„Wir wollen die derzeit sehr attraktiven Marktchancen nutzen“ – Interview mit Dr. Sebastian Grabmaier und Ralph Konrad, JDC Group AG

Die JDC Group AG begibt über ihre einhundertprozentige Tochtergesellschaft Jung, DMS & Cie. Pool GmbH eine neue besicherte Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A3514Q0) mit einem Volumen von bis zu 25 Mio. Euro. Die Zeichnungsfrist für die JDC-Anleihe 2023/28 sowie das Umtauschangebot an Alt-Anleger der JDC-Anleihe 2019/24 starten morgen am 12. Oktober 2023. Die jährliche Verzinsung der neuen Anleihe wird zwischen 6,75% und 7,25% liegen. Die Anleihen Finder Redaktion hat bei den Vorständen der JDC Group AG Dr. Sebastian Grabmaier (CEO) und Ralph Konrad (CFO) nachgefragt.

Anleihen Finder: Hallo Herr Dr. Grabmaier, hallo Herr Konrad, warum legen Sie gerade jetzt in einem schwierigen Kapitalmarkt-Umfeld eine neue Anleihe auf? Die Rückzahlung der laufenden Anleihe 2019/24 steht ja erst im Dezember 2024 an.

Ralph Konrad: Wir könnten mit der bestehenden Liquidität und dem Cashflow bis zum Ende der Anleihenlaufzeit die Anleihe auch komplett tilgen. Wir haben uns dennoch dazu entschieden, die Anleihe zu refinanzieren und zu verlängern, um die derzeit sehr attraktiven Marktchancen nutzen zu können: Der Markt konsolidiert und da wollen wir als Konsolidierer dabei sein. Das derzeitige Zinsumfeld ist nicht optimal, aber Finanzierungssicherheit ist für ein Unternehmen sicher wichtiger, als die letzten Basispunkte zu sparen. Mit der Bookbuilding Spanne fühlen wir uns wohl und sind auch für Investoren attraktiv, was uns die bisherigen Feedbacks bestätigen.

Anleihen Finder: Gibt es noch andere Verwendungszwecke außer der Refinanzierung der Alt-Anleihe? Haben Sie bspw. weitere Digitalisierungs-Projekte oder weitere Akquisitions-Objekte im Visier?

Sebastian Grabmaier: Bei JDC schätzen wir die Flexibilität, die uns die Emission und Liquidität der Anleihe bietet. In der Vergangenheit haben wir bereits gezeigt, dass wir sowohl organisch als auch durch Akquisitionen erfolgreich wachsen können. Derzeit haben wir zwar außerhalb unseres Akquisitionsvehikels Summitas, das wir als Joint Venture mit Bain Capital und Great West betreiben, keine konkreten Übernahmeziele im Fokus, aber in einem Markt, der sich in Konsolidierung befindet, möchten wir handlungsfähig und agil bleiben. Im Bereich der Informationstechnologie setzen wir auf die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Plattform und investieren jährlich rund 10 Millionen Euro in unseren technologischen Fortschritt. Diese Investition finanzieren wir vollständig aus unserem Cashflow.

Anleihen Finder: Ein Zinskupon um die 7% ist im gegenwärtigen Zins-Umfeld bei kleineren KMU-Anleihen schon eher als moderat zu bewerten. Wieso ist die neue JDC-Anleihe im Rendite-Risiko-Profil dennoch attraktiv für Investoren?

„Wir wachsen nachhaltig, haben eine solide Bilanz und neben der Anleihe keine weiteren Verbindlichkeiten. Und über 50% unserer Erlöse sind wiederkehrend.“

Ralph Konrad: JDC hat bereits seit vielen Jahren seine Zuverlässigkeit als Anleiheemittent unter Beweis gestellt. Wir wachsen nachhaltig, haben eine solide Bilanz und neben der Anleihe keine weiteren Verbindlichkeiten. Besonders attraktiv ist aber, dass über 50% unserer Erlöse wiederkehrend sind und wir deshalb ein sehr stabiles Geschäftsmodell haben. Damit und mit den heute bereits bestehenden Kooperationen ist die gute Entwicklung in den kommenden Jahren bereits heute sehr visibel. Das macht uns attraktiv für Investoren. Da die JDC Group als gelistetes Unternehmen jedes Quartal umfassend berichtet, haben Anlagegläubiger zudem eine äußerst hohe Transparenz über den Geschäftsverlauf.

Anleihen Finder: Inwiefern ist die neue Anleihe besichert? Können Sie uns das Sicherheitenkonzept kurz erklären?

Ralph Konrad: Die neue Anleihe ist – wie auch die Vorgängeranleihen der JDC – durch eine globale Zession von wiederkehrenden Provisionen besichert. Dies bedeutet, dass JDC bestehende und zukünftige Ansprüche auf jährlich wiederkehrende Provisionen als Sicherheit für die Anleiheübertragung abtritt. Die Sicherheitstransfers umfassen einen jährlichen Mindestwert von einem Drittel des Emissionsvolumens.

