RETHINK IDENTITY – Die ersten Programmpunkte für das Arts- und Word-Programm des Reeperbahn Festivals 2023

Zu jedem Reeperbahn Festival gehört seit dem Start in 2006 neben dem vielfältigen Musikprogramm das Arts- und Wordprogramm mit seinen ebenso vielschichtigen Kunst- und Spoken-Word-Angeboten, die sich mit Musikthemen, aber auch soziokulturellen Anliegen auseinandersetzen und so die Kernanliegen des Reeperbahn Festivals auch abseits des Konzertprogramms abbilden und erlebbar machen. Im Themenstrang RETHINK IDENTITY beschäftigen wir uns mit den verschiedenen Facetten von Identität und Vielfalt außerhalb von beschränkenden, traditionellen Kategorien und Rollenbildern – mit dem Blick auf die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft gerichtet und marginalisierten Personengruppen im Fokus. 

Zu einem der Highlights im Bereich Word zählt in diesem Jahr die Lesung des Social-Media-Stars Sebastian Hotz aka El Hotzo, der durch seine gesellschaftskritischen und treffsicheren Postings, Tweets und Podcasts täglich inzwischen mehr als 1,5 Millionen Menschen erreicht und zudem u.a. als Autor für das ZDF Magazin Royale tätig ist. Er hat in diesem Jahr mit „Mindset" ein vielbeachtetes Romandebüt vorgelegt, das er beim Reeperbahn Festival vorstellt.

Neben der Lesung des Sammelwerks Unlearn Patriarchy, das sich dem Erkennen und Auflösen der nach wie vor vorherrschenden toxischen Strukturen unserer Gesellschaft widmet, stehen Linus Giese und Naomi Ryland (Foto) als zwei der 16 Autor*innen zum Talk über das Werk und die Themen „unlearn gender" und „unlearn macht" bereit.

Produzentin, Regisseurin, Darstellerin, Intimitätskoordinatorin und Autorin Paulita Pappel beschäftigt sich in ihrem Buch „Pornopositiv“ damit, wie sie Pornografie als Werkzeug der Emanzipation und sicheren Ort der sexuellen Selbstentdeckung erlebt hat und wie ein Kulturwandel in der Wahrnehmung von Porno zum Abbau von Scham, verinnerlichten Ängsten und zu mehr selbstbestimmter Sexualität beitragen kann. 

Fikri Anıl Altıntaş ist Autor und UN Women Deutschland-Botschafter der #HeForShe Kampagne und gefragter Experte zu Themen wie (toxischer) Männlichkeit, Rollenbildern und Geschlechtergerechtigkeit – alles Themen, die auch in seinem Buch „Im Morgen wächst ein Birnbaum" behandelt werden, in dem er sich die Frage stellt, was Männlichkeit überhaupt bedeutet und wie sie jenseits von Klischees, Vorurteilen und festgefahrenen Narrativen verstanden und gelebt werden kann. 

Um mentale Gesundheit in der Popkultur dreht sich der WDR Cosmo Podcast „Danke, gut" in dem die prämierte Journalistin, Moderatorin und DJ Miriam Davoudvandi alias Cashmiri live auf der Bühne mit Personen des öffentlichen Lebens über ihren Umgang mit psychischen Erkrankungen spricht.

Im BBQ / Der Black Brown Queere Podcast widmen sich Aktivist Zuher Jazmati und Hip Hop-Party-Veranstalter Dominik Djialeu dem Umstand, dass Perspektiven von nicht-weißen und queeren Menschen in den deutschen Medien nach wie vor zu kurz kommen und sprechen mit ihren Gäst*innen live über Themen wie Sexarbeit, Queerness in der Medienindustrie, BIPoC in der Politik, Fetischisierung von nicht-weißen Menschen oder auch der Queerness im Rap.

Die Homeless Gallery ist eine Zusammenarbeit von Hinz&Kunzt, der Kunsthalle Hamburg und verschiedenen Hamburger Kreativagenturen und zeigt in einer außergewöhnlichen Pop-Up-Ausstellung Kunstwerke, die nicht etwa von berühmten Maler*innen geschaffen wurden, sondern von Obdachlosen „Hinz&Künztler*innen" aus Hamburg, denen Künstliche Intelligenz ermöglicht, ihre persönlichen Lebensgeschichten auch ohne Farbe und Pinsel auf die Leinwand zu bringen. Wer die Geschichten hinter den Bildern kennt, sieht sie mit anderen Augen. Das macht die Ausstellung zu einer einmaligen emotionalen Angelegenheit. Darüber hinaus kommt die Versteigerung der Kunstwerke nach Abschluss der Pop-Up-Ausstellung Hamburger Obdachlosen zugute.

Das katalanische Projekt AUTODEFENSA der Schauspielerinnen Berta Prieto, Belén Berenys und dem Regisseur Miguel Ángel Blanca ist ein herausragendes Beispiel, wie in Zeiten hochbudgetierter Serien und Streaming-Produktionen zunehmend eine Gegenbewegung ensteht, die Neues wagt und Grenzen überschreitet. Dieses faszinierende Porträt zweier jungen Frauen, die ihre eigenen Grenzen ausloten, ist mit seiner zeitgemäßen Erkundung von Geschlechterpolitik und Identitäten das perfekte Hauptwerk für das Film- und Serienprogramm des Reeperbahn Festivals – nicht nur wegen seines ästhetischen Wertes, sondern auch weil es zur Diskussion über dieses Thema einlädt und anregt.

Eine Übersicht über alle bisherigen bestätigten Arts- und Wordprogrammpunkte findet sich hier!

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