Tag der Hochschulmedizin macht Reformbedarf des Krankenhaussystems sichtbar

Zum zweiten Mal veranstaltete die Deutsche Hochschulmedizin den „TAG DER HOCHSCHULMEDIZIN“ in Berlin und diskutierte mit Gästen aus Gesundheitswesen, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über die bevorstehende Krankenhausreform, digitale Gesundheitsdaten und den Fachkräftemangel.

Vor mehr als 200 Gästen im Berliner Langenbeck-Virchow-Haus lobte Professor Dr. Edgar Franke, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit, die herausragende Bedeutung der Universitätsmedizin in seiner Einführungsrede: „In der Corona-Pandemie hat sich die Universitätsmedizin noch einmal klar als Leistungsträger des Gesundheitssystems und Zentrum für Innovationen hervorgetan. Was sie leistet, geht über die Verbindung von Versorgung, Forschung und Lehre hinaus. Denn es wurden auch Koordinierungsaufgaben in den Regionen übernommen, Entscheidungsträger und Behörden beraten. Zugleich wurde in der Universitätsmedizin an Therapieoptionen geforscht. Damit hat die Universitätsmedizin einen  Beitrag zur Bewältigung der Krise geleistet. Es ist also kein Zufall, dass der Koalitionsvertrag die Universitätsklinika als höchste Versorgungsstufe in einem gestuften Krankenhaussystem vorsieht. Ich bin optimistisch, dass die Regierungskommission dies in ihrer Empfehlung für die Krankenhausreform berücksichtigen wird.“

Der Reformbedarf der Krankenhausversorgung und die Rolle der Universitätsklinika darin waren anschließend Themen der Diskussionsrunde von Vertreter:innen von Krankenkassen, Krankenhäusern und Ärzt:innen-Vertretung. Nach einer Keynote zum Thema von Professor Alexander Geissler von der School of Medicine der Universität St. Gallen startete die Diskussion unter dem Motto „Spitzenversorgung für alle“. Schnell herrschte Einigkeit über den generellen Reformbedarf der Krankenhauslandschaft und darüber, dass die Leistungsfähigkeit der Universitätsklinika dem gesamten System dienen kann. „Wir versprechen uns von der anstehenden Krankenhausreform, dass sie die Universitätsklinika als Kraftzentren in ihrer Koordinierungsrolle stärkt und so die Versorgungslandschaft insgesamt verbessert wird. Denn Universitätsklinika stehen für Innovationen in der Versorgung und stellen ihre Expertise anderen zur Verfügung. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag für das gesamte Versorgungssystem. Diese Rolle muss nun stärker in der Krankenhausplanung und auch in der künftigen Finanzierung verankert werden“, sagte Professor Jens Scholz, 1. Vorsitzender des Verbandes der Universitätsklinika Deutschlands (VUD).

Der nächste Themenblock ging der Frage nach, wie die Potenziale der medizinischen Gesundheitsdaten im Gesundheitswesen besser genutzt werden können und wo mögliche Hürden bestehen. In seiner Keynote zum Thema plädierte Christoph Bornschein, CEO der digitalen Beratungsagentur TLGG GmbH, dafür, eine „Governance-Reform“ für bereits nutzbare Daten zu finden. Der Stellenwert einer perspektivisch funktionierenden elektronischen Patientenakte für die Forschung sowie Learnings aus der Pandemie wurden ebenfalls diskutiert.

Der Preis der Deutschen Hochschulmedizin für herausragende Teamleistungen in der universitätsmedizinischen Forschung wurde am TAG DER HOCHSCHULMEDIZIN feierlich verliehen. Die Preisträger:innen konnten die Jury durch die Aktualität und Relevanz ihrer Forschung für die Patientenversorgung überzeugen. „Dem deutschlandweit vernetzten Team um Professor Andreas Greinacher ist es in kürzester Zeit gelungen, Wege der Diagnose, Therapie und auch der Prävention für Thrombosen, die durch Impfungen mit bestimmten, virusbasierten Impfstoffen ausgelöst wurden, zu finden. Das Forschungsvorhaben unter dem Titel „Vakzin-induzierte immunthrombotische Thrombozytopenie“ hat eine große Bedeutung für die betroffenen Patientinnen und Patienten und gleichzeitig eine besondere gesellschaftspolitische Relevanz. Die Akzeptanz von Schutzimpfungen ist leider keine Selbstverständlichkeit. Das Forschungsvorhaben, das wir heute auszeichnen, hat zu dieser Akzeptanz einen wichtigen Beitrag geleistet“, führte Professor Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT), aus.

Im letzten Themenblock ging es um die Aufgabenverteilung in der Versorgung im Angesicht des Fachkräftemangels. Frau Dr. Natalie Lotzmann, Global Vice President HR bei SAP, gab einen Input zum Thema. Sie beschrieb, welche Methoden und Maßnahmen ein großer internationaler Arbeitgeber wie SAP anwendet, um mit dem Fachkräftemangel umzugehen und was Universitätsklinika und Krankenhäuser daraus lernen können. Anschließend diskutierten Vertreter aus Pflegeleitung, Studentenvertretung und Medizinischen Fakultäten darüber, welche Erwartungshaltungen der medizinische Nachwuchs heutzutage hat und wie Arbeitgeber dem gerecht werden könnten.

Im Resümee der Veranstaltung machten Prof. Frosch und Prof. Scholz deutlich, dass alle Themen der Veranstaltung eng miteinander verbunden sind. Eine Krankenhausreform ist vor allem aufgrund des demografischen Wandels und dem sich dadurch noch verschärfenden Fachkräftemangel unumgänglich. Ohne eine entsprechende Digitalisierung des Gesundheitswesens werden aber alle Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels nicht ausreichen. Und ohne eine Verbesserung des digitalen Austauschs von Forschungsdaten droht die deutsche medizinische Forschung international den Anschluss zu verlieren.

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Der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) und der Medizinische Fakultätentag (MFT) vertreten die Interessen der 36 Universitätsklinika sowie der 39 Medizinischen Fakultäten in Deutschland. Ihr Dachverband ist die Deutsche Hochschulmedizin e.V. Gemeinsam stehen die Verbände für Spitzenmedizin, erstklassige Forschung sowie die international beachtete Medizinerausbildung und Weiterbildung.

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