Im Fokus: Die Straßburger Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian

In Europa kommt der deutsch-französischen Freundschaft besondere Bedeutung zu. Die beiden Länder sind seit Jahren der Motor für europäische Integration und Symbol für eine Europa ohne Grenzen. Die geographische Lage der Ortenau ist ein Privileg – in unmittelbarer Nachbarschaft der Hauptstadt Europas. Als Großstadt mit rund 300.000 Einwohnern entfaltet Straßburg eine eigene Dynamik – chancenreich auch für Wirtschaft und Politik jenseits des Rheins.

Die Wirtschaftsregion Ortenau (WRO) hat die neue Oberbürgermeisterin der Stadt Straßburg Jeanne Barseghian zu einem grenzüberschreitenden Austausch mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft in der Ortenau eingeladen. Mit-Gastgeber der Veranstaltung war der Honorarkonsul der Republik Frankreich, Michael Mack, im Hotel Colosseo des Europa-Park Rust.

Nach langer Zeit des Wartens auf Präsenzveranstaltungen im größeren Rahmen war der Abend ein Stelldichein der Entscheidungsträger aus Industrie, Politik und Verwaltung. Unter den politischen Gästen waren Justizministerin Marion Gentges sowie Abgeordnete aus Bundestag und Landtag. Der WRO-Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeister der Stadt Kehl, Toni Vetrano, begrüßte die zahlreich gekommenen Gäste. Vetrano betonte die Wichtigkeit der Kooperation mit der Stadt Straßburg: „Wenn wir nach Straßburg blicken, sehen wir viele innovative Projekte“. Die WRO sei langjährig und projektbezogen mit den der Stadtverwaltung Straßburg und mit vielen weiteren  Institutionen im Elsass eng verbunden. So wurde die WRO kürzlich als erste Organisation von der Stadt Straßburg in den Lenkungsausschuss des PACTE POUR UNE ÉCONOMIE LOCALE DURABLE berufen. Mit gemeinsamen Initiativen soll eine nachhaltige lokale Wirtschaft unterstützt werden. Für Toni Vetrano ist das ein vorrangiges Ziel, das die WRO mit Nachdruck verfolgt. So habe die WRO-Geschäftsstelle im vergangenen Jahr einen Zertifizierungsprozess zur Klimaneutralität durchlaufen. Seit Anfang 2022 arbeitet die WRO klimaneutral.

Auch Michael Mack, Honorarkonsul der Republik Frankreich, freute sich über den Besuch der Straßburger Oberbürgermeisterin im Kreise der WRO. Er lobte die intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Stadt Straßburg und dem Elsass. „Als Grenzregion ist die Ortenau geprägt von den engen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland. Unsere große Wirtschaftskraft verdanken wir nicht zuletzt auch diesen bilateralen Verbindungen, die seit vielen Jahrzehnten gepflegt werden. Zusammentreffen wie dieses verdeutlichen, dass Freundschaften nicht an Landesgrenzen enden.“ In seiner Grußbotschaft stellte Michael Mack auch die zahlreichen Projekte vor, die sich der weltweit beste Freizeitpark für die kommende Jahren vorgenommen hat. Darunter finden sich zahlreiche grenzüberschreitende Vorhaben.

In fließendem Deutsch hielt die Straßburger Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian eine flammende Rede zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. „Die deutsch-französische Realität gehört längst zum täglichen Leben. Wie Sie sicherlich wissen, liegen mir diese Momente des Dialogs und des grenzüberschreitenden Austauschs besonders am Herzen, denn neben meiner Verantwortung als Bürgermeisterin von Straßburg, die Beziehungen und Kooperationen mit ihren Nachbarn entwickeln muss, hat mich mein persönlicher Werdegang dazu gebracht, Deutschland zu lieben und eine starke Verbundenheit zu seiner Kultur zu entwickeln“, so Jeanne Barseghian. 

