahl auf den Niederländer Rob Goorhuis fiel, lag nahe. Nicht nur weil der niederländische Komponist selbst Kirchenmusiker und Organist ist, sondern weil er als Dozent des Studiengangs „Leitung von Blasorchestern“ in der BDB-Musikakademie ein und aus geht. Gleichsam „über den Tisch gesprochen“ stellte ihm Karle seine Idee einer Auftragskomposition vor, die das Thema Vergänglichkeit ins Werk setzt, und Goorhuis zögerte nicht lange. Trotz voller Auftragsbücher, trotz des Versprechens an seine Frau, in den Sommermonaten Juli und August keine Noten zu schreiben. Aber die Aufgabe hat ihn offenbar gereizt und zum Glück, so erzählte er schmunzelnd, „kann ich auch im Stillen arbeiten“, sprich im Geheimen. Was im Verborgenen entstand, nämlich ein Werk für Saxophonquartett und Orgel, erlebt nun in der Klosterkirche Sankt Trudpert seine öffentliche Uraufführung. Als Christoph Karle die Partitur zum ersten Mal vor Augen hat, ist er gerührt. Rob Goorhuis hatte nicht nur seinen Titelvorschlag „Wanderer im Tal der Gegenwart“ aufgegriffen, sondern auch die Idee der Vergänglichkeit, die Christoph Karle für sich so zusammenfasst „Man kommt alleine und geht alleine“, wunderbar musikalisch in Szene gesetzt. „Das Werk beginnt mit der einzelnen Stimme eines Saxophons, zu der sich weitere Stimmen dazugesellen, bis es wieder mit einer einzelnen Stimme endet“, erläutert der Komponist. Mit dem Zusammenspiel von Orgel und Saxophonquartett hat der Blasorchesterkomponist zwar keine Erfahrung, wie Rob Goorhuis unumwunden gesteht. „Aber eine Orgel ist ja letztlich auch nur ein Blasinstrument“. Passend zur Fastenzeit hat er die Zwiesprache zwischen den beiden Instrumenten sehr kontemplativ und meditativ angelegt und vom Schwierigkeitsgrad her so gestaltet, dass es auch von guten Amateuren gespielt werden könnte. Doch der Komponist weiß: „Was als vermeintlich leicht angesehen wird, ist oft schwierig zu spielen“. So ist es ein Glück, dass mit Daniela Wahler, Thomas Sälzle, Veronika und Simon Hanrath vier exzellente Könner, allesamt klassisch ausgebildet, ans Werk gehen. „Denn“, so Rob Goorhuis, „viel hängt davon ab, mit welchem Ausdruck die Instrumentalisten spielen und wie sie das Werk interpretieren, ob das Werk die Menschen berührt und ein wenig bezaubert. Und darauf hofft man als Komponist ja immer“.

Info: Die Saxophonia-Konzerte

Das Konzert Sax’n Classic „Wanderer im Tal der Gegenwart“ findet am Samstag, 19. März 2022, um 16. 30 Uhr in der Klosterkirche St. Trudpert Münstertal statt. Neben der Uraufführung des Werks „Wanderer im Tal der Gegenwart“ von Rob Goorhuis erklingen außerdem die Orchestersuite Nr. 2 von Johann Sebastian Bach sowie moderne Werke von Philipp Glass, Henri Sauget und anderen. Als Solist zu hören sein wird dabei auch Prof. Hubert Winter, Hochschule für Musik Würzburg. Karten sind bei Reservix erhältlich oder direkt unter folgendem Link https://bit.ly/saxnClassic

Das Konzert Modern Sax’n Jazz mit dem Echt Trio, dem Ensemble Saxofourte und den Dozenten des Saxophonia-Festivals findet am Freitag, 18. März 2022, 20:00 Uhr, im Kurhaus Bad Krozingen statt. Karten gibt es bei Reservix oder unter https://bit.ly/SaxophoniaModernJazz

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