S2k-Leitlinie Rosazea: Phänotypbasierte Einteilung für Diagnostik und Therapie

Rötungen und sichtbare Äderchen im Gesicht, Papeln und Pusteln, Entzündungen an den Augen und Lidern: Die Symptome der Rosazea, einer weit verbreiteten chronisch-entzündlichen Hauterkrankung, sind gut erkennbar und oft aufgrund der ästhetischen Komponente eine Bürde für die Betroffenen. Die S2k-Leitlinie Rosazea der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) erläutert die neue symptomorientierte Einteilung nach Phänotypen, erklärt wie die Rosazea von anderen Dermatosen wie z. B. Akne abgegrenzt wird und welche medikamentösen, chirurgischen und photomedizinischen Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Ein Schwerpunkt der Leitlinie liegt auf der Augenbeteiligung (okuläre Rosazea) und der Rolle psychosozialer Aspekte. Die Leitlinie beinhaltet zudem Ratschläge für die Haut- und Körperpflege der Patientinnen und Patienten.

Rosazea ist eine chronisch-entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung. Genaue Zahlen zur Häufigkeit gibt es nicht. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Die Rosazea tritt meist im mittleren Alter auf und ist durch bleibende Rötung oder anfallsartig auftretende Rötung (Flush) sowie sichtbare Blutgefäße (Teleangiektasien) gekennzeichnet.

Papeln, Pusteln und auch Schwellungen können hinzukommen. Die Dermatose tritt an Wangen, Kinn, Stirn und Nase, seltener an Kopfhaut, Nacken oder im Brustbereich auf. Während anfangs die Symptome therapeutisch gut zu beeinflussen sind, werden die Schübe im Laufe der Zeit bei manchen Patientinnen und Patienten schwerer. Auch die Augen können betroffen sein. „Die Rosazea ist eine komplexe Dermatose, deren frühere Einteilung nach Subtypen obsolet ist“, betont der Leitlinienkoordinator Dr. med. Dr. rer. biol. hum. Benjamin Clanner-Engelshofen. Die neue S2k-Leitlinie empfiehlt eine symptomorientierte Einteilung nach Phänotypen. „Das ist die Basis für eine individualisierte Diagnostik und Therapie“, so Clanner-Engelshofen, Hautarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, LMU München. Vorgestellt werden in der Leitlinie die vielen Sonderformen der Rosazea und zahlreiche Differentialdiagnosen, einschließlich der diagnostischen Möglichkeiten zur Abgrenzung.

Die jetzt erschienene S2k-Leitlinie Rosazea erweitert die vorangehenden Empfehlungen. Neu ist beispielsweise das Kapitel zur Augenbeteiligung. „Von einer okulären Rosazea sind 50 Prozent der Patientinnen und Patienten betroffen. Hier gibt die Leitlinie konkrete Hinweise zur medikamentösen Therapie, aber auch – gerichtet an die Betroffenen – Tipps für eine gute Lidrandhygiene“, sagt Clanner-Engelshofen. Kapitelweise beschreiben und diskutieren die Leitlinienautorinnen und -autoren detailliert sämtliche Behandlungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung der aktuellen Studienlage: Topische Therapie, systemische Therapie, kombinierte Therapie, alternative Therapien (PDT, Laser, IPL, Chirurgie), Therapie spezieller Formen, Therapie der okulären Rosazea und dermokosmetische Maßnahmen.

An der Erstellung der S2k-Leitlinie der DDG waren neben der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und der Gesellschaft für Dermopharmazie auch die Deutsche Rosazea Hilfe e. V. beteiligt. „Das Einbinden von Patientenorganisationen in die Leitlinienarbeit ist wichtig und bildet sich auch darin ab, dass wir ein eigenes Kapitel zu psychosozialen Aspekten aufgenommen haben, die bislang weniger beachtet worden sind“, erklärt Clanner-Engelshofen. Die mit der Rosazea einhergehenden Hauterscheinungen können zu einer Stigmatisierung der Betroffenen führen, Ängste und Depressionen hervorrufen und damit die Lebensqualität herabsetzen.

Ein weiteres Kapitel ist der Dermokosmetik gewidmet. Hier erfahren Patientinnen und Patienten, wie sie selbst dermokosmetisch ihrer Haut helfen können. Die Haut sollte schonend gereinigt werden, zum Beispiel mit lauwarmem Wasser und ph-neutralen Waschsubstanzen. „Alles, was die Haut irritiert, wie starkes Reiben, Peelings und durchblutungsfördernde Stoffe, sollte vermieden werden“, betont Clanner-Engelshofen. Zu empfehlen sind weiterhin Kosmetika mit aktiven Inhaltsstoffen zur Besserung der Beschwerden und die tägliche Anwendung eines Breitspektrum-Sonnenschutzes.

Die neue S2k-Leitlinie richtet sich nicht nur an Hautärztinnen und Hautärzte, sondern enthält viele wichtige Empfehlungen für Medizinerinnen und Mediziner angrenzender Fachbereiche. „Wir würden uns freuen, wenn diese Leitlinie vor allem auch in der Allgemeinmedizin und der Ophthalmologie wahrgenommen würde“, fasst Professor Dr. med. Michael Hertl, Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), zusammen.

Zu der Leitlinie Rosazea, die auf der Webseite der DDG zum Download bereitsteht, ist zudem von der Kommission für die Qualitätssicherung in der Dermatologie eine Leitlinienimplementierungshilfe in Form einer Kurzpräsentation erschienen.

Literatur:

S2k-Leitlinie „Rosazea“ (AWMF-Registernr. 013-065). 2022.

Über Deutsche Dermatologische Gesellschaft

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) e. V. ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der deutschsprachigen Dermatologinnen und Dermatologen. Als eine gemeinnützige Organisation mit mehr als 3.800 Mitgliedern fördert sie Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Dermatologie und ihrer Teilgebiete. Die DDG setzt sich für die Förderung der klinischen und praktischen Dermatologie, Allergologie und Venerologie sowie ihrer konservativen und operativen Teilgebiete ein. Mit der Durchführung von wissenschaftlichen Veranstaltungen und Kongressen engagiert sie sich in der Fort- und Weiterbildung, sie entwickelt Leitlinien und unterstützt Forschungsvorhaben durch Anschubfinanzierungen und Förderungen. Darüber hinaus vergibt die DDG zusammen mit der Deutschen Stiftung für Dermatologie Forschungsgelder und Stipendien an vielversprechende Nachwuchsmedizinstudierende und an namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

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