Heimspiel am Tag des Baumes: Rotbuche bei Mündener Forstfrauen in guten Händen

Die Rotbuche ist der „Baum des Jahres 2022“ und in den Wäldern des Forstamtes Münden überall verbreitet. Den Tag des Baumes am 25. April nehmen Mündener Forstfrauen zum Anlass, an die Bedeutung der Buche als Mutter des Waldes zu erinnern. Maria Spletter leitet die Revierförsterei Dransfeld und betreut gleichzeitig den benachbarten Stadtwald. „Bei uns dreht sich fast alles um die Buche“, sagt Försterin Spletter, „sie ist die häufigste Baumart im Forstamt Münden und sie prägt die Wald-Landschaft in Südniederachsen und Nordhessen“. Und um diesen Charakterbaum kümmern sich überdurchschnittlich viele Forstfrauen in der Region zwischen Weser und Leine, zwischen Hann. Münden und Hardegsen. Derzeit arbeiten acht Försterinnen im Forstamt, das eine Landeswaldfläche von 10.600 Hektar umfasst. Zusätzlich zum Wald der Niedersächsischen Landesforsten betreuen Mündener Forstleute noch weitere 7.500 Hektar Wald, der zu einer Forstgenossenschaft oder Realgemeinde gehört.

Zum Forstamt zählen zehn Revierförstereien, in denen hauptsächlich Laubmischwälder wachsen. Neben Maria Spletter leiten drei weitere Kolleginnen eine Försterei: Die Reviere Mollenfelde, Verliehausen und Adelebsen werden ebenfalls von einer Forstfrau gemanagt. Allen Revieren gemeinsam ist der hohe Anteil an Rotbuchen. Der Baum des Jahres 2022 ist in Mündens Wäldern auf 51 % der Fläche präsent. Was diese Baumart auszeichnet und warum sie künftig noch eine größere Rolle spielen wird, weiß Forstamtsleiterin Sabine Steinhoff: „Der hohe Buchenanteil in unseren Mischwäldern liegt einerseits in ihrer Eigenschaft als ‚Mutter des Waldes‘ begründet – alte Buchen sorgen mit ihren Eckern für reichlich Nachwuchs. Die Buche war und ist aber auch immer die Baumart, an der für unseren Waldumbau kein Weg vorbeiführt“, erklärt Sabine Steinhoff. Jährlich werden in den Landesforsten – je nach Verfügbarkeit entsprechenden Pflanzgutes – über eine Million Buchen gepflanzt. Schwerpunkte liegen hierbei in der Anreicherung bisher wenig gemischter Fichten- und Kiefernwälder zwischen Harz und Heide. „Mit der Kür zum ‚Baum des Jahres‘ geht auch immer eine besondere Aufmerksamkeit einher, die der großen Bedeutung der Buche gerecht wird, die sie gerade jetzt im Klimawandel erlangt.“ Betont Forstamtsleiterin Sabine Steinhoff mit Blick auf großflächige Schäden in den Fichtenwäldern nach mehreren aufeinanderfolgenden Dürrejahren.

Steckbrief der Mutter des Waldes‘ – einer puren Europäerin

Die Buche kann bis zu 45 Meter hoch wachsen, höher als alle anderen Laubbäume – ausgenommen vielleicht die Esche. In Deutschland wird sie selten älter als 300 bis 350 Jahre. Alte Buchen bleiben auch im Wirtschaftswald stehen. Ein solcher Baumveteran steht im Dransfelder Stadtwald. Aus dem abgestorbenen Baum mit seinem morschen Stamm ist die Krone herausgebrochen. Försterin Marie Spletter sorgt dafür, dass daraus kein Brennholz gesägt wird sondern die Buche als Biomasse und Lebensraum für Käfer und Pilze im Wald liegen bleibt. Die rund 160 Jahre alte Buche ist ein Relikt aus der Zeit, als noch Schweine, Ziegen oder Rinder im Wald weideten und großkronige Eichen und Buchen für die Mast der Haustiere sorgten.

Weil die Buche fast überall wachsen kann, gilt sie als ‚Mutter des Waldes‘. In Europa ist sie weit verbreitet, wobei Deutschland als Kernland der Buche gilt. Auffällig und einzigartig ist ihre bis ins hohe Alter glatte, silbergraue Rinde, die empfindlich gegen direkte Sonneneinstrahlung ist. In der Konkurrenz mit anderen Waldbäumen ist die Buche deutlich im Vorteil. Ihre Laubkrone wirft ungewöhnlich starken Schatten. Unter ihrem dichten Kronendach können außer Eiben, Stechpalmen und Weißtannen kaum andere Baumarten länger überleben. Sie wächst nahe der Weser bis zu den windigen Höhen auf dem Wurmberg im Harz. Dort, auf der Kuppe in 971 Metern Höhe, hält sich einsam aber standhaft der höchstgelegene Buchenbaum Niedersachsens. Lange Trockenphasen schaden aber auch der Buche. Das beobachtet Forstwissenschaftlerin Sabine Steinhoff mit Sorge auf den flachgründigen Standorten mit Kalkgestein im Boden. „Besonders viele alte Buchen sind in den Dürresommern und den Folgejahren an Wassermangel eingegangen oder zeigen Schäden durch Sonnenbrand“, beschreibt die Forstamtsleiterin ein Bild, das im Brakenberg nördlich von Hedemünden besonders dramatisch ist.

Vielfältige Holzverwendung

Die Buche hat ein sehr hartes Holz, ähnlich der Eiche, allerdings ist es anfällig gegen Feuchtigkeit. Vornehmlich wird es im Innenbereich eingesetzt, hauptsächlich im Möbelbau, für Fußböden und Treppen, Küchenutensilien oder Kinderspielzeug. Inzwischen gibt es auch Schichtholzbalken, die als Konstruktionsholz im Hausbau eingesetzt werden, wo bislang Fichtenbalken verwendet werden. Diese innovative Baubuche wird auch aus Bäumen in Südniedersachsen gewonnen. Bei Dransfeld geerntet Stämme werden in Thüringen zu Baubuche verarbeitet und dienen dem Häuserbau.

Als Kaminholz ist Buche die beliebteste Baumart, da sie den höchsten Brennwert unter heimischen Hölzern hat. Auch zur Herstellung von Holzkohle in einem niedersächsischen Werk an der Weser dient ihr Holz. Wer Holzkohle aus heimischer Buche verwendet, schont Wälder in den Tropen, die vielfach als Holzkohle enden. Selbst das Eis am Stiel wird von Buchenholz gehalten. Und sogar direkt auf der Haut tragen Menschen unbewusst Buchenholz: Als Viskose oder Modal sind Textilfasern in moderner Bekleidung, die aus Zellulose hergestellt werden. Der Rohstoff hierfür: Buchen aus dem Forstamt Münden, nach ökologischen Gesichtspunkten herangepflegt und nachhaltig aus der Region erzeugt von Forstfrauen wie Maria Spletter und Sabine Steinhoff von den Niedersächsischen Landesforsten.

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