„Auf der Suche nach dem Winter“: Das Bayerische Zentrum für Tourismus (BZT) diskutierte im vierten Jahresdialog zum Thema „Klimawandel und Winter(sport)tourismus“ über aktuelle Herausforderungen und künftige Lösungsansätze für touristische Akteure in Win

Der Klimawandel verändert den Wintersporttourismus nachhaltig: Darüber waren sich alle Experten einig, die im Rahmen des vierten Jahresdialogs des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) zum Thema „Klimawandel & Winter(sport)tourismus“ diskutierten. Die aktuellen Herausforderungen erfordern ein Umdenken der Branche – und individuelle Maßnahmen von den einzelnen Destinationen.

„Der Klimawandel hat starke Auswirkungen auf den Tourismus im Allgemeinen, der Wintersporttourismus ist davon in besonderer Weise betroffen“, erklärte zu Beginn Dr. Maximilian Witting, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Mensch-Umwelt-Beziehungen an der LMU in München. Im Zuge seines einleitenden Vortrags betonte er, dass der Wintersporttourismus für viele Regionen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sei, der vielerorts durch das sich verändernde Klima bedroht sei. „In Bayrischzell beispielsweise prognostizieren wir für die 2030er Jahre – je nach Szenario – einen klimawandelbedingten Umsatzeinbruch zwischen 6,1 und 20,5 Prozent. Um dem entgegenzuwirken, müssen die Destinationen individuelle Strategien entwickeln, um das eigene Geschäftsmodell zu diversifizieren und neue Zielgruppen zu erschließen. “Dass dies keine einfache Aufgabe ist und dies Auswirkungen auf die zukünftige Gästestruktur hat, zeigen die folgenden Modellrechnungen: Um die Umsatzeinbrüche aus dem Wintergeschäft zu kompensieren, müssten in Bayrischzell bereits bis in die 2030er Jahre zwischen 54.000 und 216.000 Wanderer respektive zwischen 11.000 und 45.000 Wellnesstouristen für einen Aufenthalt gewonnen werden.

In dem vom wissenschaftlichen Leiter des BZT, Prof. Dr. Jürgen Schmude, moderierten, digitalen Dialog erörterte Witting des Weiteren, dass die Anzahl der Wintersportgebiete, insbesondere in den Mittelgebirgen sowie im vorderen Alpenvorland, mittelfristig zurückgehen werde. Zudem forderte er ein Umdenken beim sozialen Diskurs zum Thema Klimawandel und Wintersporttourismus in Bezug auf die Planung von Maßnahmen. Nicht zuletzt sei es erwiesen, „dass rund 70 bis 80 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Wintersporttouristen auf die An- und Abreise entfällt.“

Ralph Lambert, Geschäftsführer im Outdoorzentrum Bullhead House in Warmensteinach in Oberfranken, führte aus, wie sich sein Betrieb hinsichtlich des Klimawandels in der jüngeren Vergangenheit neu definiert hat. „In den Mittelgebirgen trifft der Klimawandel uns als Erstes. Daher haben wir in den letzten Jahren einiges investiert, um den Fokus weg von überwiegend Wintersporttourismus hin zu einer ganzjährigen Outdoordestination zu schärfen und so unabhängiger von den Winterumsätzen zu werden.“ Generell seien dabei zwischen Sommer- und Wintertouristen deutliche Unterschiede festzustellen: „Sommertouristen sind ohne Frage nachhaltiger, geduldiger und gelassener.“

Geschäftsführer Georg Reisberger von der Ödberg GmbH am Tegernsee vermeldete eine ähnliche Entwicklung aus seiner Region: „Unser Ganzjahresprogramm wird immer besser. Mit einer Sommerrodelbahn, einem Hochseilgarten und einem Bikepark können wir unseren Besuchern auch außerhalb der Wintersaison großartige Outdoor-Erlebnisse bieten.“ Darüber hinaus sprach sich Reisberger für eine Fortführung der Seilbahnförderung in Deutschland aus, bekräftigte aber: „Hinsichtlich neuer Investitionen steht immer die unternehmerische Entscheidung, nicht die Förderpolitik im Mittelpunkt.“

Auch im professionellen Wintersport ist der Klimawandel ein großes Thema, wie die erfolgreiche Biathletin Vanessa Hinz eindrucksvoll darlegte: „Wir sind immer öfter auf der Suche nach dem Winter und müssen kontinuierlich in höhere Lagen und kältere Regionen ausweichen.“ Den Wettkampfbetrieb sieht sie dennoch nicht in Gefahr, da das öffentliche Interesse an Wintersportwettbewerben nach wie vor sehr hoch sei und deswegen von Seiten der Veranstalter sehr viel investiert werde, um alle Veranstaltungen planmäßig durchführen zu können. „Im Nachwuchsbereich sind die Auswirkungen allerdings deutlich zu spüren, hier fallen immer häufiger Trainingsmöglichkeiten und Wettkämpfe weg.“ Für die Zukunft des Biathlons kann sich die Weltmeisterin von 2017 eine zumindest temporäre Abkehr vom Winter vorstellen: „Immer mehr Wettkämpfe werden auf Rollerski ausgetragen, zuletzt die Sommer WM vor ein paar Monaten. Wenn das Interesse der Öffentlichkeit entsprechend gegeben ist, ist eine solche Entwicklung also durchaus denkbar.“

Alle Fachgespräche der diesjährigen BZT-Dialogreihe sind nach den jeweiligen Veranstaltungen unter https://bzt.bayern/jahresdialoge/ abrufbar.

Die letzte Veranstaltung zum Thema „Folgen des Klimawandels für den Tourismus“ im Rahmen der BZT-Jahresdialogreihe 2022 findet an folgendem Termin statt:

– Dezember 2022: Klimawandel und Tourismuspolitik

Über den Bayerisches Zentrum für Tourismus e.V.

Das Bayerische Zentrum für Tourismus (BZT) ist ein An-Institut der Hochschule Kempten. Es wurde im Zuge der neuen Tourismusinitiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gegründet und versteht sich als ein unabhängiger wissenschaftlicher Thinktank. Neben relevanten Forschungsprojekten initiiert und moderiert das BZT den praxisrelevanten Austausch zwischen Wissenschaftlern, Politikern und den verschiedenen Akteuren der Tourismuswirtschaft. Dabei stehen die Vermittlung von Wissen, die Identifikation wichtiger Themen der bayerischen Tourismuswirtschaft, die Vernetzung der bayerischen Tourismusakteure und ein lösungsorientierter Diskurs zur Förderung, Optimierung und Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit des bayerischen Tourismus im Fokus. Ziel des BZT ist die Förderung von Tourismuswissenschaft und -forschung sowie die Intensivierung des interdisziplinären Wissens- und Erfahrungsaustauschs. Näheres unter: https://bzt.bayern/

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