Hinweis: Diese Interview erschien zunächst in der neuen Ausgabe des Anleihen Finder Newsletters (Oktober-1-2023). Registrieren Sie sich hier für unseren kostenlosen Newsletter und seien Sie stets vorab informiert.

Anleihen Finder: Kommen wir zum Geschäftsmodell und der Geschäftsentwicklung – können Sie uns Ihre zwei Geschäftsbereiche sowie die Technologie dahinter noch einmal in wenigen Worten vorstellen?

Sebastian Grabmaier: Die beiden Geschäftsbereiche von JDC sind „Advisortech“ und „Advisory“. Im „Advisortech“-Bereich stellen wir allen Arten von Vermittlern, also Maklern, Vertrieben, Banken, den Sparkassen und zunehmend auch Versicherungsunternehmen eine Digital-Plattform zur Abwicklung und Verwaltung von Versicherungs- und Finanzprodukten zur Verfügung, zu der unser Maklerverwaltungsprogramm “iCRM” und die Endkunden-App „allesmeins“ gehören. Darüber hinaus sind wir mit Geld.de im Direktkundengeschäft aktiv. In der „Advisory“-Sparte beraten wir Kunden mit unseren gebundenen Vermittlern der FiNUM Gruppe. Die Kundenberater der FiNUM setzen ebenfalls unsere Technologie ein, um ihre Arbeitsprozesse zu optimieren.

Anleihen Finder: Warum setzen Sie sich am Markt gegen Mitbewerber durch?

Sebastian Grabmaier: Der Wettbewerbsvorteil von JDC resultiert aus einer Kombination vieler Fähigkeiten. Als einer der Technologieführer in der Branche bieten wir mit „iCRM“ und „allesmeins“ innovative Lösungen für klassische Makler sowie professionelle institutionelle Kunden. Unsere Stärke liegt auch in der persönlichen Betreuung durch erfahrene Mitarbeiter, die sowohl fachlich als auch technisch auf dem neuesten Stand sind. Wir verfügen zudem über das Know-how, auch große und komplexe Strukturen und Unternehmen in unserer Plattform abzubilden. Diese Kombination besitzen nur wenige im Markt. So konnten wir zuletzt über unsere Kooperationen mit der Provinzial, der Versicherungskammer Bayern und der SparkassenVersicherung weite Teile der Sparkassen-Organisation für unsere Plattform gewinnen, über R+V die Volks- und Raiffaisenbanken erreichen und bieten unsere Plattform über Inhaus-Makler zudem den Mitarbeitern von Lufthansa, BMW und Volkswagen an.

Anleihen Finder: Wie hat sich das operative Geschäft der JDC Group in den vergangenen Jahren (mit Corona und Ukraine-Krieg und deren wirtschaftlichen Folgen) entwickelt? Können Sie uns die Entwicklung der wesentlichen operativen Kennzahlen (Umsatz, EBIT, Gewinn) kurz nennen?

„Wir erwarten im Geschäftsjahr 2023 ein EBITDA zwischen 11,5 und 13 Mio. EUR“

Ralph Konrad: Während die Corona Krise unser Geschäft nur wenig beeinflusst hat, sorgte die Ukraine-Krise bei JDC für einen Umsatzrückgang im zweiten Halbjahr 2022 und im ersten Quartal 2023, insbesondere das Neugeschäft litt unter der Kaufzurückhaltung und der Unsicherheit der Konsumenten. Dank unseres erheblichen Anteils an wiederkehrenden Erlösen war der Rückgang jedoch nicht so stark wie bei anderen Marktteilnehmern. Nun, da die Energiepreise sich normalisieren und die Konsumenten wieder mehr „netto in der Tasche“ haben, steigt auch unser Neugeschäft wieder kontinuierlich an und wir bewegen uns im Umsatz bereits wieder über dem Vorjahr. Wir erwarten im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz zwischen 175 und 190 Mio. EUR sowie ein EBITDA zwischen 11,5 und 13 Mio. EUR.

Anleihen Finder: Wie gestaltet sich aktuell das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital bei JDC und wie planen Sie in dieser Hinsicht weiter?  

Ralph Konrad: Im Jahr 2022 betrug unser Verhältnis der Finanzverbindlichkeiten zum Eigenkapital hervorragende 0,53. Die Finanzverbindlichkeiten bestehen aus der Anleihe sowie kleineren Verbindlichkeiten aus Earn-Out Zahlungen in Höhe von wenigen hunderttausend Euro, welche wir in den kommenden beiden Jahren noch aus vergangenen Transaktionen zu zahlen haben. Es ist Stand heute nicht geplant, weitere Fremdfinanzierungen aufzunehmen.

Anleihen Finder: Was sind derzeit die wichtigsten operativen Wachstumstreiber der JDC Group?