Seit Juli 2020 im Amt hat sich Barseghian gemeinsam mit ihrem Team die Umsetzung einer umfangreichen Roadmap als Ziel für ihre Amtszeit gesetzt, um auf die drei großen Herausforderungen unserer Zeit zu reagieren. So möchte sie den Fokus auf die ökologischen, die sozialen und die demokratischen Herausforderungen legen. Dem Bildungsbereich komme eine besondere Verantwortung zu. Daher würden die Investitionen in Bildung und Kleinkinderbetreuung in ihrer Amtszeit auf 222 Mio. Euro erhöht, das seien rund 100 Mio. Mehrausgaben im Vergleich zur letzten Legislatur.

Der Oberbürgermeisterin fällt eine zentrale Rolle in der Stadt- und Regionalentwicklung zu. Im Rahmen ihres thematischen Schwerpunkts der nachhaltigen Stadtentwicklung wurde ein Baumschutzprogramm initiiert, das bis zum Jahr 2030 die Pflanzung von 10.000 Bäumen in Straßburg vorsieht. „Ziel ist es, neue Natur- und Erholungsräume zu schaffen, CO2-Senken anzulegen, um die globale Erwärmung zu bekämpfen und uns in einer Resilienz-Strategie zu engagieren, um unser Gebiet auf extreme Temperaturen vorzubereiten, die unsere Stadt in den nächsten Jahren treffen könnten“, erklärt Berseghian. Gemeinsam mit der Eurometropole engagiert sich die Straßburger Stadtregierung, auch alle relevanten Akteure aus der Wirtschaft für eine nachhaltige Entwicklung zu begeistern.

Die Mobilität in der Stadt spielt eine zentrale Rolle, um die gesetzten Verpflichtungen zum Klimaschutz zu erfüllen. Hierfür hat die Stadt verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel geplant. Seit September 2021 ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für unter 18-Jährige kostenfrei. Ebenso zum Mobilitätsplan gehören die Erweiterung der Tramlinien, die Einführung eines Transports auf Abruf und den Ausbau und die Erneuerung von Radwegen: Mit diesen Maßnahmen soll die Umsetzung einer Niedrigemissionszone erreicht werden.

„Die Herausforderung der Umsetzung des Klimaplans erfordert unser kollektives Engagement, um konkret auf die Klimadringlichkeit zu reagieren“, so Barseghian. Mittels eines Paktes für nachhaltige lokale Wirtschaft möchte die Stadtverwaltung möglichst viele Akteure in ihre Strategie einbeziehen. Zur Erreichung der Ziele möchte die Stadt gemeinsame mit der Eurometropole innerhalb der ersten Amtszeit rund 2,3 Milliarden Euro an Investitionen tätigen, um Unternehmen zu unterstützen, „die Aktivitäten entwickeln und eine echte Hebelwirkung für die lokale Wirtschaft darstellen, indem sie konkret auf die im Pakt aufgestellten Leitlinien reagieren. Dies ist eine große wirtschaftliche Herausforderung, da unser Schema ein Beschaffungsvolumen von 400 Mio. € pro Jahr darstellt und sich zu 85 % an lokale Unternehmen wendet.“, erläuterte Barseghian.

Die Stärkung der Beziehungen zwischen Kehl und Strasbourg, aber auch die Intensivierung des Austauschs mit der gesamten Region Ortenau ist eine der Prioritäten der Oberbürgermeisterin. „Ich möchte, dass wir einen direkten, offenen Dialog führen und gemeinsame Lösungen für die Herausforderungen unserer Gebiete finden können“, so Barseghian. Dabei seien Themen wie gemeinsame Stadtplanung, die Stärkung der gemeinsamen Kultur und die Zweisprachigkeit besonders wichtig. Auch die Entwicklung weiterer grenzüberschreitender Projekte seien von großer Bedeutung. „Die Gründung des Unternehmens Calorie Kehl-Strasbourg ermöglicht es uns, gemeinsam einen neuen energetischen Weg in den Diensten der Dekarbonisierung unseres gemeinsamen Territoriums zu zeichnen“, so Barseghian.

Im Anschluss an die umfangreiche Projektschau der Stadt Straßburg entstand eine angeregte Diskussion. Der weitere Fokus der Begegnung lag auf dem gegenseitigen Kennenlernen und der persönlichen Begegnung.

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