Neonatologen, Pädiatrische Intensivmediziner und Infektiologen: Medizinische Versorgung von Früh- und Neugeborenen sowie intensivpflichtigen Kindern stehen beim gemeinsamen Fachkongress im Fokus

Die medizinische Versorgung von Kindern zu verbessern ist das gemeinsame Ziel von  Neonatologen, pädiatrischen Intensivmedizinern und pädiatrischen Infektiologen, die vom 19. bis 21. Mai 2022 in Aachen bei einem gemeinsamen Fachkongress zusammenkommen. Die 45. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) e. V. und die 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) e. V. ist ein hochkarätiger Fachkongress mit einer Vielzahl aktueller Themen, bei denen schon jetzt feststeht: Die kleinen Patienten werden im Mittelpunkt stehen. Erste Einblicke geben die beiden Tagungspräsidenten Prof. Dr. med. Thorsten Orlikowsky, Leiter der Sektion Neonatologie Pädiatrische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Aachen, AöR, und Prof. Dr. med. Andreas Müller, Direktor Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Bonn.  

Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Infektiologie sind traditionell eng miteinander verzahnte Spezialgebiete mit gemeinsamen Aufgaben und Diskussionsansätzen. Welche Schwerpunkte haben Sie bei Ihrer gemeinsamen Tagung gesetzt? Welche Fragen stehen aktuell im Fokus? 

Prof. Orlikowsky: Die häufigste Ursache der Frühgeburtlichkeit weltweit ist die Infektion. Die häufigste Komplikation der Frühgeburtlichkeit ist die Infektion. Auch ältere Kinder können superschnell durch Infektionen schwerkrank werden. Kinder mit zusätzlichen Bürden – etwa onkologische oder voroperierte Patienten – landen nicht selten auf unseren Intensivstationen. Frühzeitig erkannt, kann man Infektionen mit Antibiotika, Medikamenten gegen Pilze, Antimykotika, und Viren, Virostatika, behandeln. Es lassen sich impfpräventable Infektionen durch eine gute Impfstrategie sogar in vielen Fällen vermeiden. Unter unseren Fachgesellschaften traditionell gibt es ein äußerst breites Spektrum gemeinsamer Interessen. 

Prof. Müller: Das kann ich nur bestätigen. Die Veranstaltung soll dazu beitragen, Neonatologen, Intensivmediziner und Infektiologen stärker zu vernetzen. Dies ist nicht nur wichtig, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen und auszutauschen, sondern vor allem, um im klinischen Alltag die Behandlung unserer sehr vulnerablen Patientengruppen zu verbessern. Schnelle und frühzeitige Diagnostik von Infektionen mit neuen Biomarkern und rationaler Einsatz von Antibiotika auf unseren Kinderintensivstationen sind Beispiele für Schwerpunkte unseres interdisziplinären Kongresses. 

Bei der Vielzahl intensivmedizinischer und infektiologischer Themen mit Pro- und Contra-Veranstaltungen und freien Vorträgen in gemeinsamen Sitzungen und Symposien der beiden Fachgesellschaften wird ein intensiver Austausch mit spannenden neuen Erkenntnissen in allen Bereichen erwartet…  

Prof. Orlikowsky: Ich freue mich auf alles. Vor allem, nach 2 Jahren der virtuellen Meetings die Teams hier in Aachen „leibhaftig“ begrüßen zu dürfen. Wir haben unter anderem Punkte wie „Therapiebegrenzungen bei schweren Erkrankungen“ und „Praktische Aspekte bei der Erstversorgung von Frühgeborenen“ im Programm. Oft stellt sich heraus, dass sich die Punkte „Pro“ und „Contra“ gar nicht so eindeutig trennen lassen. 

Prof. Müller: Für mich ist vor allem die Aufarbeitung der Covid-19-Pandemie ein wichtiges Thema. An der Pandemie mit ihren medizinischen und sozialen Konsequenzen für unsere Kinder kommen wir nicht vorbei. Deshalb haben wir Frau Prof. Sandra Ciesek zum Eröffnungsabend eingeladen. Sie wird den Festvortrag zum Thema halten. Darauf freue ich mich besonders. 

Wie begegnen die beiden Fachgesellschaften der aktuellen Herausforderung im Umgang mit neuen Infektionskrankheiten? 

Prof. Orlikowsky: Im Bereich der Diagnostik sind dies systematische Untersuchungen zu neuen diagno-stischen Verfahren, unter anderem PCR-Verfahren, die mit noch größerer Vorhersagewahrscheinlichkeit Infektionen ausschließen oder bestätigen. Im Bereich der Therapie ist das vor allem der sorgfältige Einsatz und Umgang mit Antibiotika – Stichwort „antibiotic stewartship“ – sowie Fragen der Arzneimittelsicherheit AMTS, der wir auf unserem Kongress breiten Raum geben. 

