Mit viel Ehrgeiz vom Geflüchteten zur Fachkraft

Nur danebenstehen und zuschauen, das reicht Rafaat Khodari nicht – er möchte etwas selber machen und eine Arbeit bis zum Ende durchführen. Damit stieß er bei seinem Ausbildungsbetrieb Koop Haustechnik in Löningen auf offene Ohren. Der 34-Jährige war 2016 gemeinsam mit seinem Bruder aus Syrien geflüchtet und hat seitdem mit viel Ehrgeiz viel erreicht. Obwohl er in Syrien einen Stoffhandel mit seinem Bruder geführt hatte, zog es ihn in Deutschland ins Handwerk. Nach mehreren Praktika entschied er sich für eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. „Mir gefällt, dass es immer neue Technik gibt, die ich mir auch über Fortbildungen aneignen kann“, erklärt Khodari.

Nach einem Betriebswechsel führte er seine Ausbildung im Löninger Betrieb fort und schloss sie im Januar 2022 erfolgreich ab. Seitdem arbeitet er als Geselle bei Koop Haustechnik. „Wir wissen Rafaat bei uns sehr zu schätzen“, lobt Geschäftsführer Thomas Koop seinen Mitarbeiter. „Er ist wissbegierig, höflich und sehr gewissenhaft bei seiner Arbeit. Außerdem fordert er es regelrecht ein, mehr Verantwortung zu übernehmen. Er möchte nicht nur eine Wärmepumpe einbauen, sondern sie auch einstellen und dem Kunden erklären können. Das ist wirklich Einsatz.“ Koop war auch bereit, Kompromisse einzugehen, um Khodari die Ausbildung in seinem Betrieb zu ermöglichen. „Ich habe gemerkt, dass Rafaat wirklich Einsatz für seine Ausbildung zeigt. Gleichzeitig wohnt er in Oldenburg, was einen erheblichen Fahrtweg nach Löningen bedeutet. Doch hier haben wir Lösungen gefunden, die für uns beide passten. Jetzt als Geselle übernimmt er zum Beispiel den Großteil aller Kundentermine im Oldenburger Raum. So sparen wir beide Fahrtzeiten.“ Denn Koop weiß, wie schwierig es momentan ist, gute Fachkräfte zu bekommen: „Als Unternehmer musst du dich heute mehr denn je um deine Mitarbeiter kümmern und auch bereit sein, flexibel zu sein und Risiken einzugehen.“

Auch Hussein Kerri, Integrationsberater bei der Handwerkskammer für das Projekt „IHAFA“, ist glücklich über den Erfolg von Khodari. Er hat ihn bei seinem Weg durch die Ausbildung begleitet. „Die Berufsschule war wegen der sprachlichen Hürde nicht immer leicht. Ich wusste aber, dass er für seine Ausbildung brennt. Diese Leidenschaft und Zielstrebigkeit ist auch für mich beeindruckend. Bei ihm und vielen anderen hat sich das Ziel des Integrationsprojekts, aus einem Geflüchteten eine Fachkraft zu machen, voll erfüllt.“

Der junge Handwerker freut sich über die Anerkennung und ist vor allem stolz, dass er jetzt selber Auszubildende mitnehmen darf und ihnen seine Erfahrung weitergeben kann.

Das IHAFA-Projekt

Der starke Zustrom von Schutzsuchenden im Jahr 2015, veranlasste das niedersächsische Handwerk, ein Projekt anzubieten, das Geflüchtete und Betriebe zusammenbringt. „IHAFA“ wird mit Mitteln des Landes Niedersachsen finanziert und heißt: Integrationsprojekt handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber. Seit Beginn des Projekts hat Integrationsberater Hussein Kerri über 1.100 Geflüchtete beraten und unterstützt. Von ihnen haben seitdem 150 eine Ausbildung im Handwerk abgeschlossen und sieben ihren Meistertitel in einem Handwerk erlangt.

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