Handwerk hofft auf rasche Unterstützung

„Unser Land kann es sich nicht leisten, mit dem Handwerk eine wesentliche Stütze seiner Wirtschaft wegknicken zu lassen.“ Mit diesen eindringlichen Worten blickt Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, auf die Auswirkungen der Energiekrise. „Der Gaspreisdeckel kommt im März 2023 für viele Handwerksbetriebe vielleicht zu spät. Für energieintensive Unternehmen steht bis zu diesem Zeitpunkt eine riesige Entlastungslücke offen“, sagt er. „Die Maßnahmen sind gut gemeint und ein Anfang. Aber sie reichen nicht aus. Es hilft nicht, in der Ferne die rettende Insel zu sehen, sie aber nicht erreichen zu können. Ich befürchte, dass für manche unserer Betriebe genau dieses Szenario eintritt und die Unterstützung dann ins Leere läuft, weil sie die Zeit bis zum Greifen der Gasbremse nicht überbrücken können. Das darf nicht passieren.“

Nach Wochen der politischen Diskussion sei das Ergebnis zwar jetzt auf dem Tisch, so der Handwerkskammerpräsident. Der viel zitierte „Doppelwumms“ kündige sich mit der gewaltigen Summe eines 200 Milliarden Euro schweren Pakets zwar an, doch die Zeitachse für die Umsetzung werde in einigen Fällen zu lange sein. „Wir Handwerker vermissen weiterhin den Fokus auf kleine und mittelständische Betriebe“, so Klaus Hofmann. „Es geht uns dabei nicht um Aufmerksamkeit, sondern um die Existenz. Bei vielen Betrieben ist sie real bedroht. In energieintensiven Gewerken – sei es bei den Bäckern, den Fleischern, bei den Feinwerkmechanikern, überhaupt im gesamten verarbeitenden Handwerk – haben sich Kosten verdoppelt bis vervierfacht. Die Politik darf nicht warten, bis Betrieben die Luft ausgeht und jede Hilfe zu spät ist.“

Das Handwerk habe sich in Krisenzeiten stets als stabil und leistungsstark erwiesen und nie den Optimismus verloren. Selbst in der jüngsten Konjunkturbefragung zum dritten Quartal 2022 unter Handwerksbetrieben der Rhein-Neckar-Odenwald-Region bewerteten noch erstaunliche 61 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage mit „gut“. Das Handwerk habe sich auch während der Pandemie bewährt und trotz aller Schwierigkeiten weiterhin seine Wirtschaftskraft in vielen Zweigen angeboten, um die Versorgung der Gesellschaft sicherzustellen. Nun aber folgt nicht nur eine Bürde der nächsten, unkalkulierbare Schwierigkeiten treten zeitgleich auf und bringen Betriebe an den Rand der Belastbarkeit. Immer noch nimmt die Pandemie Einfluss auf Menschen und Wirtschaft, hinzu kommen der Krieg in Europa, Millionen von Menschen auf der Flucht, Inflation und Klimasorgen. Dass auch noch die Energie- und Versorgungssicherheit in Frage stehe, könne selbst das stabilste Wirtschaftsgewächs zu Fall bringen.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Pessimismus ausbreitet“, sagt Klaus Hofmann. „Das lähmt die Handlungsfähigkeit zusätzlich zu allen anderen Schwierigkeiten.“ Deshalb sei es umso wichtiger, dass aus der Politik nicht nur Signale, sondern eindeutige Antworten kommen. Immer noch bestünden Unklarheiten über das Wann, Wie und Wieviel und niemand erhalte feste Zusagen über Umsetzung, Höhe der Auszahlung und exakten Zeitpunkt. Zwar solle nun zumindest der Strompreis schon ab Januar gebremst werden, doch sei auch hier die Organisation mit vielen Fragezeichen verbunden, was wenig Vertrauen schaffe.

„Vertrauen ist aber wichtig“, so der Handwerkskammerpräsident. „Ob Bürger oder Unternehmen – jeder muss wissen, wie es weitergeht und wie er planen kann.“ Die immer weiter um sich greifende Verunsicherung verschließe alle Türen auf dem Weg zur wiederersehnten Stabilität. Gerade dann, wenn verschiedenste Faktoren die Handlungsfähigkeit der Betriebe einschränken und Planbarkeit zusehends erschweren, bestehe eine reale Existenzgefahr. „Das ist eine toxische Mischung, die sogar gesunde Betriebe vergiften kann“, sagt Klaus Hofmann. „Viele Handwerksbetriebe fühlen sich von einem Abwärtsstrudel erfasst und befürchten, dass sie dieser unaufhaltsam in den Abgrund reißt. Unternehmerisches Handeln ist heute nahezu unmöglich und kommt einem Blick in die Glaskugel gleich.“

Welch dramatische Folgen die aktuellen Unsicherheiten auf Dauer nach sich ziehen können, zeige sich am Beispiel von Handwerksbetrieben, die vor der Übergabe stehen. Im Gebiet der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald sind dies aktuell 387. In den kommenden fünf Jahren wird die Zahl auf rund 1.800 geschätzt. „Doch welcher Junghandwerker, der gerade seinen Meister gemacht hat, traut sich aktuell die Finanzierung einer Betriebsübernahme zu, wenn keiner weiß, wohin die Reise geht?“, fragt Klaus Hofmann. „Genauso wenig kann man es einem Betriebsinhaber mit Anfang 60 verdenken, dass er lieber den Laden schließt als einen Kredit für den Weiterbestand aufzunehmen oder seine Altersvorsorge aufs Spiel zu setzen. Das heißt aber auch, dass viele eigentlich gut funktionierende, gesunde Handwerksbetriebe in absehbarer Zeit von der Landkarte verschwinden könnten, weil weder die jetzigen Inhaber noch potenzielle Nachfolger eine Perspektive sehen. Die Struktur an Angeboten und lückenloser Versorgung durch das Handwerk, wie wir sie bisher gewohnt sind, würde sich komplett verändern. Gerade im ländlichen Raum, wo kleine und mittelständische Betriebe die Versorgung sicherstellen. Auch deshalb ist schnelle, unbürokratische und konkrete Hilfe existenzentscheidend.“

Das Handwerk werde gebraucht wie eh und je. Die Betriebe im Nahrungsmittelhandwerk nicht weniger als die im Gesundheitshandwerk oder im Bau-, Ausbau- und Energiegewerbe. „Manche Handwerkszweige, beispielsweise jene, die mit der Umsetzung der Klima- und Energiewende befasst sind, haben mehr Aufträge als sie abarbeiten können“, sagt der Handwerkskammerpräsident. Doch auch sie werden ausgebremst von massiven Materialpreissteigerungen und stockenden Materiallieferungen. „So kommt eines zum anderen und weitet sich zu einer Gemengelage von Unwägbarkeiten aus: Materialmangel, Inflation, Energiekrise, exorbitante Preissteigerungen in nahezu allen Bereichen“, so Klaus Hofmann. „Seit Generationen erbringt das Handwerk eine unverzichtbare Leistung für den Wohlstand unserer Gesellschaft, sichert Millionen von Arbeitsplätzen, ist standorttreu und engagiert in der Ausbildung – jetzt darf es bei der Umsetzung des Hilfspakets nicht vernachlässigt werden. Ein beherzteres Eingreifen und ein klares Bekenntnis zu kleinen und mittelständischen Unternehmen sind unerlässlich. Zum Wohl des Handwerks und unserer Gesellschaft.“

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