Prof. Müller: Ich denke, die Pandemie hat gezeigt, dass eine breitere Diskussion um den Schutz vor neuen und alten Infektionen in den Fachgesellschaften und der Gesellschaft notwendig ist. Zum Beispiel „Hygiene“ ist nun nicht mehr nur Thema für Krankenhäuser und Arztpraxen, sondern bedarf einer  breiteren Aufklärung der Bevölkerung. Die aktuellen Diskussionen gehen natürlich weiter um  Infektionen mit multiresistenten Erregern, aber auch um den Einsatz neuer Antibiotika und natürlich wieder um Präventionskonzepte. Hierzu wird es eine Reihe von Symposien auf unserem Kongress geben. 

Pflegerelevante Themen sind verstärkt in der aktuellen Diskussion. Welche Anstrengungen sind notwendig, um qualifiziertes Personal zu gewinnen, zu halten und die interprofessionelle Kommunikation zu optimieren? 

Prof. Orlikowsky: Wir haben dazu Schwerpunkte auf unserem Kongress, welche genau diese Fragen beleuchten. An dieser Stelle hervorzuheben ist, dass auch die Pflegenden in interdisziplinären Vorträgen und Workshops u.a. zu diesen Themen Beiträge liefern. Wenn sich bei der Tagung ein „Wundermittel“ herauskristallisiert, werden wir gesondert berichten. Da unsere Fachgebiete essentiell von qualifiziertem Personal abhängig sind, haben wir diesen Punkt besonders auf dem Schirm. 

Prof. Müller: Wie wir junge Menschen für den Pflegeberuf gewinnen, wird das Thema heute und in der Zukunft sein. Die Attraktivität dieses Berufes wollen wir auf dem Kongress herausstellen. Aber auch im ärztlichen Bereich leiden wir schon heute unter Personalmangel. Gerade auf unseren Intensivstationen mit vielen Nachtdiensten sind neue Ideen notwendig, um für Ärztinnen und Ärzte interessant zu bleiben. Zu diesen Themen haben wir eine Podiumsdiskussion geplant. 

Welches sind die besonderen Anliegen, weitere interdisziplinäre Aspekte und wichtige Fragen des gemeinsamen Fachkongresses?  

Prof. Orlikowsky: Zunächst fragen wir uns: Was hat COVID mit uns, unseren Teams, unseren Patienten gemacht? Neben den Neuentwicklungen in den Fachgebieten gibt es etliche Workshops und „hands on“-Seminare, die gerade unseren jüngeren Kolleginnen und Kollegen dabei helfen sollen, neue Techniken   in ihren Kliniken zu etablieren. Dazu gehört zum Beispiel die schonende Applikation von Surfactant, einem in der Neonatologie enorm wichtigen Substanz wie zum Beispiel LISA. Auch im Bereich der Pädiatrischen Intensivmedizin finden sich zahlreiche Themen, zum Beispiel Telemedizin. Ebenso werden aber Gebiete wie „künstliche Schwangerschaft“, „kontaktloses Monitoring“, „Musiktherapie“, „KI“, etc. behandelt, um nur einige zu nennen. Weitere Punkte sind die Einflüsse der Demographie auf unsere Fachgebiete, auf unsere Teams, auf unsere Patienten und deren Eltern sowie aktuelle gesundheitspolitische Themen wie zum Beispiel G-BA. 

Prof. Müller: Einige interdisziplinäre Aspekte wurden ja im Laufe dieses Gespräches schon genannt. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir durch Covid-19 viele Themen vernachlässigt haben. Deshalb freue ich mich auch auf altbewehrte Themen wie Infektionen der oberen und unteren Atemwege, die nach aktuellen Stand neu beleuchtet werden. 

Mit Blick auf die wissenschaftliche Weiterentwicklung und auch auf die Interaktion zwischen den einzelnen Fachdisziplinen – was muss sich ändern, damit die Versorgung in den Kliniken für die Kinder weiter verbessert werden kann? 

Prof. Orlikowsky: Wir brauchen die gemeinsamen Jahreskongresse und Fortbildungsveranstaltungen, um interdisziplinär klinische Studien zu den „brennenden Themen“ zu konzipieren, welche in vielen Zentren (multicenter) mit der notwendigen Fallzahl und der Durchführungsqualität (doppelt geblindet) den modernen Erfordernissen unserer Patienten genügen kann (ROCT). Ebenso notwendig ist die Translation von Grundlagenforschung beider Fächer in die Klinik, „from bench to bedside“. Ein vielversprechender Ansatz ist die Interaktion zwischen Immunsystem und dem Stoffwechsel (Immunmetabolismus) sowie das Mikrobiom. 

Prof. Müller: Ich denke, wir brauchen eine deutlich bessere Finanzierung der pädiatrischen Wissenschaften. Als Kinderärztinnen und Kinderärzte behandeln wir eine Vielzahl von seltenen Erkrankungen. Dies bedarf sehr viel Zeit in der klinischen Versorgung und noch mehr in der wissenschaftlichen Aufarbeitung. Dies sollte die Politik endlich verstehen und sich für eine ausreichende Grundfinanzierung der gesamten Kinderheilkunde, aber insbesondere der universitären Pädiatrie einsetzen.  

Wir bedanken uns herzlich für das Interview!  

Alle Informationen und das Kongressprogramm finden Sie unter www.gnpi-dgpi-tagung.de.  

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