Aktienmarkt bleibt im Krisenmodus: DZ BANK Research reduziert DAX-Prognose auf 14.000 Punkte

  • Die starken Kursreaktionen der vergangenen Tage haben bewiesen, dass sich der Aktienmarkt unverändert in einem Krisenmodus befindet.
  • Das negative Sentiment könnte sich im zweiten Halbjahr verfestigen und weiter Druck auf Aktienkurse ausüben, Zykliker wären stärker betroffen.
  • Wir dämpfen unseren Optimismus ein wenig und reduzieren das Jahresendziel für den DAX auf 14.000, den S&P 500 sehen wir weiter bei 4.000.

Die starken Kursreaktionen der vergangenen Tage haben bewiesen, dass sich der Aktienmarkt unverändert in einem Krisenmodus befindet. Die großen Konjunkturrisiken sind bei Anlegern weiterhin präsent. Der Ukraine-Krieg, die Inflationsentwicklung und die Null-Covid-Politik in China schüren fortwährend die Angst vor einer nachlassenden chinesische Nachfrage nach internationalen Exportgütern, einer aggressiven Straffung der Geldpolitik sowie einer ernsten Energiekrise in Europa. Sprich die Furcht vor starken Einbußen bei Unternehmensgewinnen infolge einer Konjunktureintrübung nimmt zu. Die schlechte Anlegerstimmung drückt zusammen mit erneut
angestiegenen Anleiherenditen derzeit die Aktienkurse in Richtung der Jahrestiefs.

Wir erwarten, dass sich das derzeit negative Sentiment in der zweiten Jahreshälfte verfestigen könnte, denn die negative Nachrichtenlage dürfte vor allem in den anstehenden kalten Monaten nicht abreißen. Wenn auch bereits zum Teil deutliche Gewinneinbußen für die Unternehmen in den aktuellen Aktienkursen reflektiert werden, birgt das Nachrichtenrisiko weiterhin das Potenzial, Druck auf Aktienkurse auszuüben. Speziell zyklische Titel in Europa wären davon betroffen.

Die Hoffnung auf wachstumsfördernde Stimuli aus China ist mit den sehr verhaltenen Reaktionen auf das jüngst verkündete Konjunkturprogramm ein großes Stück verflogen. Solange die chinesische Regierung an ihrer harten Null-Covid-Politik festhält, zweifeln Marktteilnehmer daran, dass die Maßnahmen greifen und sich Nachfrage und Wachstum regenerieren werden. Konjunktursensible Rohstoffpreise wie das Industriemetall Kupfer sowie Bau- und Rohstoffaktien sehr verhalten auf Chinas Ankündigungen.

Vor diesem Hintergrund reduzieren wir unser Indexziel für den DAX zum Jahresende 2022 von 14.500 auf 14.000 Punkte. Bei einer weiteren Annäherung der Gewinnerwartungen von Konsensus und Marktteilnehmern sehen wir hierbei eine Erholung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) auf knapp 11,5x. Dies entspräche einer leichten Aufwertung gegenüber unserem definierten Risikoszenario (in welchem wir uns laut unserer Definition bei dem derzeitigen DAX-KGV von unter 11x auch befinden) und unterstreicht die Aussage, dass der Aktienmarkt fortwährend in einem Kri-senmodus verharrt. Die in diesem Risikoszenario formulierte Talsohle für den DAX bei 12.500 Punkten könnte zwischenzeitlich erneut erreicht werden.

Mit dieser Prognoseanpassung tragen wir zwar einer verfestigten Stimmungseintrübung am Aktienmarkt Rechnung, werden jedoch nicht pessimistisch, denn:

a) die schlechte Anlegerstimmung birgt weiterhin das Potenzial für positive Überraschungen, auf die der Aktienmarkt nachweislich stark reagiert.

b) die Angst vor einer starken Konjunktureintrübung wird derzeit sehr hochgespielt, entsprechend kräftig sind die in den Aktienkursen bereits eingepreisten Gewinneinbußen der Unternehmen. Die Gefahr einer „rezessiven Phase“ im Winterhalbjahr ist zwar unumstritten, sollte jedoch sowohl zeitlich als auch vom Ausmaß her begrenzt ausfallen.

c) der Arbeitsmarkt zeigt sich sowohl in Europa als auch in den USA robust mit fortwährendem Fachkräftemangel bzw. offenen Stellenausschreibungen. Dies ist ein Indiz dafür, dass die großen gelisteten Aktiengesellschaften in der DAXFamilie und im S&P 500 als wesentliche Beitragende zur Wertschöpfung sehr
erfolgreich durch die Krisensituation navigieren können. Sie besitzen mit ihren starken Marken eine hohe Preissetzungsmacht bei Endkunden und können gleichzeitig aufgrund ihrer schieren Größe über große Einkaufsvolumina ihre Inputkosten überschaubar halten. Hier sind die tendenziellen Inflations- und Krisengewinner zu finden, dies belegen nachweislich die realisierten Quartalsgewinne sowie die robusten Geschäftsausblicke.

Wir belassen das Jahresendziel 2022 für den Euro Stoxx 50 bei 3.850 Punkten. Diese Prognose bietet ein ähnliches Kurserholungspotenzial wie der DAX. Der Index profitiert über hohe Energiepreise vom enthaltenen Energiesektor, während der höher als im DAX gewichtete Luxusgütersektor durch das beschriebene Anlegersentiment eher Gegenwind erfahren könnte.

In Erwartung einer verfestigten Stimmungseintrübung ist es wahrscheinlich, dass in diesem Umfeld die großen US-Technologietitel wegen ihrer kontinuierlichen Ertragsstärke von Aktienanlegern erneut als sichere Häfen gesucht werden. Demgegenüber steht jedoch der Druck steigender Zinsen und Anleiherenditen aufgrund einer weiterhin straffen US-Geldpolitik, auf den gerade diese Aktien sensibel reagieren. Wir belassen daher unser Indexziel für den S&P 500 zum Jahresende 2022 bei 4.000
Punkten.

HINWEISE:
1.) Wertentwicklungen von Finanzinstrumenten oder Finanzindizes in der Vergangenheit stellen keinen verlässlichen Indikator für künftige Wertentwicklungen dar. 2.) Soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, werden Wertentwicklungen ‚brutto‘ angegeben, d.h. insbesondere ohne Berücksichtigung von Kosten, Gebühren, Provisionen und ggf. Steuern einer entsprechenden Investition. Dies bedeutet, dass eine tatsächlich erzielbare Rendite der Investition deshalb niedriger sein kann. 3.) Sofern Finanzinstrumente oder Finanzindizes in Fremdwährungen notieren, können Währungsschwankungen die Renditen in Euro positiv oder negativ beeinflussen.

Zu den Details eventuell genannter Anlageempfehlungen, insbesondere auch zu den jeweils offenzulegenden Interessenkonflikten zu Emittenten, verweisen wir auf die jeweils aktuelle Research-Publikation zu diesen Emittenten sowie unsere Website www.dzbank.de/pflichtangaben

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank
Platz der Republik
60265 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (69) 7447-01
Telefax: +49 (69) 7447-1685
http://www.dzbank.de

Ansprechpartner:
Robert Leonhardt
Pressesprecher
Telefon: +49 (69) 7447-52460
E-Mail: robert.leonhardt@dzbank.de
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel