Jeden Tag 10.000 Brötchen – da muss man früh aufstehen

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Zum Abschluss ihrer Sommertour war die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve zu Besuch bei der Bäckerei Hans Gerads in Rees.

Hans Gerads ist ein Bäcker alter Schule. Von seinen Mitarbeitern und auch von vielen Kunden wird der 72-Jährige liebevoll „Hans Back“ genannt. Nun kam dem Bäckermeister aus Rees eine ungewohnte Rolle zu: Einen Vormittag lang stand er im Mittelpunkt des Interesses und gab den vielen Gästen, die der Einladung der Kreis-Wirtschaftsförderung Kleve zur Teilnahme an der diesjährigen Sommertour gefolgt waren, bereitwillig Antwort auf ihre zahlreichen Fragen.  

Die Sommertour 2023 der Kreis-WfG steht unter dem Motto: „Engagiertes Handwerk für starke Fachkräfte“. Brigitte Jansen als Geschäftsführerin der Kreis-WfG besuchte in diesem Rahmen mit ihrem Team vier Handwerksbetriebe aus dem Kreis Kleve, die sich seit vielen Jahren erfolgreich am Markt behaupten, sich durch innovative Produkte und Dienstleistungen auszeichnen und vielen Fachkräften attraktive Arbeitsplätze bieten. Begleitet wird sie dabei von Bürgermeistern und lokalen Wirtschaftsförderern, Vertretern der Kreishandwerkerschaft Kleve und Medienvertretern.

Zum Abschluss der diesjährigen Sommertour lernten die Besucher einen klassischen Bäckereibetrieb kennen, der sich seit 1950 erfolgreich am Niederrhein behauptet. Kreis-Wirtschaftsförderin Brigitte Jansen war angetan vom großen Engagement, mit dem das Gerads-Team Tag für Tag daran arbeitet, dass die Menschen in der Umgebung mit frischen Backwaren versorgt werden. „Sie tragen mit Ihrem Unternehmen die Handwerkstradition seit mehr als 70 Jahren weiter und so auch dazu bei, dass die Fachkräfte in der Region bleiben“, sagte Jansen. Auch Heinz Streuff, Wirtschaftsförderer der Stadt Rees, weiß ganz genau, was er an der Bäckerei Gerads hat. „Auch im Namen von Bürgermeister Sebastian Hense möchten ich Ihnen herzlich dafür danken, dass Sie seit vielen Jahren unsere Unternehmenslandschaft bereichern und Tag für Tag frischen Brote, Brötchen und ,Teilchen‘ produzieren“, sagte Streuff.

Dafür muss das Bäckerei-Team teilweise ganz schön früh aufstehen. „Die Teigmacher und die Bäcker am Ofen beginnen ihre Schicht um 23 Uhr“, erläuterte Bäckereimeister Richard Jansen den Gästen beim Rundgang durch die Produktionsräume an der Empeler Straße 103. Der Rest des 14-köpfigen Produktionsteams darf sich noch etwas länger ausruhen bis zum Schichtbeginn. Jeden Tag verlassen rund 10.000 Brötchen die Bäckerei und werden zu den insgesamt 12 Filialen und zu dem an die Bäckerei angeschlossenen Verkaufsraum geliefert. Hinzu kommen zahlreiche Brote. „Die Klassiker sind Grau- und Weißbrote, die werden immer noch am besten nachgefragt“, sagt Bäcker Hans Gerads. Aber er hat auch einige Spezialkreationen im Angebot wie etwa das Kümmelbrot, das immer freitags angeboten wird.

Um so viele Backwaren herzustellen, sind natürlich Geräte notwendig, die normale Haushaltsdimensionen weit überschreiten: Ein Schneebesen ist bei Gerads fast einen halben Meter lang, der Brötchen-Ofen fasst 640 Exemplare gleichzeitig, und in den Brot-Ofen werden über automatische Förderbänder 60 Brote à ein Kilogramm befördert. Der Rundgang führte die Sommertour-Gäste auch in die Lagerräume. Auch dort sind die eingelagerten Mengen beachtlich: In den Silos lagern allein insgesamt 13 Tonnen an Mehl. Weitere Produkte, die ständig in großer Menge verfügbar sein müssen, sind Obst, Schokolade, Zucker und Salz.

Insgesamt 100 Fachkräften bietet die Bäckerei Gerads aktuell eine Beschäftigung. Die Bäckerei ist aus kleinen Anfängen immer weiter gewachsen. 1950 hatte der Vater von Hans Gerads sie gegründet und im Jahr 1994 an seinen Sohn übergeben. Bis zum Jahr 2001 war die Bäckerei an der Wasserstraße beheimatet, dann wurde an der Empeler Straße neu gebaut und bezogen.

„Jahrzehntelang haben wir unser Geschäft weiter ausgebaut und neue Filialen im Umkreis von 25 Kilometern eröffnet. Doch jetzt sieht es so aus, dass wir wohl Kapazitäten abbauen müssen“, berichtete Hans Gerads den Sommertour-Gästen mit großem Bedauern. Das größte Problem sei es,  Verkäuferinnen und Verkäufer für die Filialen zu finden. „Viele wollen nur wenige Stunden pro Tag arbeiten. Überhaupt ist es schwierig, Personal für den Verkauf zu bekommen“, sagte Gerads. In der Backstube hingegen kann sich der Bäcker über Nachwuchsprobleme nicht beklagen. „Wir haben immer wieder auch weibliche Auszubildende, die dass Bäckerhandwerk erlernen wollen“, berichtete Gerads. Eine dieser jungen Frauen ist Janin Markett, die mit viel Freude und Engagement in der Bäckerei-Produktion ihre Lehre absolviert. Und in Kürze wird es eine weitere junge Auszubildende geben. Weiteren beruflichen Nachwuchs versucht die Bäckerei Gerads durch Praktika zu gewinnen, die fortlaufend für die Dauer von jeweils drei Wochen angeboten werden.

Die Preise für Brötchen und Brote sind angezogen. „Aber wir brauchen diese Beträge, um wirtschaftlich zu sein. Vor allem die hohen Lohn- und Energiekosten machen solche Preise notwendig“, erläuterte Gerads. Gerade die kleinen Öfen in den Bäckereien seien betriebswirtschaftlich ein hoher Kostenfaktor. „Aber der Kunde verlangt, dass auch in den Bäckerei-Filialen bis kurz vor Geschäftsschluss frische Brötchen gebacken werden“, sagt Gerads.

Doch bei allen Herausforderungen ist das Bäckerhandwerk für den sympathischen Reeser immer noch seine Erfüllung. Zum Abschluss des Sommertour-Besuchs wird er noch einmal emotional: „Das ist einfach mein Traumjob. Ich würde alles noch einmal ganz genau so machen.“

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