„Wir profitieren davon, dass immer mehr Vermittler Anteile ihres Geschäfts auf unserer Plattform vereinen und ihr Geschäft zunehmend exklusiv über JDC abwickeln“

Sebastian Grabmaier: Zukünftige Umsatzsteigerungen erzielen wir durch die Übertragung bestehender Verträge unserer Kunden sowie den Abschluss neuer Verträge. Wir profitieren davon, dass immer mehr kleine und große Vermittler immer größere Anteile ihres Geschäfts auf unserer Plattform vereinen und ihr Geschäft zunehmend exklusiv über JDC abwickeln. Außerdem gewinnen wir kontinuierlich neue Vermittler und auch neue Großkunden. Besonders erwähnenswert ist hier unsere Kooperation mit den Sparkassen. Wir haben bereits heute über 60 Sparkassen, die Ihr Versicherungsgeschäft teilweise oder komplett über uns administrieren und es kommen jeden Monat neue Sparkassen dazu. Um das Wachstum der JDC Group machen wir uns also gar keine Sorgen.

Anleihen Finder: Wo sehen Sie momentan die größten Herausforderungen und Risiken in der Versicherungsbranche und Ihrem Geschäftsmodell?

Sebastian Grabmaier: Wir beobachten in der gesamten Branche einen steigenden Druck durch Regulierung und Bürokratisierung. Dies stellt sowohl ein Risiko als auch eine Chance dar. Regulierung bedeutet stetig steigende Kosten und immer neue Anforderungen an die IT. Als starker Partner können wir unseren Kunden aber einen Großteil der Regulierungslast abnehmen und sie bei der Optimierung ihrer Prozesse unterstützen, sodass sich unsere Vertriebspartner verstärkt auf die Beratung und Vermittlung konzentrieren können. So wird aus dem Risiko Regulierung zunehmend auch eine Chance für uns. Darüber hinaus beobachten wir vermehrt Cyberangriffe auf Wettbewerber und Versicherungsunternehmen – wie gerade vor wenigen Tagen auf die Degenia, einen erfolgreichen deutschen Assekuradeur. Cyber ist sicher das größte Risko unserer Branche. Deshalb haben wir umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen und schulen unsere Mitarbeiter regelmäßig, um diese Bedrohungen zu minimieren.

„Cyber ist sicher das größte Risko unserer Branche“

Anleihen Finder: Zuletzt wurde der Einstieg der Provinzial mit bis zu 5% bei der JDC Group besiegelt. Können Sie uns das einordnen? Was bedeutet das neben zufließenden Millionen für Ihre weitere Geschäftstätigkeit und Ihre Planungssicherheit?

Ralph Konrad: Die Beteiligung der Provinzial, als Partner der Sparkassen, an der JDC Group hat für unser Unternehmen eine große strategische Bedeutung, denn das Geschäft mit den Sparkassen ist ein wichtiger Wachstumstreiber für die JDC Group. Wir haben inzwischen weitreichende Kooperationsvereinbarungen mit den drei größten öffentlichen Versicherern (VKB, Provinzial und SV), von denen zwei (VKB und Provinzial) sich sogar beteiligt haben. Im Geschäftsgebiet dieser Versicherer werden wir durch die Kooperation mit den Sparkassen im Versicherungsbereich deutlich wachsen.

Da Provinzial sich durch den Erwerb unserer eigenen Aktien beteiligt hat, sind der JDC Group AG 13 Mio. EUR Liquidität zugeflossen. Diese zusätzliche Liquidität ist für uns ein Transaktionspuffer, denn wir wollen auch zukünftig anorganisch durch Zukäufe wachsen.

Anleihen Finder: Abschließend:Was sind die weiteren Ziele der JDC Group AG? Welche Meilensteine möchten Sie in den kommenden Jahren sowohl operativ als auch unternehmensintern erreichen?

„Wollen im Jahr 2025 einen Umsatz von über 250 Mio. EUR erzielen“

Sebastian Grabmaier: Wir haben bereits seit mehreren Jahren das Ziel postuliert, dass wir im Jahr 2025 einen Umsatz von über 250 Mio. EUR und dabei ein EBITDA von mehr als 20 Mio. EUR erzielen wollen. Hier sind wir auf einem sehr guten Kurs. Wir haben bereits die Schwelle von 1 Mrd. Euro Jahresnettoprämie auf unserer Plattform erreicht und werden 2023 zwischen 350 und 450 Tausend neue Verträge auf unsere Plattform ziehen. Ein Rekordwert für uns!

Dabei wollen wir in den kommenden Jahren weiter massiv in den technischen Ausbau unserer Plattform, zum Beispiel im Bereich Artificial Intelligence (AI) investieren und unsere Spitzenposition unter den Plattfom-Anbietern halten oder sogar ausbauen.

Anleihen Finder: Herr Dr. Grabmaier, Herr Konrad, vielen Dank.

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